Erding:Mal eben kurz den Sport retten

Erding: Schwimmerin Alexandra Wenk hat sich für ein Fernstudium an der HAM entschieden. Geschäftsführer Kainz (li.) und Präsident Schikora (re.) freut das.

Schwimmerin Alexandra Wenk hat sich für ein Fernstudium an der HAM entschieden. Geschäftsführer Kainz (li.) und Präsident Schikora (re.) freut das.

(Foto: Peter Bauersachs)

Knapp 600 neue Studenten, darunter die Schwimmerin Alexandra Wenk: Zum Beginn des neuen Semesters ist an der Hochschule für angewandtes Management von "Meilensteinen" die Rede - und von ambitionierten Zielen

Von Sebastian Fischer, Erding

Alexandra Wenk ist eine zielstrebige Frau. Sie möchte Medaillen gewinnen und "später vielleicht mal Vorträge halten und Vorstandsvorsitzenden weiterhelfen, oder so", sagt sie. Für Ersteres steigt sie jeden Tag zweimal in ein Schwimmbecken. Die Münchnerin Wenk, 20, ist Profisportlerin, Deutsche Meisterin über 50 und 100 Meter Schmetterling, Europameisterin über 4x100 Meter Lagen , WM-Bronzemedaillengewinnern in der Mixed-Staffel, ein großes Talent. Für Letzteres studiert sie Wirtschaftspsychologie. Dass sie beides machen kann, schwimmen und studieren, ist das ziemlich erfolgreiche Geschäftsmodell der Erdinger Hochschule für angewandtes Management (HAM), an der Wenk eingeschrieben ist. Und deshalb saß sie am Mittwochmorgen im Saal 1 der Hochschule vor einem Werbeplakat, lächelte zum Semesterstart in die Fotokameras und sprach über ihre Ziele.

Links und rechts von ihr saßen Florian Kainz, der Geschäftsführer der Hochschule, und Claudius Schikora, der Präsident. Kainz erzählte noch mal, dass es schon bei der Gründung der HAM 2004 der Plan gewesen war, duale Karrieren zu ermöglichen, insbesondere die von Sportlern. Und Schikora erzählte, dass dieser Plan immer besser aufgeht. Jüngst hat die HAM als erste Privathochschule in Bayern die Systemakkreditierung erhalten, die höchste Auszeichnung des deutschen Akkreditierungsrats. In diesem Herbst beginnen fast 600 Studenten ihr Studium in Erding, in Wirtschaftspsychologie, Sportmanagement, BWL oder Wirtschaftsrecht. Insgesamt sind erstmals mehr als 2600 eingeschrieben. "Das sind zwei Meilensteine", sagte Sikora: "Wir können sehr zufrieden sein."

Ein weiterer Meilenstein soll in Zukunft der Umzug der HAM auf einen eigenen Campus auf dem Fliegerhorstgelände sein. Dass sich dieser Plan auch wegen der womöglich langfristigen Unterbringung von Flüchtlingen auf dem Bundeswehrgelände verzögert, dafür haben Kainz und Sikora volles Verständnis. "Wir stehen voll dahinter, dass humanitäre Hilfe geleistet werden muss", sagte Kainz. Aber: "Wir hoffen dennoch, dass wir möglichst bald eine Perspektive auf die Flächen haben."

Die meiste Zeit ging es jedoch um Sport. Um David Möller zum Beispiel: Der frühere Rennrodel-Weltmeister wurde von der gleichen Agentur beraten wie nun Wenk. Er schloss sein Studium an der HAM einst mit 1,0 ab und schaffte den Schritt ins Berufsleben nach dem Karriereende 2014 problemlos. Eine Ausnahme, denn "die Drop-Out-Quote im Sport ist sehr hoch", erklärte Kainz: "Weil die Perspektive für ein zweites Standbein fehlt." Medaillendruck und Studium schließen sich oft aus. Deshalb müsse man - "wenn wir den Spitzensport in Deutschland weit vorne haben wollen" - Modelle finden, um Sportler im Sport zu halten: "Da wollen wir ein Vorreiter sein", sagte Kainz. Ganz so, als wollte er aus der zweiten Etage der Langen Zeile in Erding die Probleme des deutschen Sports lösen.

Das ist natürlich nicht so leicht und auch nicht die Aufgabe der HAM. 30 Kader-Athleten sind zurzeit in Erding eingeschrieben, und das sei die Obergrenze, sagt Kainz. Die Sportler sind Imageträger und werden besonders betreut. Wenks Kursplan ist auf sechs Jahre angelegt. Aber sie hat neben dem Fernstudium genau wie alle anderen auch jeweils alle sechs bis acht Wochen Präsenzphasen. Weniger als drei Prozent der Studenten an der HAM würden ihr Studium abbrechen, sagt Sikora.

An der LMU, wo Wenk unmittelbar nach dem Abitur ein BWL-Studium begonnen hatte, habe es ihr nicht gefallen, die Vorlesungszeiten waren mit dem Training nicht zu vereinbaren und überhaupt: "Studentenpartys kann ich als Sportlerin ohnehin nicht feiern." 2016 habe sie vor, richtig durchzustarten, sagte sie noch. Nicht im Hörsaal. Sondern im olympischen Schwimmbecken von Rio de Janeiro. Sie legt wohl ein Urlaubssemester ein.

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