Wie können junge Leute in turbulenten Zeiten Europa vor Ort besser erleben, spüren, begreifen? Eine Initiative des Bayerischen Jugendrings (BJR) möchte das Bewusstsein von Jugendlichen mit dem Projekt „Perspektive solidarisches Europa“ schärfen. Der Landkreis spielt dabei eine wichtige Rolle. Der Kreisjugendring Erding (KJR) ist als Flaggschiff des Projekts ausgewählt worden. Am Donnerstagnachmittag fand im Bürgersaal Eichenried die Kick-off-Veranstaltung mit Vertretern des BJR, KJR sowie Bürgermeistern, Jugendreferenten und Vertretern von Schulen und Behörden statt.
Für das Engagement auf europäischer Ebene wurde das KJR-Team von Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) und BJR-Präsidenten Philipp Seitz für die gute Arbeit mit der Urkunde „Jugendarbeit für Europa“ ausgezeichnet: „Danke für den Einsatz, den sie mit großer Hingabe in Erding übernehmen und für den Mut und die Verantwortung für ein demokratisches Europa – der Landkreis wird davon profitieren“, sagte Scharf. Sie betonte, dass Europa in schwierigen Zeiten nicht infrage gestellt werden dürfe und Demokratie, Frieden, Stabilität gewahrt werden müssten. Die stellvertretende Ministerpräsidentin erwähnte, dass Projekte der Jugendarbeit mit „extra Geld“ aus dem staatlichen „Demokratiebudget“ gefördert würden. Sie appellierte, junge Menschen besser über Europa zu informieren und sie mehr an gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen und mitbestimmen zu lassen.
Dem KJR Erding gratulierte sie zum vorbildlichen Einsatz für Europa und die Demokratie. BJR-Präsident Seitz würdigte die „mustergültige Arbeit in Erding“. Durch Aktionen und internationale Begegnungen würden „junge Leute für Europa begeistert“. In Erding werde „Europa spürbar“, sagte Seitz.
„Wir sind froh, dass wir das tolle Projekt machen und in Erding über den Tellerrand hinaus schauen können, um europäische Werte wie Toleranz, Solidarität und die Demokratie stärken und Potenziale zur Europaarbeit nutzen zu können“, sagte KJR-Geschäftsführerin Kristin Hüwel. Europa solle spielerisch entdeckt werden. Geplant sind unter anderem „eine Reise ins Herz der europäischen Demokratie“, sagte Hüwel, nach Luxemburg mit einer Besichtigung des Europäischen Gerichtshofs. Vom 29. Juli bis 2. August gibt es einen Ferienworkshop für junge Leute von elf bis 16 Jahren im Erdinger Pfarrgemeindehaus in der Kirchgasse. Weitere Aktionen werden folgen.
„Europa ist nicht nur Brüssel, wir müssen die Menschen in den Mittelpunkt stellen.“
Das auf zwei Jahre angelegte Projekt, das Potenziale und Perspektive von Europa im Lokalen suchen und ausmachen möchte, wird vom Coach Werner Müller-Hirschfeld begleitet. Der in Köln lebende gebürtige Hamburger erklärte, worum es bei den Projekten geht, welche Chancen für den Landkreis Erding bestehen und welche Auswirkungen die Arbeit haben könnte. Er werde beraten, Kontakte vermitteln und mit dem KJR-Team versuchen, Erding als ersten ländlichen Raum – nach den Städten Wiesbaden und Kelkheim – zur „Modellregion Europa“ des Programms „Kommune goes International“ der Fachstelle Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik zu machen. Dadurch könnte internationale Jugendarbeit auf kommunaler Ebene in der Region Erding zusätzlich gefördert werden. Der Kelkheimer Schulleiter Stefan Haid soll schon bald in Erding über seine Erfahrungen seiner Modellkommune berichten. Es sollen Podcasts und Filme gefertigt werden.
Claudius Siebel von der „Nationalagentur Jugend für Europa“ erläuterte die Voraussetzungen für eine Modellregion und sagte, dass der Landkreis Erding bei der außerschulischen europäischen Jugendarbeit bundesweit „eine Blaupause für den ländlichen Raum“ werden könnte.
„Der Einsatz für ein vereintes Europa und Verständnis für Demokratie und europäische Jugendarbeit ist wichtig. Meine Generation hat noch den Kalten Krieg mit Eisernem Vorhang und den Fall der Mauer erlebt und weiß wie wichtig Freiheit und Frieden in Europa sind“, sagte der stellvertretende Landrat Franz Hofstetter (CSU). „Europa ist nicht nur Brüssel, wir müssen die Menschen in den Mittelpunkt stellen, Frieden sichern und bei jungen Leuten durch internationale Begegnungen das Feuer für Europa entfachen“, fügte der Moosinninger Bürgermeister Georg Nagler (SPD) an. „Jugendarbeit ist in jeder Gemeinde wichtig“, sagte der Wörther Bürgermeister Thomas Gneißl (FW). „In unserer Gemeinde leben Menschen mit 58 Nationalitäten. Europa ist im Lokalen gut für uns und bringt uns mehr, als es nimmt“, bekräftigte Fraunbergs Bürgermeister Hans Wiesmaier (CSU).
Das Erdinger Flaggschiff-Projekt zur Europaarbeit wird durch eine Lenkungsgruppe mit Bürgermeistern und Jugendvertretern geleitet und läuft noch bis März 2025.