Erding:Ölhydraulik wird verkauft

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Bucher Industries übernehmen das Altenerdinger Unternehmen. Mitbegründer und Geschäftsführer Ferdinand Kretz sieht auf diese Weise die 240 Arbeitsplätze bestmöglich gesichert

Antonia Steiger

Voller Zuversicht und Tatkraft präsentierte sich Ferdinand Kretz bei der Feier zum 50-jährigen Bestehen. Der Verkauf sei das beste für die Firma, sagt er heute. (Foto: Bauersachs)

- Eines der wichtigsten mittelständischen Unternehmen Erdings bekommt neue Eigentümer: Wie der Geschäftsführer und Mitbegründer der Ölhydraulik Altenerding, Ferdinand Kretz, am Donnerstag bekannt gab, kaufen die Bucher Hydraulics die Ölhydraulik. Bucher Hydraulics ist eine deutsche Tochter des börsennotierten Schweizer Unternehmens Bucher Industries. Bucher Hydraulics bezeichnet sich als international führender Hersteller on modernsten Hydrauliksysteme mit Produktionsstandorten und Vertriebsgesellschaften in Europa, Asien und den USA. Bucher Hydraulics hat 1700 Mitarbeiter, Bucher Industries mehr als 10 000. Der künftige Geschäftsführer des Altenerdinger Standorts, Daniel Waller, betonte in einem Pressegespräch, dass Bucher Industries das Unternehmen kaufe, um zu wachsen, nicht um zu schrumpfen. "Die Arbeitsplätze bleiben erhalten. Wir brauchen alle."

Ferdinand Kretz bleibt noch bis Ende Januar in der Geschäftsführung tätig und zieht sich dann zurück. Es war ihm am Donnerstag anzumerken, wie schwer ihm die Entscheidung gefallen war, das Unternehmen zu verkaufen. Er versicherte, dass er überzeugt davon sei, die Arbeitsplätze bestmöglich gesichert zu haben. Die Ölhydraulik Altenerding ist ein mittelständisches Unternehmen mit 240 Mitarbeitern, das weit über die Grenzen Deutschlands hinaus aktiv ist. Der sich verändernde Markt bringe aber zunehmend Anforderungen auf dem internationalen Markt, die ein Unternehmen wie das seine "an den Rand der Kräfte" bringe, sagte Kretz. Mittelständische Unternehmen sollen ihm zufolge zunehmend auch in Fernost produzieren.

Dem Wachstum in andere Marktsegmente hinein soll nun mit dem Verkauf an Bucher Hydraulics der Weg geebnet werden. Wie Waller bestätigte, gibt es gemeinsame Kunden: Beispielsweise werden Autokräne mit der Hydraulik aus Altenerding und mit Ventilen von Bucher Hydraulics hergestellt. Es gebe aber kaum Überschneidungen in der Produktpalette. Daher soll es in Altenerding auch keine Änderungen in der Fertigung geben - und auch keine Entlassungen. Der einzige, dessen Arbeitsplatz durch den Verkauf wegfällt, ist der des Geschäftsführers Anton Gallhuber, den Kretz erst im April in die Unternehmensführung geholt hatte. Das Unternehmen wird nach einer Übergangsphase in Bucher Hydraulics Erding umbenannt.

"Die Belegschaft ist geplättet", sagte Kretz über die Situation in seinem Unternehmen am Donnerstag. Die Mitarbeiter hatten die Nachricht vom Verkauf auch erst am Donnerstag erhalten. Genutzt hatte Kretz dazu den Wechsel zwischen Früh- und Spätschicht und so fast alle seiner 240 Mitarbeiter erreicht, wie er sagte. Den Donnerstagnachmittag und den Freitag wolle er sich Zeit nehmen, um durch den Betrieb zu gehen und mit den Kollegen zu reden. Jetzt sei Fürsorge seine Aufgabe. Er kenne fast jeden Mitarbeiter persönlich und kenne die Eigenheiten. "Der Verkauf ist das Beste für das Unternehmen", sagte Kretz - auch wenn er sich selbst bis zuletzt gegen den Verlauf gewehrt habe.

Kretz ist jetzt 72 Jahre alt, erst im vergangenen Jahr feierte sein Unternehmen das 50-jährige Bestehen und genoss aus diesem Anlass die Anerkennung von Wirtschaft und Politik - und das Vertrauen der Belegschaft. Kretz hatte bei der Feier betont, wie wichtig ihm die Mitarbeiter seien, die schon lange in dem Unternehmen arbeiten. Die Ölhydraulik hatte zuletzt sogar noch die Hallen erweitert und im August 2012 eine neue Halle in Betrieb genommen, mit der schneller auf die Wünsche der Kunden eingegangen werden konnte. Kretz hatte auch gesagt, dass er sich immer bemüht habe, schnell auf neue Entwicklungen zu reagieren. Mit dieser Entscheidung, das Unternehmen zu verkaufen, hat er sich indes Zeit gelassen. "Übernahmeangebote gab es viele", sagte er. Und das Unternehmen Bucher Industries beobachte er seit vierzig Jahren. Dass er sich nun zu diesem Schritt entschlossen habe, liege daran, "dass alles passt. Sonst wäre das nicht zustande gekommen".

Die Ölhydraulik erzielte laut einer Presseinformation Ende April 2012 einen Umsatz von 35 Millionen Euro. Der Jahresabschluss zum 30. April 2011, der ebenfalls im April 2012 vorgelegt wurde, weist ein Vermögen in Höhe von mehr als 17 Millionen Euro auf bei Verbindlichkeiten in Höhe von 4,4 Millionen Euro. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, heißt es in der Presseinformation. Zustimmen müssen nun noch die deutsche Kartellbehörden, wie Waller sagte. Die Beteiligten gehen jedoch von einer Zustimmung aus. Denn im gesamten Unternehmen Bucher Industries mit Sitz in Zürich nimmt sich die Ölhydraulik Altenerding relativ klein aus.

© SZ vom 21.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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