Erding:Leichtsinn lädt die Täter ein

Weniger Wohnungseinbrüche: Die Entwicklung im Landkreis Erding widerspricht dem bayernweiten Trend. Weitaus häufiger betroffen sind Büros, Geschäftsräume oder Baucontainer

Von Sarah Schiek

Die Zahl der Wohnungseinbrüche im Landkreis Erding liegt nach wie vor auf einem niedrigen Niveau. 39 Fälle - das sind drei weniger als noch 2012 - haben die Polizeidienststellen in Erding und Dorfen im vergangenen Jahr registriert. Die Entwicklung im Landkreis Erding widerspricht damit dem bayernweiten Trend: Wie Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei der Vorstellung der neuen Kriminalstatistik in dieser Woche bekannt gab, ist die Zahl der Einbrüche in Wohnungen und Häuser im gesamten Freistaat um durchschnittlich 11,8 Prozent gestiegen ist. Mit 6385 Fällen, so Herrmann, sei diese so hoch wie seit 2004 nicht mehr.

"Ich will nicht sagen, bei uns ist die Welt noch in Ordnung, aber solang es keine Steigerung zu verzeichnen gibt, sind wir zufrieden", sagt Anton Altmann, Leiter der Polizeiinspektion Erding. Generell sei die Häufigkeit von Wohnungseinbrüchen im Landkreis Erding nicht hoch, weitaus häufiger betroffen seien Büros, Geschäftsräume oder Baucontainer. "Ich denke, die Häufigkeit nimmt vor allem in der Nähe von Autobahnen oder auch in Großstädten zu, wo das internationalisierte Täterklientel leichten Zugang hat", vermutet Altmann.

Vor allem im Herbst und Winter, während der sogenannten Dämmerungsmonate, versuchen Diebe jedoch auch in Erding, Dorfen und den umliegenden Gemeinden ihr Glück. Im Schutz der frühen Dunkelheit können sie sich nicht nur besser verstecken, sondern sehen oft schon an der Beleuchtung, ob jemand zu Hause ist oder ob sie sich ungestört ans Werk machen können. Laut den Statistiken der Polizei finden die meisten Einbrüche von Oktober bis Dezember zwischen 16 und 20 Uhr statt. Wer die Täter sind, bleibt oft ungewiss, denn nur etwas mehr als ein Viertel der Fälle lässt sich aufklären.

Um den Kriminellen Paroli zu bieten, setzen Altmann und seine Kollegen auf Prävention: Regelmäßig fahren die Beamten der Polizeiinspektionen Erding und Dorfen in Wohngebieten Streife oder sind mit Zivilkräften unterwegs, um mögliche Täter abzuschrecken. Außerdem versuchen sie, die Bevölkerung für die oft unterschätzte Gefahr zu sensibilisieren. "Das Sprichwort ,Gelegenheit macht Diebe' hat durchaus seine Berechtigung", sagt Kriminalhauptkommissar Johann Radlmaier. Er ist Leiter der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle für die Landkreise Erding, Freising und Ebersberg und erklärt Bürgern, wie sie sich vor Einbrüchen schützen können. Und das mit offenbar wachsendem Erfolg: "So viel Arbeit wie im vergangenen Winter habe ich noch nie gehabt, wir sind bis Ostern ausgebucht", erzählt Radlmaier, der neben Infoveranstaltungen auch Haus- und Wohnungseigentürmer zu Hause besucht, um sie über mögliche technische Sicherungsmaßnahmen aufzuklären.

Am wichtigsten, so der Kriminalhauptkommissar, sei jedoch immer das eigene Verhalten. "Man möchte oft nicht glauben, wie leichtsinnig die Leute sind. Abschließen bedeutet nicht, die Tür zuzuziehen, sondern den Schlüssel reinzustecken und zwei Mal umzudrehen", sagt Radlmaier. Selbst wenn man nur kurz aus dem Haus gehe, sollten Terrassentüren und Fenster immer geschlossen werden, denn die meisten Einbrecher verschaffen sich über die straßenabgewandte Seite Zutritt. "Wichtig ist es auch, Anwesenheit zu signalisieren. Lassen Sie einfach mal das Licht an, wenn Sie abends ausgehen oder installieren Sie bei längerer Abwesenheit eine Zeitschaltuhr", rät Radlmaier. Da 90 Prozent aller Einbrüche auf das Konto von Gelegenheitseinbrechern gehen, könnten schon einfache Maßnahmen die Täter abhalten. Diese seien zwar keine Anfänger, wählten ihre Objekte aber meist relativ kurzfristig aus.

Ob in der Stadt oder auf dem Land, ob Reihenhaus, Mietswohnung oder Villa - "wen es trifft, ist immer täterabhängig", weiß Radlmaier. Das Argument, "bei mir ist nichts zu holen" gelte im Fall von Einbruch erfahrungsgemäß nicht. "Erstens weiß das der Einbrecher nicht und zweitens unterschätzen viele Eigentümer auch ihre Werte", sagt Radlmaier und rät, keine großen Geldbeträge oder teuren Schmuck im Haus oder außerhalb eines Safes aufzubewahren. Auch die Aussicht auf 50 Euro, ein Handy, Schmuck oder Elektrogeräte sei für viele Einbrecher Grund genug, sich Zugang zu einer fremden Wohnung zu verschaffen. "Durch das eigene Verhalten keinen Angriffspunkt zu bieten, ist deshalb ganz wichtig", mahnt Radlmaier.

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