Für die Jahresausstellung des Kunstvereins Erding haben in diesem Jahr besonders viele Künstlerinnen und Künstler Arbeiten eingereicht. Das Motto „Der Mensch ist dem Menschen ...“ sprach viele Malerinnen und Bildhauer, Fotografinnen oder Videokünstler in ganz Bayern an. Die Jahresausstellung ist aber nicht nur eine bayernweit offene Kunstschau, sondern prämiert auch die besten Werke des Jahres.
Bei der Vernissage wurden die vom Landkreis Erding und der Sparkasse Erding-Dorfen gestifteten Kunstpreise des Kunstvereins Erding vergeben. Ohne Kenntnis der Werkurheber hatte zuvor eine unabhängige Jury aus den Einreichungen drei Arbeiten für den ersten, zweiten und dritten Preis ausgewählt. Die Preise sind mit 750, 500 und 250 Euro dotiert. Das Preiskomitee bestand aus Petra Borgolte-Faupel, Kunsterzieherin und Kunsttherapeutin aus Landshut, der freischaffenden Künstlerin Rosa Zschau von der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck sowie dem Münchner Henning Stibbe, der vor zwei Jahren selbst Preisträger war.
Der erste Preis ging an die Regensburger Bildhauerin Rena Mayer für ihre Holzskulptur „Keep distance!“. Den zweiten Preis bekam Stefan Duttenhofer aus Poing für seine Videoarbeit „Bewegung erster und zweiter Ordnung“ zuerkannt. In Person von Yuxin Yang erhielt auch ein Mitglied des Erdinger Kunstvereins einen Preis. Ihr wurde der dritte Preis für das Aquarell „Here’s Looking at You, Kid“ zugesprochen.
Die drei ausgezeichneten Arbeiten sind nicht zufällig drei Werke aus drei verschiedenen Bereichen der Kunst. „Unsere Intention war, mit der Vergabe der Preise ein möglichst breites Spektrum sowohl zum Thema zu erfassen, sowie auch die künstlerische Qualität und Vielfalt aus den eingereichten Arbeiten abzubilden“, erklärten die Mitglieder des Preiskomitees. Was einfacher klingt, als es war. „Uns ist die Auswahl angesichts der zahlreichen kompetenten Arbeiten nicht leicht gefallen“, so die Jury.
Rena Mayer hatte nicht damit gerechnet, eine Auszeichnung zu erhalten. „Ich war völlig überrascht“, sagt sie, „ich kann gar nicht sagen, wie baff ich war“. Sie war mit einer Freundin zur Vernissage nach Erding gekommen, freute sich, dass sogar zwei Holzskulpturen für die Ausstellung angenommen worden waren, und war damit schon zufrieden. Von insgesamt 120 eingereichten Arbeiten waren 49 ausgewählt worden.
Für Rena Mayer war es die erste Teilnahme an einer Erdinger Jahresausstellung. „Das Thema hat mich stark angesprochen“, sagt sie. Auf die bayernweite Ausschreibung war sie in einem Rundschreiben des Berufsverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler aufmerksam geworden. Zu dem offen formulierten Thomas-Hobbes-Zitat „Der Mensch ist dem Menschen ...“ seien ihr sofort zwei ihrer Arbeiten eingefallen, die sehr gut dazu passten.
Ihre preisgekrönte Skulptur „Keep distance!“ entstand während der Corona-Pandemie. Rena Mayer hat aus einem Eschenstamm eine Frauenfigur mit der Kettensäge geschnitten, sie mit Schnitzeisen und Klüpfel fein herausgearbeitet und die Skulptur abschließend gekalkt und geflämmt. Dem Betrachter steht das lebensgroße Bild einer Frau gegenüber, mit skeptischem Blick und den Händen in einer abwehrenden Geste vor dem nackten Körper erhoben. Sie ist zwar in einer eindeutig abwehrenden Haltung, bei der jedoch offenbleibt, aus welchem Grund und in welcher Situation ihr niemand zu nahe kommen soll – es gibt so viele Möglichkeiten.
Jahresausstellung, bis Sonntag, 21. Juli, täglich 13 bis 19 Uhr, Frauenkircherl Erding.