Erding:Konkurrenz ums Holz

Erding: Holz ist gefragt. Das boomende Baugewerbe ist darauf angewiesen und auch der Export hat stark angezogen.

Holz ist gefragt. Das boomende Baugewerbe ist darauf angewiesen und auch der Export hat stark angezogen.

(Foto: Christian Endt)

Wer derzeit ein Haus baut, zahlt erheblich mehr für einen Dachstuhl als im vergangenen Jahr. Das hängt mit der Globalisierung zusammen: Mehr Nadelholz geht in die USA und Laubholz landet in China

Von Thomas Daller, Erding

Dürreperioden lassen den Holzpreis kräftig schwanken: Bundesweit waren die vergangenen drei Jahre so trocken, dass 200 Millionen Kubikmeter Schadholz angefallen sind. Insbesondere Fichten: Sie sind Flachwurzler, wenn es wenig regnet, können sie kein Harz bilden, das sonst wie ein natürliches Insektizid wirkt und die Borkenkäfer erstickt. Die Käfer reagierten mit einer Masseninvasion. Die Preise fielen im Landkreis im vergangenen Jahr bis auf 40 Euro für den Referenzstamm. Aber durch die Dürre in den USA, insbesondere durch die Waldbrände in Kalifornien sind dort auch viele Häuser abgebrannt. Für den Wiederaufbau kaufen die Amerikaner nun auch massiv Bauholz aus Deutschland. Durch die starke Nachfrage ist der Referenzpreis mittlerweile auf 90 Euro gestiegen. Wer im Landkreis derzeit ein Haus baut, muss daher beim Dachstuhl fast mit wöchentlich steigenden Preisen rechnen.

Von der Dürre und der darauffolgenden Käferinvasion waren insbesondere Wälder auf sandigen oder karstigen Muschelkalkböden betroffen. "Südlich der Donau sind wir relativ glimpflich davon gekommen", sagt Stefan Warsönke, Bereichsleiter Forsten beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Dennoch fiel auch in der Region noch genug Schadholz an, um die Preise zu verderben. Außerdem band die Aufarbeitung des Käferholzes Arbeitskräfte und Maschinenstunden, die bei der normalen Holzernte fehlten. Denn das Käferholz ist kein vollwertiger Ersatz für herkömmliches Frischholz: Die Borkenkäferlarven fressen zwar ihre Gänge nur dicht unter der Rinde, die ohnehin weggesägt wird. Aber die Larven können auch einen Pilz übertragen, der das Holz blau färben kann. "Für einen Sichtdachstuhl ist das nicht geeignet", sagte Warsönke.

Die Waldbauern und die Sägewerksbesitzer saßen im vergangenen Jahr auf vollen Lagern. Aber die anhaltende Baukonjunktur in Deutschland und die zusätzliche Nachfrage aus den USA ließen die Holzberge rasch abschmelzen: "Ich erlebe es zum ersten Mal in meiner 15-jährigen Dienstzeit, dass die Preise im April steigen", sagte Rainer Mehringer, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Erding. Durch die Wintereinschläge seien die Lager im April voll. Im Regelfall würden die Preise erst im Herbst steigen, wenn nicht mehr viel Holz zur Verfügung stehe. "Wir haben einen enormen Nachfragebedarf", sagte Mehringer.

Das spürt auch die Erdinger Holzhandlung Liebl. Andreas Liebl hat in den vergangenen Monaten "krasse Kostensprünge" beim Einkauf einkalkulieren müssen. Und das bei fast allen Holzarten, mit Ausnahme von einigen Tropenhölzern. Seit September kaufe man so viel Holz ein wie nur möglich, um einer weiteren Preisentwicklung zuvor zu kommen. Aber der Markt sei mittlerweile kontingentiert, bemessen an den Einkaufsmengen der vergangenen Jahre. Liebl rechnet damit, dass man die großen Preissprünge bereits hinter sich habe und der Peak im Juni oder Juli erreicht werde. Wer Holz benötige, solle jetzt kaufen, rät er. Die Preise würden in absehbarer Zeit nicht wieder nach unten gehen. Die Marktverwerfungen hängen seines Erachtens auch mit den Strafzöllen zusammen, mit denen Trump kanadisches Holz belegt habe. Dort hätten Sägewerke dicht gemacht und Leute entlassen. Diese Infrastruktur wieder hochzufahren werde dauern.

Der Holzexport aus Deutschland in die USA hat im vergangenen Jahr um 42 Prozent zugenommen. Kanada ist für die Staaten mit 30,8 Millionen Kubikmetern immer noch wichtigster Lieferant für Nadelschnittholz, aber Deutschland ist mit 1,63 Millionen Kubikmetern bereits auf Platz zwei. Das hängt auch mit dem Preisgefüge zusammen: In Deutschland beläuft sich der Preis für Dachlatten, Bretter oder Balken unter normalen Umständen auf etwa 170 Euro pro Kubikmeter; mittlerweile sind es aber auch hier weit mehr als 300. Die Preise für Schnittholz in den USA liegen hingegen bei umgerechnet etwa 500 Euro pro Kubikmeter. Da lohnt sich der Export, auch wenn dabei der Nachhaltigkeitsgedanke flöten geht, weil der Transport viel CO₂ verursacht.

Während ein Teil des Nadelholzes in die USA verschifft wird, geht ein Teil des Laubholzes, insbesondere Buche, nach China, sagte Mehringer. Auch hier sind die Preise um 20 bis 25 Prozent höher als noch vor einem Jahr. In China werde die Buche vor allem zu Essstäbchen verarbeitet.

Erneut zeigt sich dabei, dass der Holzmarkt ein sensibles Konjunkturbarometer ist. Das war nach der Finanzkrise 2008 auch der Fall. Als danach der Konsum langsam wieder anzog, gingen in China wieder mehr Bestellungen ein. China wiederum kaufte in Deutschland sehr viel Holz für Europaletten, für den Transport der Ware. Erst stieg der Preis fürs Holz und dann sprang die Konjunktur wieder an.

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