Erding:Lupinen zum Mittag

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Die Blaue Lupine könnte bei den Landwirten Sojaimporte für die Tierfütterung ablösen und tierisches Eiweiß bei der Lebensmittelherstellung ersetzen. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Nur einige "Pioniere" im Landkreis bauen bisher die Pflanze an - aber nur als Futtermittel

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Viele kennen die Lupinen als hübsche Pflanze im Garten oder am Wegrand. Doch kaum jemand würde bei ihrem Anblick ans Essen denken. Aber die Lupine könnte bei der Ernährung von Mensch und Tier bald eine wichtige Rolle spielen, denn sie gehört zu den Hülsenfrüchtlern, also zur gleichen Pflanzenfamilie wie Erdnüsse, Erbsen, Bohnen und Soja. Ihre Samen sind reich an Eiweiß und Ballaststoffen. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) in Freising haben mittlerweile ein Verfahren entwickelt, mit dem sich ein hochwertiges, neutral schmeckendes Protein aus der Blauen Lupine gewinnen lässt, die Basis für Lebensmittel wie Joghurt, Nudeln oder Eis.

"Der Lupinenanbau ist bei uns noch den Pionieren überlassen", sagt Anton Mitterer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Erding. Zwar habe es eine Steigerung der Anbaufläche von 2,51 Hektar bei drei Anbauern 2015 auf 6,28 bei vier Landwirten in diesem Jahr gegeben, aber gegenüber eine Gesamtanbaufläche von 45 000 Hektar im Landkreis Erding sei dies nur eine kleine Nische. Das derzeitige Hauptproblem, so Mitterer, sei die Krankheit Anthraknose. Es gebe zwar mittlerweile eine dagegen resistente Lupine, aber man müsse erst einmal verfolgen, wie lange die Widerstandsfähigkeit erhalten bleibe. Der Anbau von Lupinen konzentriert sich in Deutschland vor allem auf die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt.

"Pioniere" im Landkreis Erding sind Martin und Matthias Huber aus Finsing. "Die Lupine würde tadellos zu unserem Bestand passen, wenn die Sache mit dem Pflanzenschutz besser wäre. Derzeit ist leider nur ein Mittel zugelassen und der Unkrautdruck ist deshalb sehr hoch", sagt Martin Huber. Die Idee mit dem Lupinenanbau habe sein Sohn Matthias gehabt. Mit einem Hektar hat der Familienbetrieb Huber 2015 angefangen, heuer seien es schon rund drei Hektar. In diesem Jahr würde sich die Lupine auf dem Feld gut entwickeln und sei in der Entwicklung sogar vor der Sojabohne - einem Konkurrenten.

Eingesetzt wird die Lupine aber bei den Hubers nur in der Milchviehfütterung, da Lupinen nicht nur einen höheren Eiweißgehalt aufweisen wie andere Hülsenfrüchte, sondern auch über einen niedrigeren Gehalt an sogenannten pansenverfügbaren Kohlehydraten verfügen und damit eine geringere Gefahr der Pansenübersäuerung, der Magen der Kuh besteht. Und es gibt noch einen Unterschied, den Martin Huber hervorhebt: "Sie bekommen so gut wie kein gentechnisch unverändertes Saatgut beim Soja." Deshalb sei die Lupine eine interessante Alternative für ihren Betrieb und jeden Biobauernhof. An einen Weiterverkauf an die Lebensmittelindustrie denke man derzeit aber nicht.

Doch das könnte sich ändern, da immer mehr Produkte auf Lupinenbasis auf dem Mark drängen. Die Lupine ist nach den Forschungen nicht nur sehr eiweißreich, hat viele Ballaststoffe, enthält kein Cholesterin und ist laktose- und glutenfrei. 2010 wurde die Prolupin GmbH als Ableger-Unternehmen des Fraunhofer-Instituts gegründet. Die positiven Eigenschaften der Pflanze haben mittlerweile auch die großen Lebensmittelketten wie Rewe, Edeka, Real oder Marktkauf entdeckt. Und neben Eis aus Lupinen gibt es mittlerweile auch Drinks, Aufstrich, Desserts, Nudeln und Salatmayonnaise.

© SZ vom 26.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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