Erding:Lehrergewerkschaft demonstriert

Kultusminister Michael Piazolo ist zu Gast. Und bringt Anlass für Proteste mit

Von Paul Kern, Erding

Die Lehrer gehen auf die Straße. Für Donnerstag hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) eine Demonstration gegen die Schulpolitik des bayerischen Kultusministers Michael Piazolo (Freie Wähler) angekündigt. Die Demonstration findet vor den Türen des VHS-Hauses Erding statt, während drinnen der Minister an einer Podiumsdiskussion mit dem Thema "Schule von morgen und was sich ändern muss" teilnimmt. Hintergrund der Demonstration ist eine Anfang Januar verkündete Maßnahme des Ministeriums, wonach Grund-, Mittel- und Förderschullehrer mehr arbeiten sollen und später in Ruhestand gehen dürfen. Als Grund für die umstrittenen Maßnahmen nennt das Kultusministerium einen Lehrermangel.

In Erding findet nun die siebte Demonstration der GEW Bayern seit Anfang Januar statt. Neben der "kompletten Zurücknahme" der Maßnahmen fordere die GEW grundlegende Entlastungen, die "auch vor den Zwangsmaßnahmen schon nötig" gewesen seien, sagt der Gewerkschaftssekretär Bernhard Baudler. Im Januar demonstrierten 2000 Menschen in Nürnberg gegen Piazolos Pläne, in München und Würzburg beteiligten sich 300 bis 700 an den Protesten.

Für Donnerstag hofft Heidi Oberhofer-Franz, Vorsitzende der GEW Erding auf 200 Demonstranten. Den Grund- und Mittelschullehrern werde "ständig Honig um's Maul geschmiert", sagt sie. Dazu passe der Vorstoß des Kultusministeriums nicht. "Wenn wir wirklich so tolle Arbeit machen, wieso verdienen wir dann weniger und sollen jetzt auch noch mehr arbeiten?", fragt sich Oberhofer-Franz, die selbst Lehrerin an der Mittelschule Dorfen ist. Grund- und Mittelschullehrer verdienen in Bayern weniger Geld als Realschul- und Gymnasiallehrer.

Auch die Katholische Erziehergemeinschaft (KEG) spricht sich gegen die Maßnahmen aus und fordert stattdessen, den Beruf "attraktiver zu machen, um die Besten zu gewinnen". Wie auch die GEW fordert die KEG gleiche Löhne für Lehrer aller Schultypen.

In der VHS diskutiert Piazolo mit dem Bildungsforscher Manfred Prenzel, der die Praxis an den Schulen ebenfalls kritisch betrachtet. Prenzel hatte 2018 gemeinsam mit zwei Kollegen einen Artikel im Spiegel verfasst. "Entrümpelt die Lehrpläne", fordert er darin und mahnt an, die Schule brauche "Entschleunigung". Prenzel ist der ehemalige Pisa-Koordinator für Deutschland und war von 2014 bis 2017 Vorsitzender des Wissenschaftsrates des Bundes. Das Podiumsgespräch über die Schule der Zukunft im VHS-Haus findet im Saal B 133 statt. Der Eintritt kostet drei Euro, mit Kulturkarte ist er kostenlos.

Um 18.30 Uhr beginnt die Podiumsdiskussion. Eine halbe Stunde vorher, um 18 Uhr, wollen die Demonstranten der GEW mit ihren Reden vor dem VHS-Gebäude beginnen. "Wir hoffen, dass Herr Piazolo ins Nachdenken kommt", sagt Bernhard Baudler. Wenn drinnen dann die Veranstaltung beginnt, werde man in "ruhigerer Gangart weitermachen", so Baudler. Stören wolle die Gewerkschaft den Diskurs über die Schule von morgen nicht

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