Erding:Randalierende Asylbewerber

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Die Polizei hat einen Zeugenaufruf zu dem Straßenraub gestartet. (Foto: Toni Heigl)

Mit allen verfügbaren Kräften bändigt die Polizei in der Innenstadt Flüchtlinge, die Passantinnen belästigen. Dienstgruppenleiter verteidigt Vorgehen gegen Kritik: "Beamten haben sich absolut korrekt verhalten"

Von Antonia Steiger, Erding

Gewaltausbrüche von Asylbewerbern haben am Wochenende die Polizei in Atem gehalten. Die schlimmsten Ereignisse haben sich am Samstagabend in Erding zugetragen, wo Asylbewerber nicht nur den Weihnachtsbaum beschädigten, sondern auch Passantinnen belästigten. Wie die Polizei mitteilt, hatten junge Männer aus anderen Teilen Bayerns einen Asylbewerber in Erding besucht und mit ihm gefeiert und getrunken. Die Polizei schickte sieben Streifenwagen in die Innenstadt. Dienstgruppenleiter Florian Leitner betont, die Beamten hätten sich korrekt verhalten. Damit reagiert er auf die Reaktionen einzelner, die Leitner zufolge der Polizei Ausländerfeindlichkeit vorgeworfen hatten.

Polizei und Helferkreis schlichten

Schon am Freitagabend wurden Beamte in eine Unterkunft nach Moosinning gerufen, wo Flüchtlinge aus Sierra Leone wohnen, unter anderem zwei Kinder von sechs und zehn Jahren, deren Eltern in Landsberg am Lech untergebracht sind, Die Kinder werden von einer 20-jährigen Tante betreut, die mit den streitenden Geschwistern überfordert sei, wie die Polizei schreibt. Die Polizei und der Helferkreis mussten am Freitag schlichten, aber auch am Samstag musste die Polizei zwei Mal nach Moosinning fahren, wo es zu einer Bedrohung mit einem Messer und zu einer gefährlichen Körperverletzung gekommen war; andere Asylbewerber hatten die 20-Jährige attackiert. Noch schwieriger wurde es für die Beamten, als sie anschließend in einer Erdinger Unterkunft eingreifen mussten und dann in die Innenstadt gerufen wurden.

Die Beamten der Nachmittagsschicht mussten ihren Feierabend verschieben und nochmals mit den Kollegen der Nachtschicht ausrücken. Auch der Einsatzzug mit zwei Streifenwagen und zivilen Kollegen wurde in die Innenstadt beordert. Bei der Gruppe handelte es sich um einen 25-jährigen Asylbewerber aus Erding und sechs Asylbewerber zwischen 17 und 25 Jahren, die aus ganz Bayern nach Erding gekommen waren, um mit dem 25-Jährigen zu feiern.

Angetrunken und pöbelnd

In angetrunkenem Zustand seien sie pöbelnd vom Schrannenplatz durch die Innenstadt und die Lange Zeile gezogen. Auf Höhe eines türkischen Feinkostladens stoppte eine Polizeistreife die Gruppe. Als die Personalien der Asylbewerber, die aus Afghanistan stammen, festgestellt werden sollten, seien sie aggressiv auf die Polizeibeamten losgegangen und hätten auf sie eingeschlagen. Wie Leiter erläutert, hätten sich einige geweigert, weiblichen Beamten ihre Personalien zu nennen.

Die Männer seien durch körperliche Gewalt zu Boden gebracht und gefesselt worden, zwei hätten sich erst von je vier Beamte bändigen lassen. Wie Leitner sagte, sei die Polizei dabei von etwa fünfzig Menschen beobachtet worden, die aus den Lokalen geströmt seien. "Wir mussten uns Kommentare anhören, dass wir nicht so hart vorgehen sollen", sagte Leitner. Es sei aber nicht anders möglich gewesen. Leitner war selber bei dem Einsatz dabei. Jeder Beamter versuche "sein Möglichstes", er wolle "um Verständnis für die Arbeit der Polizei bei der Bevölkerung werben". Zwei Schläger mussten die Nacht in der Haftzelle verbringen.

Platzverweis für die Innenstadt

Die anderen fünf Asylbewerber erhielten einen Platzverweis für die Erdinger Innenstadt für diesen Abend. Es sei niemand verletzt worden, betont Leitner. Um Mitternacht war der Einsatz beendet. Noch am Sonntagabend gab es eine erneute Pressemitteilung der Polizei: Aufgrund des Fehlverhaltens einiger weniger dürfe "keinesfalls ein Generalverdacht gegen Asylbewerber generiert werden".

Die beiden Schläger wurden am Sonntag wieder verlassen, die Polizei ermittelt jedoch weiter und hofft auf Zeugenaussagen unter 08122/9680. Bei Leitner und seinen Kollegen wirken die Ereignisse noch nach. "So etwas habe ich noch nie erlebt", sagte der Dienstgruppenleiter. "Ganz bewusst" habe sich die Polizei entschlossen, die Vorgänge transparent darzustellen.

© SZ vom 11.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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