Im Konzertsaal der KMS Erding:Introspektiv und weltverbindend

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Ein Rangoli-Werk von Chirag Mulia, aus farbigem Sand, Blumen und Blättern. (Foto: privat)

Eine außergewöhnliche Kunstaktion bringt Musik des Esten Arvo Pärt, indische Rangoli-Kunst und Malerei live und simultan zusammen - eine synästhetische Gemeinschaftsaktion von Kulturverein, Kunstverein und Kreismusikschule.

Von Florian Tempel, Erding

Peter Hackel ist voller Vorfreude, aber auch ein bisschen unsicher. Im Konzertsaal der Kreismusikschule Erding, deren Direktor er ist, wird am kommenden Sonntag ein außergewöhnliches Kunstevent stattfinden. Es ist eine Gemeinschaftsaktion, bei der Musik, Rangoli und Malerei live, simultan und synästhetisch zusammenkommen. Interessiert das die Leute? Wird es ein Erlebnis? Es gibt nur eine Antwort darauf: Da muss man hin, sich das anschauen und anhören, wahrnehmen und empfinden, sonst wird man es nicht erfahren.

Die schriftliche Ankündigung erklärt nur wenig und lässt aus gutem Grund viel offen. "Unter dem Motto 'Kraft der Elemente' wird das Thema Luft im Fokus stehen", schreibt Hackel, der das Ganze als Vorsitzender des Kulturvereins Erding und in Kooperation mit dem Kunstverein Erding organisiert hat. Verschiedene Kunstrichtungen zusammenzubringen ist die schöne Grundidee hinter allem.

Matthias Schultheiß, Fachbereichsleiter für Klavier an der Kreismusikschule, hat zwei Stücke des estnischen Komponisten Arvo Pärt ausgewählt, die während der auf sechs Stunden angesetzten Aktion immer wieder gespielt werden. "Für Alina" und "Spiegel im Spiegel" gehören zu Arvo Pärts bekanntesten Werken. Das erste ist im Original ein Stück für Klavier solo, kaum vier Minuten lang, das zweite ein Werk für Klavier und Violine oder Cello, etwa zehn Minuten lang. Am Sonntag in der Kreismusikschule werden die Stücke abwechselnd und in steter Wiederholung erklingen. Auch in anderen als den ursprünglichen Besetzungen, zum Beispiel mit Gitarre und Blockflöte. Arvo Pärts ätherische Musik ist "Momentum-zentriert", sagt Peter Hackel. Die Pausen zwischen den Tönen, der Klang und die Stille können beim Zuhörer eine ganz besondere Wirkung entfalten: "Die Wahrnehmung von etwas Introspektiven und Weltverbindenden."

Chirag Mulia ist ein indischer Künstler, der sich auf Rangoli-Sandkunst und Glasmalerei spezialisiert hat. (Foto: KMS Erding)

Der Künstler Chirag Mulia wird, während die sphärische Musik erklingt, ein Rangoli-Kunstwerk kreieren. Rangoli ist eine traditionelle indische Kunstform, die vor allem zu Diwali, dem hinduistischen Lichterfest, aber auch bei Hochzeiten und Hauseinweihungen zum Einsatz kommt. Am Bodes des Hauseingangs wird zur Begrüßung der Gäste ein zumeist grafisches Bild aus farbigem Sand, Blütenblättern, Reis und Linsen hergestellt. Rangoli ist eine vergängliche Kunst. Ein starker Windzug oder ein unbedachter Tritt kann das Bild von einem Augenblick zum anderen verwischen. Im Konzertsaal der Kreismusikschule wird Chirag Mulia am Boden vor der Bühne ein Werk gestalten.

Chirag Mulia ist ein indischer Künstler, der sich auf Rangoli-Sandkunst und Glasmalerei spezialisiert hat. In Großbritannien, wo er mehrere Jahre lebte, hat er zahlreiche Rangoli-Workshops für Schulkinder veranstaltet und Rangoli-Sandkunst fürs Fernsehen, an Diwali am Trafalgar Square sowie in Kunstgalerien in London geschaffen. Seit einigen Jahren lebt er in Erding.

Neben Chirag Mulia werden sich zwölf Mitglieder des Kunstvereins Erding im Konzertsaal der Kreismusikschule zu neuen Werken inspirieren lassen und während der mehrstündigen Aktion an ihnen arbeiten. Im Mai werden diese Werke dann in der Kreismusikschule ausgestellt. Während der Musik- und Kunstaktion kann das Publikum kommen und gehen. Die Zuhörerinnen und Zuschauer sollten jedoch maximale Ruhe beachten, was fraglos als Voraussetzung für das Erleben dieser außergewöhnlichen Kunstaktion notwendig sein wird.

Kraft der Elemente - Luft , Sonntag, 12. März, Kreismusikschule Erding, 14 bis 20 Uhr, Eintritt frei.

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