Erding:Plastikblumen sind tabu

Erding: Foto: Renate Schmidt

Foto: Renate Schmidt

In der Zeit vor Allerheiligen ist für Friedhofsgärtner Hochbetrieb

Von Yvonne Ramp, Erding

Allerheiligen ist die Zeit für Innehalten und Gedenken - nur nicht in den Tagen vor dem Feiertag. "Allerheiligen ist bei uns Ausnahmesituation", sagt Caroline Schmidt von der Friedhofsverwaltung des Friedhofs St. Paul in Erding. An keinem anderen Tag sind so viele Leute zur selben Zeit am selben Ort. Nach der Andacht in der Stadtpfarrkirche um 13.30 Uhr geht der Pfarrer mit der Pfarrgemeinde zum Friedhof. "Da ist bei uns Totenstille", sagt Schmidt, "Wie in der Kirche eben". Dafür ist es kurz vor der Predigt umso lauter. Die Autos stehen bis zur Landshuter Straße im Stau, Parkplätze sind rar. Ob das für die Friedhofsverwaltung stressig ist? Nein, sagt Schmidt. Die Verkabelung der Lautsprecheranlage übernimmt eine professionelle Firma, nur die Friedhofsgärtner und -pfleger haben es an diesem Tag nicht so leicht. "Es ist fast unmöglich, den Friedhof perfekt aufzuräumen", sagt Schmidt, "Dafür fällt Allerheiligen in die falsche Jahreszeit. Unsere Pfleger sind noch am Morgen des 1. Novembers damit beschäftigt, alle Wege vom Laub zu befreien".

Schon in der Woche vor Allerheiligen werde auf dem Friedhof geputzt, gepflanzt und hergerichtet, so Schmidt. Die Grabdekoration wird aber schon viel früher bestellt. Mitte Oktober haben die meisten Gärtnereien im Landkreis Allerheiligenausstellungen, bei denen die Floristen ihre neusten Kreationen präsentieren. Die geschäftigsten und umsatzstärksten Tage sind nach wie vor die drei letzten Tage vor Allerheiligen. "Die meisten kommen am 31. Oktober", sagt Paul Hagl, Inhaber der gleichnamigen Gärtnerei. Ob es auch am 1. November noch Bestellungen gibt? Ja, heißt es aus den Gärtnereien, und das sei meistens kein Problem. "Wir haben ja die Fachleute und das Material da. In der Regel ist so ein Gesteck in einer halben Stunde fertig".

Der Trend, heißt es aus den Erdinger Gärtnereien, geht weg von Knallfarben. Natürlichkeit stehe im Vordergrund. Die Floristen arbeiten in diesem Jahr viel mit Moos, Holz und Zapfen. Blumen haben dunkle Rottöne, die mit einem gedeckten Lila oder Orange kombiniert werden. "Das geht fast schon in die orientalische Richtung und ist schön anzuschauen", heißt es. Ein absolutes Tabu für die Erdinger Floristen sind Plastikblumen. "Wir arbeiten mit hochwertigen, natürlichen Materialien." Hagl meint: "Wenn, dann verwenden wir nur Seiden- oder Schaumrosen. Aber auch die werden wenig nachgefragt".

Auch die früheren Dauerbrenner, Gestecke und Kränze, kommen langsam aus der Mode. "Die Leute wollen ihre Gräber immer mehr direkt bepflanzen. Immer weniger legen sich den üblichen Kranz aufs Grab", sagt Hagl. Die Erdinger Gärtnereien pflegen Gräber von langjährigen Kunden, über das ganze Jahr hinweg. Die Nachfrage an Pflege und Bepflanzung wird in den nächsten Jahren steigen, vermuten die Floristen. "Wir machen das wirklich mit Leidenschaft. Wenn es nötig ist, zünden wir am Dienstag auch noch die Kerzen an."

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