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Erding:Nur echt in "knallhartem Baierisch"

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Die Münchner Iberl-Bühne kommt wieder für ein Gastspiel nach Erding. Theaterleiter Georg Maier nimmt sich einem sehr bekannten Thema an: dem Dorfener Bierkrieg

Von Mathias Weber

Am Ende findet sich alles zusammen: Er selbst war noch nie hier auf dem Erdinger Herbstfest, sagt Georg Maier, aber er hat einiges darüber gehört. Von Monika Gruber nämlich, die hier im "Bierteufel" gejobbt hat, während sie in der Ausbildung an der Schauspielschule war und schon Engagements hatte, auf der Iberl-Bühne in Solln. Und wer hat die geleitet? Georg Maier war das - Autor, Schauspieler und Leiter dieser Münchner Theater-Institution. Er war es, der Monika Gruber auf die Bühne ließ und sozusagen für ihren Durchbruch verantwortlich war. Gruber hat ihm viel zu verdanken und Erding also irgendwie auch.

Jetzt sitzt der 73-jährige Maier mit seinem markanten Trachtenhut im Kaffeezelt am Herbstfest, draußen tröpfelt es vor sich hin. Maier aber hat beste Laune: Er ist auf Einladung der Erdinger Stadthalle hier, um eine Vorstellung der Iberl-Bühne zu bewerben, die Anfang Oktober aufgeführt werden wird. "Die drei'quartel Bier-Rebellion" heißt das Stück, das bereits seit einem Jahr auf der Münchner Bühne gespielt wird. Jetzt kommt es also nach Erding, und wer bei dem Begriff "Bierrebellion" an eine ähnlich klingende Begebenheit denkt, die vor gut hundert Jahren in Dorfen statt gefunden hat, liegt nicht falsch.

Vom Dorfener Bierkrieg im Jahr 1910 nämlich hat sich Georg Maier inspirieren lassen. Damals kam es zu Ausschreitungen und Bränden in der Altstadt, weil der Bierpreis von 24 auf 26 Pfennige erhöht wurde. Maier erzählt die Geschichte ein wenig anders: Seine Bier-Rebellion spielt im fiktiven Dorfkirchen, zwei Brauereien im Ort bekriegen sich, und es kommt zu Tumulten. Grund ist in Dorfkirchen aber eine indirekte Erhöhung des Bierpreises: Weil die Ränder der Bierkrüge dicker wurden und eben nicht mehr so viel Bier rein passt - nur noch "drei'quartel" eben.

Wie man es von der Iberl-Bühne gewohnt ist, wird die Geschichte recht komödiantisch und im Prinzip ein Kammerspiel: Nur fünf Schauspieler stehen auf der Bühne, einer von ihnen ist Georg Maier selbst, der auch noch die Regie führt. Das macht er schon seit Jahrzehnten so: 1966 hat der in Grünwald geborene und in Gern aufgewachsene Maier die Iberl-Bühne in Solln übernommen und schnell sein ersten Theaterstück geschrieben - als Autodidakt, aber mit Erfolg. Er sagt, alle seine Figuren gibt es wirklich, er hat sie alle kennengelernt; damals, als er als junger Mann in der Hundskugel in der Münchner Hackenstraße gekellnert hat, das Lokal gehörte seinem Vater. Das alte München und seine Bewohner hat er noch mitbekommen - und ihre Sprache.

Auf der Iberl-Bühne wird nämlich Baierisch gesprochen, und zwar "knallhartes Baierisch", wie Maier sagt. Maier versucht, die mitunter sehr drastische Sprache von vor hundert Jahren zu simulieren, und die sei eben kein "Touristen-Baierisch", und kein "Dallmayer-Münchnerisch", obwohl solche "Preißn", wie Maier sagt, auch in die Iberl-Bühne kommen. "Wenn die aber etwas verstehen, dann habe ich meinen Job falsch gemacht", sagt Maier und lacht natürlich.

Vor einigen Jahren ist die Iberl-Bühne umgezogen, von Solln in die Innenstadt. Im Augustiner-Stammhaus ist man untergekommen, und dort spielt Bier ja auch eine große Rolle. Allzu teuer ist das Bier dort nicht, sagt Maier, im Gegensatz zu den Stammhäusern der anderen Münchner Brauereien, wo man für einen halben Liter schon mal 4,50 Euro zahlt. Aber einen Bierkrieg, heutzutage? Das kann sich Maier nicht vorstellen: "Der Bierpreis steigt und steigt, aber den Menschen ist es egal."

Die Vorstellung von "Die drei'quartel Bier-Rebellion" findet am Freitag, 2. Oktober, um 20 Uhr in der Erdinger Stadthalle statt. Tickets für die Aufführung kosten 25,50 Euro; die Stadthalle bietet aber auch ein zur Vorstellung buchbares Dinner an, es kostet 19 Euro. Zu trinken gibt es Erdinger Weißbier.

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Quelle:
SZ vom 03.09.2015
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