TheaterAls resolutes „Nannerl“ zurück auf der Erdinger Bühne

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Désirée Siyum lässt sich als Nannerl nichts gefallen, schon gar nicht vom „Bäda“ (Tom Taran, früher Ditz) im Stück „Oh heiliger St. Benedict“.
Désirée Siyum lässt sich als Nannerl nichts gefallen, schon gar nicht vom „Bäda“ (Tom Taran, früher Ditz) im Stück „Oh heiliger St. Benedict“. (Foto: Hansi Kraus/Stadthalle Erding)

Désirée Siyum ist gebürtige Erdingerin mit äthiopisch-deutschen Wurzeln.  Sie gehört zum Ensemble des bayerischen Wirtshaustheaters Iberlbühne und kommt nun mit einem Gastspiel wieder einmal in ihre Heimatstadt.

Von Regina Bluhme, Erding

Treffpunkt ist im Café gleich um 9 Uhr früh. Désirée Siyum hat ihren Sohn gerade in die Kita gebracht und ist nun bereit für ein Gespräch über ihr aktuelles Theaterprojekt. Die Schauspielerin steht nach längerer Zeit wieder einmal in ihrer Geburtsstadt Erding auf der Bühne: Sie gastiert mit der Iberlbühne in der Stadthalle als resolut-liebenswerte Nannerl im Stück „Oh heiliger St. Benedict“.  Die Wege des Herrn können mitunter verschlungen sein, auf der Bühne, aber auch im echten Leben.

Eine Schauspielkarriere stand jedenfalls zunächst nicht auf dem Plan. „Ich wollte immer Lehrerin werden“, sagt die 44-Jährige. Nach dem Abitur in Erding hat sie erst einmal mit dem Studium der Theaterwissenschaften, Germanistik und Pädagogik begonnen. Durch Zufall kam sie an eine Statistenrolle, wurde schließlich für eine Nebenrolle in der ARD-Serie „Marienhof“ gecastet. Ein Jahr lang blieb sie dabei. Kurz vor Abschluss des Studiums kam die Zusage der Neuen Münchner Schauspielschule. Sie entschied sich für die Schauspielerei. Die Eltern waren nicht begeistert.

Die Erdingerin hat Theater gespielt, Radio- und TV-Sendungen moderiert, Werbung gedreht, in einigen TV-Produktionen mitgespielt und sie ist gerne mit dem Kulturmobil Niederbayern unterwegs. „Heimatdialekt: Bairisch“ ist in ihrer Setkarte vermerkt. Mit Talent und ihrem Bairisch hat sie es schließlich ins Ensemble der bekannten Iberlbühne geschafft. Seit 2011 gehört sie diesem „Bayerischen Wirtshaustheater“ an, gegründet 1966 von Schauspieler und Regisseur Georg Maier. Seit 2014 hat die Iberlbühne im Augustiner in der Münchner Innenstadt ihre feste Spielstätte.

Mit ihren deutsch-äthiopischen Wurzeln komme sie nicht unbedingt typisch bayerisch rüber, und das sei mitunter Thema in den Sozialen Medien, sagt Désirée Siyum, darauf angesprochen. Dort tauchten schon verletzende Kommentare auf, erst vor Kurzem wieder. In den letzten zehn Jahren habe sich einiges verändert, so Siyum. Aber dann muss sie doch schmunzeln, wenn sie von der Zuschauerin erzählt, die sich nach einem volkstümlichen Stück bei ihr erkundigt hat, wo sie denn so gut Bairisch gelernt habe. „‚Ich red' immer so!‘ hab' ich geantwortet.“

Désirée Siyum probt bereits fürs nächste Projekt „Krimidinner“. Fürs Gespräch nimmt sie sich gern Zeit.
Désirée Siyum probt bereits fürs nächste Projekt „Krimidinner“. Fürs Gespräch nimmt sie sich gern Zeit. (Foto: Regina Bluhme/oh)
Die Schauspielerin gastiert mit der Iberlbühne am 4. Oktober in der Stadthalle Erding.
Die Schauspielerin gastiert mit der Iberlbühne am 4. Oktober in der Stadthalle Erding. (Foto: Hansi Kraus/Stadthalle Erding)

Grundsätzlich liebe sie ihren Beruf, „ich würde ihn immer wieder wählen“, sagt die Schauspielerin, die heute im Gemeindebereich von Bockhorn lebt.  Kein Tag sei wie der andere, „immer neue Kollegen und auf jeden Fall immer ein anderes Publikum“. Die Iberlbühne hebe sich vom typischen Bauerntheater ab, fügt sie hinzu, „denn es steckt immer eine Geschichte dahinter“. Allerhand Verstrickungen sorgten dafür, dass „die Zuschauer nicht von Anfang an wissen, wie es am Ende ausgeht“.

Das Stück „Oh heiliger St. Benedict – oder Die Wege des Herrn“  erzählt die Geschichte von Pfarrer Benedict, dessen Alltag plötzlich aus den Fugen gerät. Der Mesner kündigt, die Köchin verlässt ihn, das Kirchendach droht einzustürzen und dann schneien auch noch unerwartete Gäste herein. Zwei Gauner, die es auf eine wertvolle Holzfigur abgesehen haben, und Nannerl, eine junge Frau, die beim Pfarrer Zuflucht sucht. Neben Désirée Siyum stehen unter anderem Markus Neumaier als Pfarrer Benedict, Tom Taran (früher Ditz) als Bäda und Rupert Mitterer als dessen Spezl Andrä auf der Bühne. Regie führt Markus Neumaier.

Wie sich am Ende zeigt, vertraut Pfarrer Benedict zu Recht auf die Wege des Herrn – und ein bisschen auch auf seine eigene Bauernschläue.

„Oh heiliger St. Benedict“, Volkstheater mit der Iberlbühne, Samstag, 4. Oktober, 20 Uhr (Einlass 18.30 Uhr), Stadthalle Erding. Weitere Infos und Karten unter Telefon 08122/9907-12, WhatsApp: +49 1520 6922129  (werktags) oder ticket@stadthalle-erding.de

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