Erding:Schonend für den Geldbeutel und flächensparend

Erding: "Warum sollte es dafür keine Mehrheit geben?", fragte sich der Grünen-Sprecher Günther Kuhn.

"Warum sollte es dafür keine Mehrheit geben?", fragte sich der Grünen-Sprecher Günther Kuhn.

(Foto: Peter Bauersachs)

Grüne Ideen zum Immobilienmarkt: Künftig sollen Gemeinschaften von Bauherren Wohngebiete verwirklichen, und auf Einkaufsmärkte könnten ein oder zwei Stockwerke für Wohnungen draufgesattelt werden

Von Antonia Steiger, Erding

Der wachsende Druck auf den Erdinger Immobilienmarkt lässt die Politik nicht ruhen. Jetzt haben die Grünen einige neue Ideen entwickelt. Sie schlagen unter anderem vor, dass Wohngebiete nicht mehr über Bauträger, sondern über Bauherrengemeinschaften verwirklicht werden sollen. Ein Modell, das vor allem in Großstädten angewandt wird. Doch auch in Fürstenfeldbruck gibt es ein Projekt, in dem sich Bauherren zusammentun, um Wohnungen für 30 Familien zu errichten. Die Kostenersparnis liege bei etwa 15 Prozent, sagte der Grünen-Stadtrat Herbert Maier am Donnerstag bei einem Pressegespräch. Demnächst möchten die Grünen dieses Konzept einem größeren Publikum präsentieren.

Dass diese Art von Wohnungsbau günstiger ist, liegt laut Maier daran, dass ein Bauträger nicht mehr benötigt wird, der Wohnungen und Häuser schon vermarktet, bevor sie überhaupt gebaut werden, und dabei auch noch einen Puffer im Preis einbaut. Bauherrengemeinschaften weisen dagegen in die Zukunft, davon ist Helga Stieglmeier überzeugt. "Es sind neue und experimentelle Wohnformen denkbar." Gespart wird auch bei der Grunderwerbssteuer und bei den Notarkosten, wenn ein Interessent nicht das komplette Haus, sondern nur ein Grundstück kauft, auf dem noch kein Haus steht. Im Gegensatz zu den weiteren Ideen der Grünen ist dieses Modell auch ohne Zustimmung der Politik denkbar. Vorteilhaft sei es jedoch, wenn die Bauverwaltung den Prozess begleitet, sagte Maier, der aufgrund der größeren Meinungsvielfalt auch einen längeren Zeitraum beansprucht.

Eine Mehrheit im Stadtrat müssten die Grünen für die Umsetzung einer anderen Idee gewinnen: Statt weiteren Flächenfraß hinzunehmen durch immer neue einstöckige Gewerbebauten wollen die Grünen, dass auf Einkaufsmärkten ein oder zwei Stockwerke für Wohnungen gebaut werden. Den Grünen zufolge hat es bereits ein Gespräch mit einem möglichen Investor gegeben, der sich für diese Idee aufgeschlossen gezeigt habe. Maier schränkte aber ein: "Das geht nur bei Neubauten. Schon bestehende Gebäude können kaum aufgestockt werden, weil sie meist in Leichtbauweise errichtet werden." Einfach ein Stockwerk draufsetzen, gehe aus statischen Gründen nicht. Die Stadtpolitik müsste für ein solches Projekt jedoch auch den Flächennutzungsplan ändern: Aus einem reinen Gewerbegebiet müsste ein Mischgebiet werden, in dem Wohnungen erlaubt sind. "Warum sollte es dafür keine Mehrheit geben?", fragte sich der Grünen-Sprecher Günther Kuhn. Das Gewerbegebiet in Aufhausen ließe sich auf diese Weise aufwerten, sagte Stieglmeier. "Dort gibt es alles für den täglichen Bedarf, die S-Bahn ist nahe, und auch der Weg ins Naherholungsgebiet bei Wörth ist kurz."

Das dritte Projekt der Grünen läuft auf eine Verfeinerung der sozialen Bodennutzung (Sobon) hinaus, für die der Stadtrat ein Konzept bereits genehmigt hat, das die Rathausverwaltung derzeit ausarbeitet. Kern von Sobon ist, dass Investoren einen Teil eines neuen Wohngebietes unter Marktpreisen anbietet. Ihnen soll aber auf jeden Fall ein Drittel des Wertzuwachses bleiben, der dadurch entsteht, dass einstiges Ackerland zu Bauland wird, indem Verwaltung und Politik einen Bebauungsplan erarbeiten und verabschieden. Derzeit sieht Sobon vor, dass auf 30 Prozent der Fläche Wohnungen unter Marktpreisen gebaut werden. Die Grünen wollen, dass dies auf 40 Prozent der Fläche passiert. Außerdem soll festgeschrieben werden, dass und wie viel Mietwohnungen entstehen sollen. Die Stadt München hat laut Kuhn keine guten Erfahrungen damit gemacht, diese Entscheidungen den Investoren zu überlassen. "Dann kommen nämlich 100 Prozent Eigentumswohnungen heraus." Des weiteren will Kuhn, dass Mietwohnungen nicht zu Eigentumswohnungen werden dürfen, wenn die Bindungsfrist abläuft. Diese Frist liegt in einem ersten Konzept bei 25 Jahren. Wenn Sobon zur Abstimmung steht, werde die Grünen jedoch vorschlagen, sie auf 40 Jahre zu erhöhen.

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