Süddeutsche Zeitung

Bahnlinie München-Freilassing:Ringschluss soll erneut diskutiert werden

Die "Erding jetzt"-Fraktion kämpft für ein Umdenken beim S-Bahn-Ringschluss - und will einen Antrag im Stadtrat einbringen. Die Südtrasse gewinnt damit an Befürwortern.

Florian Tempel

Erdings Bürgermeister Max Gotz (CSU) beharrt kategorisch auf den bisherigen Plänen zum Erdinger Ringschluss mit einem Kreuzungsbahnhof auf dem Fliegerhorstgelände. Die Freien Wähler von "Erding jetzt" favorisieren dagegen ganz massiv und offensiv eine so genannte Südeinschleifung und die Beibehaltung des jetzigen Bahnhofstandorts. Nach der SPD, die ebenfalls einer Südeinschleifung Positives abgewinnen kann, sieht "Erding jetzt" die vom bayerischen Verkehrsministerium bevorzugte Variante als eindeutig besser als eine Nordeinführung einer Walpertskirchener Spange an.

Der Stadtrat müsse noch einmal offen über die Streckenführung und den Bahnhofstandort diskutieren, forderten Vertreter von "Erding jetzt" in einem Pressegespräch. Ein entsprechender Antrag soll in Kürze im Stadtrat eingebracht werden. Am Ende der Diskussion würde die sachliche Abwägung aller Argumente die Mehrheit von den Vorteilen einer Südeinschleifung überzeugen. Die Fraktion von "Erding jetzt" wähnt die SPD, Teile der UWE und auch der CSU bereits jetzt auf ihrer Seite.

Der von Gotz angekündigte Konfrontationskurs gegen das Verkehrsministerium sei nur emotional verständlich, sagte Stadtrat Hans Egger. "Ich verstehe, dass es schwer ist, sich von der alten Position zu lösen." Das sture Beharren "auf einer Lösung, die ganz offensichtlich vom Tisch ist", bringe jedoch "für die Gesamtproblematik nur eine Vergiftung der Atmosphäre" und verspiele die Aussicht auf "Zugeständnisse" seitens des Freistaats.

Andere Vorstellungen als das Ministerium

"Erding jetzt" stellt sich allerdings eine Südeinschleifung deutlich anders als das Ministerium vor. Eine Walpertskirchener Spange sei vollständig entbehrlich. Südlich von Ottenhofen könnten die Bahnlinie München-Mühldorf mit einer relativ kurzen Kurve in die S-Bahnstrecke eingefädelt werden. Die Fahrtzeiten der Regionalzüge wären zwar länger, dafür würden jedoch "erhebliche Eingriffe in die Natur" im Schwillach- und Sempttal und dem Wörther Moos minimiert. Ein zweiter Punkt sieht vor, die S-Bahnhöfe Altenerding und Aufhausen aufzulösen und auf Höhe der Firma Riemerschmid einen neuen Bahnhof zu bauen.

Hier sollte dann, neben der Münchner Straße und den Gleisen, ein großer Parkplatz für Pendler errichtet werden, der verkehrsgünstig von der B388 aus zu erreichen wäre. Durch die Auflösung der Bahnhöfe Aufhausen und Altenerding ergäben sich zwei weitere positive Möglichkeiten: Der Bahnübergang in Aufhausen könnte wegfallen und durch eine weitere südlich gelegene Brücke über die Gleise ersetzt werden, um weiter die Zufahrt zum Gewerbegebiet Süd zu gewährleisten. Die Staatsstraße von Sankt Koloman aus sollte außerdem durchgehend parallel östlich der Gleise bis zum angrenzenden Gewerbegebiet neu gebaut werden.

Wenn es den Bahnhof in Altenerding nicht mehr geben würde, könnte der Gleistunnel oder der gedeckelte Trog bereits etwa einen Kilometer weiter südlich beginnen, was mehr neue oberirdische Flächen brächte. Ein "zentrumsnaher" ausgebauter Erdinger Bahnhof am bisherigen Standort sei zudem besser als ein Bahnhof auf dem Fliegerhorstgelände. Auch ein S-Bahnhalt "Schwaigermoos" sei so besser zu rechtfertigen. Es sei wünschenswert, da Pendler aus dem Norden und Westen des Landkreises bereits dort auf die S-Bahn umsteigen könnten.

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SZ vom 28.08.2010/afis
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