Süddeutsche Zeitung

Erding:Planung ohne Spielraum

Lesezeit: 2 min

Am Mittwoch präsentiert Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) die Planunterlagen für die Nordumfahrung Erding. Die Gegner aus Bockhorn rechnen nicht damit, dass an der Trassenführung zu rütteln sein wird.

Von Florian Tempel, Erding

Die Planungsunterlagen für die umstrittene Nordumfahrung Erding sind fertig. Am Mittwoch wird sie Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) der Öffentlichkeit vorstellen, bevor sie für das Planfeststellungsverfahren an die Regierung von Oberbayern geschickt werden. Mit dabei sind Vertreter des Staatlichen Bauamts Freising, ein Verkehrsgutachter sowie die Ingenieure und Landschaftsplaner, die die Einzelheiten der als Kreisstraße ED 99 geplanten Nordumfahrung ausgearbeitet haben. Die Informationsveranstaltung im Gasthaus Obermaier in Hörgersberg, Gemeinde Bockhorn, beginnt um 17.30 Uhr.

"Damit geht es schon mal los", klagt der Bockhorner Bürgermeister Hans Schreiner (Freie Wähler): "Wie kann man so etwas um 17.30 Uhr machen? Jeder der in den Arbeitsprozess eingebunden ist, hat mit dieser Zeit ein Problem." Schreiner vermutet Kalkül hinter der Terminierung am späten Nachmittag statt am Abend. Offenbar wolle "man uns nur die Pläne vorstellen, und dann aber auch schnell wieder damit durch sein".

Auch Martin Haindl von der Bockhorner Bürgerinitiative "Nordumfahrung - die vernünftigerer Alternative" erwartet nicht, dass am Mittwoch noch einmal ernsthaft diskutiert werde: "Wir werden zwar unmissverständlich unser Position klarmachen", doch "politisch ist das Thema durch". Das "Spannendste" sei zu erfahren, für welche Art von Knotenbauwerk die Planer sich entschieden haben, sagt Haindl. Westlich vom Bockhorner Ortsteil Hecken muss die ED 99 mit einer womöglich riesigen Auf- und Abfahrt an die B 388 angeschlossen werden. Von dort geht es dann nach einem Schlenker schnurgerade nach Westen, nördlich an Langengeisling vorbei bis zur Flughafentangente Ost.

Der "massive Verbrauch von wertvollem Bauernland" ist in Bockhorn neben der erwarteten Verkehrszunahme auf etwa das Doppelte des derzeitigen Aufkommens das zweite Hauptargument gegen die Nordumfahrung. Schreiner sagt, dass der Landkreis bereits Ackerflächen aufkaufe, um sie offensichtlich als Tauschgrundstücke betroffenen Landwirten anbieten zu können.

Aus Bockhorn kamen in der Vergangenheit mehrere Vorschläge für eine alternative Streckenführung. Varianten direkt über das Fliegerhorstgelände schieden jedoch aus Naturschutzgründen aus. Links und rechts neben der Startbahn leben unter anderem seltene Vogelarten wie der Große Brachvogel. Ein weiterer Vorschlag, von der B 388 kurz vor Schollbach, am Knotenpunkt mit der geplanten Südostumfahrung, eine Verbindung zur geplanten Nordanbindung zu schaffen, wurde aus Gründen der sogenannten "Verkehrswirksamkeit" abgelehnt. Auf der Nordanbindung, die als Entlastungsstraße parallel zur Alten Römerstraße nach Langengeisling verlaufen soll, würde sich der Verkehr auf bis zu 40 000 Fahrzeuge am Tag erhöhen.

Auch wenn die Nordumfahrung als Kreisstraße geplant wird, wird sie doch vor allem für die Große Kreisstadt nützlich sein. Für den Erdinger OB Max Gotz (CSU) sind die Pläne, die nun ins Planfeststellungsverfahren gehen werden, ein in sich stimmiges "Gesamtpaket". Die Stadt könne sich nicht nur Entlastung vom Durchgangsverkehr erhoffen, sondern nur mit Nordumfahrung und Nordanbindung den neuen Bahnhof und den neuen Stadtteil auf dem Fliegerhorstareal sinnvoll anschließen, wovon auch Langengeisling stark profitieren werde. Schreiner sieht ein, dass die Stadt Erding "sich nicht von der Gemeinde Bockhorn vorschreiben lassen will", wie sie ihre Zukunft plane. Anders herum nehme die Stadt aber zumindest indirekt mit ihren Plänen keine Rücksicht auf Bockhorner Interessen.

Einen Konkurrenten bei der späteren Nutzung von 60 Hektar Fliegerhorstgelände auf Bockhorner Flur hat die Gemeinde im Landkreis. Bockhorn hat Interesse, die Flächen von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) zu erwerben, um sie als Naherholungsraum, teilweise als Gewerbegebiet oder für Fotovoltaikanlagen nutzen zu können, sagt Schreiner. Die Beauftragung eines "städtebaulichen und landschaftsplanerischen Entwicklungskonzepts" steht auf der Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung. Vertreter der Bima hätten ihm versichert, so Schreiner, dass auch der Landkreis bereits Interesse an den 60 Hektar angemeldet habe. Was der Landkreis damit vorhabe, wisse er nicht - womöglich brauche er sie als Ausgleichsflächen für die Nordumfahrung.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2024978
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 01.07.2014
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.