Erding:Mehr Kompetenz, mehr Akzeptanz

Die Große Kreisstadt Erding feiert sich selbst und ihre Bürger mit einem Tag der offenen Tür. Im Rathaus stehen alle Zimmer offen. Die Bürger suchen das Gespräch

Von Antonia Steiger

Erding: Diese Schilder werden nicht mehr gebraucht, sie wurden am Sonntag versteigert. Erding ist nun Große Kreisstadt und Max Gotz Oberbürgermeister.

Diese Schilder werden nicht mehr gebraucht, sie wurden am Sonntag versteigert. Erding ist nun Große Kreisstadt und Max Gotz Oberbürgermeister.

(Foto: Renate Schmidt)

In gelöster Stimmung haben am Sonntag die Mitarbeiter der Erdinger Rathausverwaltung interessierte Bürger in ihren Amtsstuben empfangen. Der Tag der offenen Tür zur Feier der Erhebung Erdings zur Großen Kreisstadt stieß bei der Bevölkerung auf große Gegenliebe. Kämmerer, Archivar, Bauamtsleiter und Kindergartenreferent beantworteten von 12 bis 16 Uhr alle Fragen, mit denen die Menschen zu ihnen kamen. Die Gelegenheit war günstig für ein persönliches Gespräch: Der eine erkundigte sich nach einem Krippenplatz, die andere nach dem aktuellen Stand der Ringschluss-Planung.

Bescheiden, aber zielstrebig: Mit diesen Attributen hatte Max Gotz, der mit der Verwandlung Erdings von einer Kreisstadt zu einer Großen Kreisstadt vom Bürgermeister zum Oberbürgermeister wurde, in einer kurzen Ansprache das Vorgehen Erdings in dieser Frage beschrieben. Man sei nun auf gleicher Augenhöhe mit Freising, Dachau und Landsberg am Lech.

Und das, so glaubt Gotz, sei auch wichtig in der aktuellen Diskussion um das umstrittenen und noch nicht verabschiedete Landesentwicklungsprogramm aus dem Haus des bayerischen Wirtschaftsministeriums. Dem Entwurf zufolge soll Erding ein Mittelzentrum bleiben, Gotz möchte Erding jedoch als Oberzentrum etablieren, um die Stadt besser zu positionieren im Ringen um Vorsorgeeinrichtungen, um Bildungsstätten und Ämter, für die ein Mittelzentrum als Standort nicht in Frage kommt.

Die Stadt Erding hatte am Sonntag schon einige anstrengende Tage voller gesellschaftlicher Highlights wie Radrennen, Altstadtfest und Fischers Fröhlicher Tag hinter sich, was dem lässig gekleideten Publikum am Sonntag jedoch nicht anzumerken war. Schon um 11 Uhr waren die Bierbänke auf dem Schrannenplatz vor dem Podium, auf dem die Stadtkapelle musizierte, gut besetzt. Ob Stadträte, Kinder, Eltern und Großeltern, Rathausmitarbeiter, Radfahrer, Jugendliche oder Ehrengäste wie der frühere Kultusminister Hans Zehetmair oder Brauereibesitzer Werner Brombach: Alle genossen die kleinstädtische Ruhe unter einem weiß-blauen Himmel, die an diesem Tag über Erding lag.

Zielstrebig wie ihr Oberbürgermeister gingen die Erdinger bei ihren Streifzügen durch das Rathaus vor. Um sich an einem Gewinnspiel zu beteiligen, waren etliche Plakate zu lesen, in denen die Abteilungen des Rathauses ihren Tätigkeitsbereich erläuterten. Einige Informationen gab es auch bei einem der stündlich angebotenen Rundgänge mit Vertretern der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit.

So staunte n Jung und Alt über die Ahnengalerie der Bürgermeister, unten denen sich in Max Lehmer auch ein Vorfahr des heutigen aus Neuching stammenden CSU-Bundestagsabgeordneten Max Lehmer befindet. Nur das Porträt von Karl-Heinz Bauernfeind, dem unmittelbaren Vorgängers von Max Gotz, hängt noch nicht im Rathaus. In den zweiten Stock des Nebengebäudes musste hinaufsteigen, wer das Kulturamt besuchen wollte und dort auf Alois Gabauer traf, der Fragen zur Krippenauslastung in Erding beantworteten musste. Über die Historie Erdings, über das Heilig-Geist-Stift, die Elektrifizierung Erdings und andere Dinge konnte man mit Markus Hiermer plaudern, dem Stadtarchivar mit umfassenden Kenntnissen der Erdinger Geschichte. Im Bauamt blieben die Bürger dann länger hängen: Sie studierten die Pläne für die Weiterentwicklung am Kronthaler Weiher, für den Ringschluss, die Nordanbindung und die Entwürfe für den jetzigen und den geplante Bahnhof.

Ruhigere Stunden erlebte dagegen Hermann Held, der Stadtkämmerer. Wer sich von ihm wirklich die Haushaltslage erläutern lassen wolle, musste schon bis in den dritten Stock kraxeln. Ebenso hoch liegt auch der Sitzungssaal, in dem der Stadtrat laut Pressesprecher Christian Wanninger "alle wichtigen Entscheidungen" trifft. Dort konnte man im Goldenen Buch blättern - in einer kopierten Fassung.

Geöffnet hatten am Sonntag aber auch die Stadthalle, das Museum und das Jugend-und Kulturhaus Sonic, wo sich der Andrang der Bürgerschaft jedoch in Grenzen hielt. Auf dem Schrannenplatz präsentierten sich Feuerwehren, Stadtwerke und der Bauhof. Aber auch vor der Saugkehrmaschine, die in der Landshuter Straße stand, stauten sich die Menschenmengen nur selten. Mit größerer Begeisterung nahmen die Kinder dagegen das Kettenkarussell in Anspruch, das noch vom zweitägigen altstadtfest stehen geblieben war. Der eine oder andere Bürger musste sich wohl doch noch erholen von Fest, das so viele Menschen wie selten angezogen hatte. Und auch das passt zur tiefenentspannten Erdinger Grundstimmung: Die Polizei meldete keinerlei Vorkommnisse.

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