Erding:Erstmals Demonstrantion auf dem Flughafengelände

Gegner der dritten Startbahn haben zum ersten Mal im Munic Airport Center demonstriert. Möglich gemacht hat das ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts.

Johann Kirchberger

Erstmals seit seiner Gründung hat das Aktionsbündnis "Aufgemuckt" am Samstag direkt auf dem Flughafengelände seinen Unmut über die Erweiterungspläne zum Ausdruck gebracht. Die Aktivisten rollten im Munic Airport Center (MAC) Transparente gegen den Bau einer dritten Startbahn aus und verteilten Flugblätter. FMG-Ordnungsleute und Polizei beobachteten das Geschehen nur am Rande. Möglich gemacht hatte die Aktion ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, wonach es sich bei einem Flughafengelände um einen öffentlichen Raum handle, auf dem das Recht der freien Meinungsäußerung erlaubt sein müsse.

Erding: Am Wochenende haben Mitglieder des Aktionsbündnisses ''Aufgemuckt'' erstmals auf dem Flughafengelände gegen die dritte Startbahn demonstriert.

Am Wochenende haben Mitglieder des Aktionsbündnisses ''Aufgemuckt'' erstmals auf dem Flughafengelände gegen die dritte Startbahn demonstriert.

(Foto: Marco Einfeldt)

Das Häuflein der Demonstranten um die Aufgemuckt-Sprecher Hartmut Binner, Doris Kraeker und Helga Stieglmeier war zwar klein, aber trotzdem gelang es den etwa dreißig Aktivisten bis 15 Uhr mehr als tausend Flyer zu verteilen, auf denen die Argumente gegen eine dritte Startbahn aufgeführt waren: Zwei Bahnen reichten, hieß es da, um in alle Welt fliegen zu können; die Flughafen GmbH habe jetzt schon 2,5 Milliarden Schulden; die Zahl der Starts und Landungen sei rückläufig; das Geld sollte besser in einen Fernbahnanschluss gesteckt werden; eine dritte Startbahn würde Lärm und Dreck um 60 Prozent steigern; die Menschen im Flughafenumland hätten ein Recht auf eine Lebensqualität.

Die größte Aufmerksamkeit zogen aber die schwarz gekleideten Sargträger auf sich, die den Flughafen für den Tod der Kulturstadt Freising verantwortlich machten. Hartmut Binner zeigte sich "nicht nur zufrieden, sondern begeistert" über den Verlauf der Aktion. 99Prozent der Leute hätten Verständnis für die Startbahngegner gezeigt, sagte er. "Wir haben ihnen klar machen können, dass sie auch in den Urlaub fliegen können, wenn es nur zwei Bahnen gibt."

Erfreut äußerte sich Binner auch darüber, dass es keine Zwischenfälle gegeben habe. Die Polizei habe lediglich darauf aufmerksam gemacht, dass die Flugreisenden nicht behindert werden dürften, "und das haben wir auch nicht getan". Für ihn stehe deshalb fest: "Das machen wir wieder." Dass es ruhig ein wenig mehr Leute hätten sein dürfen, um die Flugblätter zu verteilen, räumte Binner ein. Bei wechselnder Besetzung seien aber bis 15 Uhr stets 20 bis 30 Vertreter der Bürgerinitiativen anwesend gewesen. Das habe gereicht, um auf sich aufmerksam zu machen.

Am Aschermittwoch steht die nächste Aktion der Startbahngegner an. Allerdings verzichtet man darauf, bei den Kundgebungen von CSU und FDP vertreten zu sein. Binner: "Wir haben es satt, unsere Aktionen beim Politischen Aschermittwoch der Regierungsparteien wie an einer Betonwand wirkungslos verpuffen zu lassen." CSU und FDP wirft er "wirtschaftliche Verblendung" vor. Lediglich bei der SPD habe man noch Hoffnung auf "argumentative Einsicht".

Die 84 Abgeordneten von CSU und FDP, die kürzlich einen Antrag von Grünen und Freien Wähler abgelehnt und sich für die dritte Startbahn ausgesprochen hätten, sollen dafür in ihren Wohnorten mit einem Fluglärmgenerator "heimgesucht" werden. "Wir wollen ihnen den zusätzlichen Fluglärm vorführen, den sie uns verordnen wollen."

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