Süddeutsche Zeitung

Erding:Seltene Einblicke

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DFB-Vize Koch über seinen Umgang mit dem Terror

Rainer Koch dürfte derzeit ein gefragter Gesprächspartner sein. Er ist Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes und leitet zusammen mit Reinhard Rauball kommissarisch den Deutschen Fußball-Verband (DFB). Nicht nur hat er viel zu erzählen über die Tumulte im DFB um die Fußball-WM 2006 in Deutschland sowie die Korruptionsaffäre in der Fifa (die Koch, wie er sagte, in Deutschland sowie im Weltverband vorbehaltslos aufgeklärt sehen will); Koch hat aber auch in den vergangenen Monaten mit der Terrorgefahr zu tun gehabt. Er war im November bei den Terroranschlägen in Paris mit der Nationalmannschaft im Stadion mit dabei und einige Tage später auch in Hannover, als ein Länderspiel wegen Terrorgefahr abgesagt werden musste.

Beim CSU-Neujahrsempfang am Mittwoch in Erding sprach Koch offen über seinen persönlichen Umgang mit dem Terror. In seiner Haut möchte man nicht stecken: Sollte wirklich eine Terrordrohung eintreffen, muss auch Koch als Spitzenfunktionär eine Entscheidung treffen. So sei es kürzlich geschehen, sagte er. Bei einem Fußballspiel, bei dem auch ein Regierungsmitglied dabei war (es fand nicht in München statt), sei eine Bombendrohung eingegangen. In der 75. Spielminute würde eine Bombe in einer Kurve hochgehen. Es folgte eine Krisensitzung, Polizei, das Regierungsmitglied, Terrorexperten, und er mittendrin. 15 Minuten hatte man Zeit, danach hätte man das Stadion nicht mehr ordentlich räumen können, Panik wäre vielleicht ausgebrochen. Schließlich dann die Entscheidung, das Spiel laufen zu lassen. Froh sei er gewesen, sagte Koch, als das Spiel schließlich in die achtzigste Minute ging - und nichts passierte.

Und hat er jetzt viel Angst? Da habe er erst einmal überlegen müssen, sagte Koch in der Stadthalle am Mittwochabend. Eigentlich könne er ziemlich genau sagen, wann er Angst gehabt habe: vier Minuten lang nämlich. Es waren diese vier Minuten, die er und seine Begleiter gebraucht hatten, um zu Fuß vom Stadion in Hannover zum Hotel zu gelangen. Menschen links von ihm, und Menschen rechts von ihm, und jeder könnte ein Selbstmordattentäter sein.

Eines stellte Koch klar: Bei Großveranstaltungen wird das Risiko in Zukunft nicht geringer werden. "Die Terrorgefahr ist allgegenwärtig", sagte er.

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SZ vom 08.01.2016 / webe
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