Süddeutsche Zeitung

Erding:Mehr Biodiversität durch Totholz

Bund Naturschutz hat im vergangenen Jahr das Biotop in Eichenkofen neu bestückt und eine Wiese in Notzing neu angelegt. Sorge bereitet die Gfällach, ihr fehlt das Wasser

Von Thomas Daller, Erding

Das Coronajahr 2020 war auch für den Bund Naturschutz, Kreisgruppe Erding, ein ungewöhnliches Jahr. Es gab keine Straßensammlungen, keine Exkursionen, aber untätig waren die Mitglieder nicht, lautete die Bilanz der Jahreshauptversammlung, die online abgehalten wurde. Es gab einen Wettbewerb zu insektenfreundlichen Gärten, das Unkenprojekt wurde weiter verfolgt, in Notzing wurde eine Wiese neu angelegt und das Totholzbiotop in Eichenkofen neu bestückt.

Die Blühfläche in Notzing befindet sich kurz vor dem Ortseingang an einem Radweg und sei gut zu sehen, berichtete Sascha Alexander. Es handele sich um 6500 Quadratmeter, die privat angeboten wurden und für die man keine Pacht zahlen müsse. Kosten seien nur für das Saatgut entstanden, die körperliche Arbeit hätten Mitglieder geleistet. Auf der Fläche seien nur Pflanzen vertreten, die hier auch heimisch sind, viele typische Wildblumen. Darüber hinaus habe man einen kleinen Streifen Ackerwildkräuter angelegt, die vor allem in Getreidefeldern vorgekommen sind, aber mittlerweile sehr selten geworden sind. Außerdem habe man eine Saumgesellschaft mit Blütenpflanzen angesiedelt, um die ganze Vielfalt zu zeigen, die es in der Region gebe. Die Biodiversität entwickele sich sehr gut. Am Samstag, 26. Juni, treffe man sich um 10 Uhr am Bahnhof Erding zu einer Wiesenradtour, um Brachen und Ausgleichsflächen zu besichtigen. Dabei stehe auch eine Blühfläche bei Niederding auf dem Programm, die es bereits länger gebe und die von Feldlerchen als Brutgebiet angenommen worden sei.

Auch im Totholzbiotop, das Wolfgang Fritz 2007 initiiert hat, habe sich einiges getan: 2019 habe es ein Monitoring gegeben und 2020 habe man beschlossen, dass eine Bestückung mit neuen Stämmen nötig und sinnvoll sei. Als zur Wegsicherung in Heilig Blut alte Eschen gefällt werden mussten, wurden die Stämme und mehrere dicke Äste in Eichenkofen wieder verwertet. Das hat der Stadtgärtner mit seinem Team ganz alleine erledigt. Die alten Stämme blieben auf der Fläche,sie liegen nun als Haufen auf dem Boden und dienen weiterhin Insekten als Behausung. Darüber hinaus sind auch viele Vögel im Totholzbiotop zu sehen. Unter anderem hat man in einer Baumhöhle auch Dohlen beobachtet.

Wolfram Honsberg berichtete als Gfällach-Beauftragter über diesen Niedermoorrest. Nach der letzten Eiszeit hätten sich dort Alpenpflanzen angesiedelt, die von dem stark kalkhaltigen Quellbach gespeist worden seien. Leider sei mittlerweile das Alpenaurikel ausgestorben und die Fläche werde von einem Neophyten, der kanadischen Goldrute "gepeinigt". Das Ausmagern sei daher "das A und O" der Pflege, weil auch vermehrt Dünger über die Luft eingetragen werde. Beim Ausmähen gebe es eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Alpenkranzl. Pro Jahr entferne man 120 Kubikmeter Mähgut.

BN-Geschäftsführer Manfred Drobny ergänzte, dass der Gfällach das Grundwasser fehle: "Der Torfkörper trocknet und setzt CO₂ frei." Um die Vielfalt zu schützen, müsse man wieder mehr Wasser in diese Fläche bekommen. Dieser Umstand betreffe leider nicht nur die Region der Gfällach, sondern allgemein die Niedermoorflächen.

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SZ vom 15.06.2021
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