Klaus L. ist seit 35 Jahren alkoholkrank. Jede Woche fährt er zwei bis drei Mal von München nach Erding und besucht dort die Kontakt- und Begegnungsstätte (KoB) von Prop e.V. Hier findet er Halt und Unterstützung. Seit Mai gibt es die KoB an der Landshuter Straße. Am Dienstag wurde die offizielle Eröffnung mit zahlreichen Besuchern gefeiert. Am Eingang saß Klaus L. und führte gewissenhaft die lange Gästeliste.
Viel Holz, weiße Wände, viel Licht: Die Räume an der Landshuter Straße sind hell und freundlich eingerichtet. An den weißen Wänden hängen Arbeiten der KoB-Besucher. Es gibt eine Küche mit einem großen Holztisch, ein Wohnzimmer mit gemütlichem Sofa und Fernseher, ein Zimmer mit Kicker und Tischtennisplatte, eine kleine Wertstatt und ein Nähzimmer. Die Kontakt- und Begegnungsstätte biete Menschen mit Suchterkrankung die Möglichkeit, ihrem Tagesablauf wieder eine Struktur zu geben, betonte Einrichtungsleiterin Petra Helsper. Sei es durch Gespräche, gemeinsame Mahlzeiten und Ausflüge oder Bastelstunden.
Zehn bis 15 Menschen mit einer Suchterkrankung nutzen aktuell das Angebot in Erding, berichtet Teresa Huber, die mit Petra Helsper die Erdinger KoB betreut. Zum Team gehört neben Tom Schaller auch die Kunsttherapeutin Gabi Petersell. Und da ist dann noch Holly. "Unser Mischlingshund begrüßt jeden Besucher freudig und das tut vielen sehr gut", sagt Petra Helsper.
"Wir können Anregungen und Impulse geben, die Richtung des Wegs liegt immer in der Entscheidung des einzelnen", betonte sie. Doch jede Entscheidung werde akzeptiert. "Unser Angebot steht allen Menschen offen", fügte sie hinzu. Jeder könne zu den Öffnungszeiten vorbeischauen. "Wer will, kann auch anonym bleiben", so Helsper. "Für mich ist das hier meine emotionale Anlaufstelle", sagt Klaus L. Sein Leben lang werde er mit seinem Alkoholproblem leben müssen, sagte er, das wisse er. Was ihm an der KoB so gut gefalle, sei der Respekt, mit dem die Besucher behandelt würden. "Man wird so akzeptiert, wie man ist." Alles beruhe auf Freiwilligkeit. Niemand müsse sich rechtfertigen, "auch dann nicht, wenn man einen Rückfall hat", sagt Klaus L. Vor einiger Zeit war es bei ihm so weit, sagt er. Nach einem Rückfall musste ins Krankenhaus. "Das Team hat sich nach mir erkundigt und mich motiviert", erzählt er. "Das hilft einem sehr. Man weiß, man fällt nicht ins Bodenlose."
Die neue Kontakt- und Begegnungsstätte ist die neunte ihre Art in Oberbayern und wird vom Bezirk Oberbayern finanziert. Das Netz sei leider nicht flächendeckend in Oberbayern, bedauerte Czerny. Daher könne sich Erding über "ein kleines Privileg" freuen. Wie Czerny weiter sagte, arbeitet die KoB in Freising bereits seit 2009 sehr erfolgreich. "Wir konnten Menschen Stabilität im Alltag geben und so die Spirale nach unten aufhalten." Das Ziel sei, "neue und abstinente Perspektiven" zu schaffen. Die Dritte Landrätin Gertrud Eichinger (SPD) war von den "einladenden Räumen" ganz begeistert. Hier fühle man sich herzlich willkommen, lobte sie. Sie hoffe, dass viele Menschen das Angebot annehmen werden. Im Namen der Stadt begrüßte der Zweite Bürgermeister Ludwig Kirmair die neue Einrichtung. Wenn es den Prop e.V. nicht geben würde, müsste man ihn schnell gründen.
Die Kontakt- und Begegnungsstätte befindet sich an der Landshuter Straße 15, Innenhof letzter Eingang links. Die Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 9 bis 15 Uhr, Freitag von 9 bis 13 Uhr. Am Freitag, 27. November, wird in den Räumen ein Theaterstück zum Thema Armut und Ausgrenzung aufgeführt. Beginn ist um 18.30 Uhr.