Süddeutsche Zeitung

Erding:Mit Hand und Fuß

Zwei Sieger des Leistungswettbewerbs der Handwerkskammer München und Oberbayern kommen aus dem Landkreis Erding. Parkettleger Felix Schöfberger und Orthopädieschuhmacherin Corinna Mößmer gefällt an ihrer Ausbildung besonders der hohe Praxisanteil

Von Konstantin Daum, Erding

Beim Leistungswettbewerb der Handwerkskammer München und Oberbayern werden jedes Jahr die besten Gesellen und Gesellinnen ermittelt. Zwei davon kommen diesmal aus dem Landkreis Erding und sie haben sich für eher seltene Berufszweige entschieden: Parkettleger Felix Schöfberger hat bei der Firma Schmidt in Berglern gelernt. Er erreichte Platz 1 und vertritt den Freistaat sogar beim Bundeswettbewerb am 30. Oktober. Orthopädieschuhmacherin Corinna Mößmer absolvierte ihre Ausbildung bei Seeßle Fußgesund in Erding und für sie bedeutet der dritte Platz die Möglichkeit an der Begabtenförderung der Handwerkskammer teilzunehmen. Das nächste große Ziel der beiden Ausgezeichneten ist der Meister-Abschluss.

Für Felix Schöfberger war sein Weg schon früh klar, denn "in der 10. Klasse musste ich mich zwischen Ausbildung und Fachoberschule entscheiden und da habe ich die Ausbildung genommen. Ich hatte keine Lust mehr auf Schule". Dass die Berufsschule zur Ausbildung gehöre sei ihm klar gewesen, erzählt er, "aber da haben wir auch einen Tag Praxisunterricht und mir hat das Lernen dort besser gefallen" fährt er fort. Zu Beginn der Ausbildung habe ihm die körperliche Arbeit schon zugesetzt und er habe sich gelegentlich gewünscht, wie seine Freunde weiter zur Schule zu gehen, sagt der 20-Jährige, das habe sich jedoch schnell gelegt, die körperliche Arbeit bereite ihm inzwischen Spaß.

Zum Beruf des Parkettlegers kam er über seinen Onkel, der selbst eine Firma habe, erklärt er, dann habe er ein freiwilliges Ferienpraktikum in seinem späteren Ausbildungsbetrieb Parkett Schmidt in Berglern absolviert und das habe ihn in seiner Entscheidung bekräftigt. Nun vertritt er Bayern beim Bundeswettbewerb des Deutschen Handwerks am 30. Oktober gegen sechs andere Gesellen aus Deutschland. Den Titel würde er gern verteidigen - letztes Jahr triumphierte Regina Fraunhofer aus Bayern - seine Chancen stünden ganz gut, man dürfe sich aber nie zu sicher sein, lautet seine Einschätzung.

Dass Parkettleger keine sehr verbreiteter Ausbildung ist, wird im Gespräch auch schnell klar. Zur Berufsschule ging es vom heimischen Taufkirchen/Vils nach Neustadt an der Aisch, circa eine Stunde nördlich von Nürnberg, denn das sei die einzige für seine Ausbildungsrichtung gewesen, erläutert er. Zu seinen täglichen Aufgaben im Betrieb gehöre, je nachdem ob es sich um die Restaurierung oder einen Neubau handle, das Abschleifen des alten Bodens oder das Vorbereiten des Untergrundes, gefolgt vom Verlegen des Parketts und Anbringen der Randleisten.

Seinen Plan habe er sich schon zurechtgelegt, bis Ende August nächsten Jahres arbeite er noch, danach solle es zügig auf die Meisterschule gehen. Wo, wisse er noch nicht, antwortet er auf die Frage nach seiner Zukunftsvorstellung.

Orthopädieschuhmacherin Corinna Mößmer hat nach dem ersten Platz im Kammerwettbewerb der Handwerkskammer München und Oberbayern, beim Landeswettbewerb Bayern jetzt den dritten Platz belegt. Mit ihrem zukünftigen Beruf kam die gebürtige Füssenerin das erste Mal während eines Praktikums in der neunten Klasse in Kontakt, entschied sich dann jedoch für die Fachoberschule und anschließend für das Studium Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Jugend. Diese Entscheidung habe sie getroffen, weil sie seit ihrem 16. Lebensjahr mit Jugendlichen gearbeitet und sie Freude am Kontakt mit den Menschen habe, erzählt sie. In ihrem Praxissemester begann sie aber zu zweifeln: "Es ging viel über Reden und am Ende des Tages hat das Gefühl gefehlt etwas geschafft zu haben." Hinzu kam "die fehlende Nachvollziehbarkeit von Konzepten und Theorien, die nicht wirklich gesellschaftsnah waren". Das habe sie dazu bewegt, eine Ausbildung zu machen.

Handwerkliches Geschick habe sie laut eigener Aussage schon immer gehabt, zu Hause durfte sie schon früh mit anpacken, als der Bruder ausgezogen war, um seine Ausbildung zu beginnen. Für den Beruf der Orthopädieschuhmacherin entschied sie sich, weil sie "die Mischung aus Traditionellem und Modernem" faszinierte und "die Kombination von Handwerk und Interaktion mit den Kunden" wichtig gewesen sei, sagt sie. Als weiteren Pluspunkt führt sie das Praxisbezogene Lernen im Betrieb und der Berufsschule an. "Lernen hat sehr viel Spaß gemacht, weil wir viel Praxis hatten". Im Vergleich zum Studium gefällt ihr, dass in der Ausbildung erklärt werde, "warum das so gemacht wird".

Begonnen hatte die 27-Jährige ihre Ausbildung in Freiburg, nach dem ersten Lehrjahr wechselte sie nach Erding, erzählt sie. Im Betrieb von Seeßle Fußgesund fertige sie verschiedene Einlagentypen an, sei es zusammensetzbare Einlagen aus Einzelteilen, Polstereinlagen, die geschliffen werden oder Einlagen aus der CAD-Fräse - diese Einlagen werden am Computer entworfen und von einer programmierbaren Fräse gefertigt - die dann händisch nachbearbeitet werden. Lediglich sensomotorische Einlagen, Einlagen für Sicherheitsschuhe und die Laufanalyse übernehmen speziell dafür fortgebildete Kollegen, erklärt sie. Die Fortbildungsmöglichkeiten im Betrieb seien sehr gut; die für sensomotorische Einlagen würde sie als nächstes machen, denn es sei ihre Wunschfortbildung.

Für ihre Zukunft habe sie schon an eine Meisterausbildung gedacht, erläutert sie, die sei jedoch teuer und vorerst möchte sie Arbeitserfahrung sammeln. Durch ihren dritten Platz beim Landeswettbewerb kann sich Corinna Mößmer aber nun für einen Platz der Begabtenförderung der Handwerkskammer bewerben und ihrem Ziel somit einen großen Schritt näher kommen.

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Quelle:
SZ vom 24.10.2020
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