Erding:SPD ohne OB-Kandidat

Hans Schmidmayer zieht sich aus dem Wettbewerb um das Amt des Oberbürgermeisters zurück. Sein Sohn ist Anfang Dezember schwer verunglückt, die Familie unterstützt ihn bei der Reha

Florian Tempel

Hans Schmidmayer (SPD) zieht seine Kandidatur für das Amt des Erdinger Oberbürgermeisters zurück. Am 1. Dezember, vier Tage nach seiner Nominierung, wurde sein Sohn bei einem Autounfall sehr schwer verletzt. "Meine Frau und ich fahren jeden Tag in die Klinik nach München, um die therapeutischen Maßnahmen durch unsere Anwesenheit zu unterstützen", sagte Schmidmayer bei einer Pressekonferenz am Freitag. "Das ist der Grund, warum ich meine Kandidatur leider nicht mehr aufrecht erhalten kann." Die Erdinger SPD wird nun ohne OB-Kandidaten in die Kommunalwahl am 16. März gehen. Schmidmayer bleibt jedoch der Spitzenkandidat der SPD auf Platz eins der Stadtratsliste. Auch seine Frau Doris kandidiert weiterhin auf der SPD-Liste.

Schmidmayers Sohn kam bei seinem Unfall am Vormittag des ersten Adventsonntags zwischen Tittenkofen und Langengeisling mit seinem Auto von der Straße ab und prallte mit seinem Wagen gegen einen Baum. Der 24-Jährige erlitt dabei ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, musste am Unfallort reanimiert werden und wurde mit einem Hubschrauber in ein Münchner Klinikum geflogen. Nach etwa einer Woche im Koma wachte er aus der Bewusstlosigkeit auf. Mittlerweile wurde er in einer andere Münchner Klinik verlegt und befinde sich im Stadium der "Früh-Reha", sagte Hans Schmidmayer.

Die schwere Verletzung seines Sohnes sei für ihn eine "nervlich und seelisch sehr schwere Belastung", sagte Schmidmayer. Zudem sähen er und seine Frau "es als unsere Hauptaufgabe an, jede mögliche Stunde mit unserem Sohn zu verbringen". Auch die Ärzte hätten ihnen gesagt, dass die familiäre Unterstützung ein sehr wichtiger Faktor bei den angelaufenen Therapiemaßnahmen sei. Unter diesen Umständen sei es unmöglich, als OB-Kandidat für die SPD Wahlkampf zu machen - "wenn, dann muss man den richtig fahren".

Schmidmayer ist Fraktionsvorsitzender der SPD im Erdinger Stadtrat und war bereits 2008 als Bürgermeisterkandidat angetreten, als er 12,5 Prozent der Stimme bekam. Seit dem Unfall seines Sohns lässt er seine Tätigkeit als Stadtrat ruhen. Er werde jedoch "in einigen Monaten" wieder mit der Stadtratsarbeit weitermachen, sagte er. Ein völliger Rückzug aus der Politik komme für ihn nicht in Frage.

Der Ortsvorsitzende der Erdinger SPD, Horst Schmidt, sagte, "natürlich muss Hans Schmidmayer in dieser Situation seine Kraft und seinen vollen Einsatz für seinen Sohn und seine Familie aufwenden - da muss die Politik Pause machen". Der Vorstand der Erdinger SPD habe am Dienstag einmütig beschlossen, "aus Respekt vor seiner Arbeit, die er als Fraktionsvorsitzender und Spitzenkandidat geleistet hat, keinen neuen OB-Kandidaten aufzustellen". Im Wahlkampf könne sich nun das SPD-Team nicht mehr hinter ihn scharen, sondern "muss selbst aktiv werden". Die dritte Bürgermeisterin der Stadt, Eva Kolenda, und Stadtrat Willi Scheib sagten, die Wahlkampfvorbereitung im Team klappe sehr gut. Am kommenden Mittwoch werde die Erdinger SPD ihr Wahlprogramm beschließen und danach vorstellten. Horst Schmidt sagte, die SPD konzentriere sich darin auf die vier Schwerpunkte "Wohnen, Verkehr, Bildung und Soziales". Weitere wichtige Themen seien Integration, Inklusion, Jugend und Senioren. Eine klare Forderung werde die Einführung eines städtischen Seniorenbeirats, "der von den anderen Parteien und Gruppierungen immer noch vehement abgelehnt wird". Die SPD will bei den Stadtratswahlen 15 bis 20 Prozent der Stimmen holen und eine absolute Mehrheit der CSU verhindern. "Der Sitzungssaal im Rathaus soll ja nicht zum Wohnzimmer der CSU verkommen", so Schmidmayer.

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