Die Stadt Erding bekommt einen eigenen Klimaschutzmanager oder eine Klimaschutzmanagerin. Das hat jetzt der Stadtrat beschlossen. Der Entscheidung vorausgegangen war eine gemeinsame Initiative der Fraktionen von CSU und Grünen, die im vergangenen Jahr die Stelle eines Klimafolgenanpassungsmanagers beantragt hatten. Das ziemlich lange Wort wird in Klimaschutzmanager verkürzt, die Aufgaben bleiben gleich: Der oder die Neue soll Konzepte entwickeln, wie sich Erding gegen die Folgeschäden des Klimawandels wappnen kann.
Schon des Öfteren haben im Erdinger Rathaus die Grünen und die CSU gemeinsam einen Antrag eingebracht. So auch im Oktober vergangenen Jahres. Die Fraktionssprecher Helga Stieglmeier (Grüne) und Burkhard Köppen (CSU) forderten in einem Schreiben die Einstellung eines Klimafolgenanpassungsmanagers. Der neue Mitarbeiter, die neue Mitarbeiterin soll sich laut Antrag um die menschliche Gesundheit (Stichwort Hitzeaktionsplan) kümmern und Ideen entwickeln für eine zukunftsfähige Verkehrsinfrastruktur oder einen nachhaltigen Wohnungsbau.
Im Stadtrat verwies am vergangenen Dienstag Helga Stieglmeier eindringlich auf die Notwendigkeit des Klimaschutzes. Neueste Studien zeigten, wie sehr die zunehmende Hitze in den Städten die Gesundheit gefährde und wie dringend Erding dagegen Maßnahmen ergreifen müsse, auch was die Luftverschmutzung betreffe.
Das sieht auch Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) so, er verwies aber auch auf bereits ergriffene Maßnahmen. Als Beispiel nannte er das aktuelle Projekt in der Friedrich-Fischer-Straße: Dort haben Ende April zwischen Schrannenhalle und der Einmündung zur Münchner Straße die Bauarbeiten für mehr Grün begonnen. Bis voraussichtlich Herbst wird der Bereich entsiegelt, es wird weniger Parkplätze geben, dafür neu gepflanzte Bäume und einen Fontänenbrunnen. Trinkbrunnen sind zudem im gesamten Stadtgebiet geplant.


Im Stadtrat stieß der Antrag von Grünen und CSU auf großen Zuspruch. Einzelne Mitglieder von Erding Jetzt und AfD äußerten jedoch Zweifel an der Notwendigkeit eines eigenen Klimamanagers. Es sei ohnehin schon viel vorangetrieben worden, da brauche es da keine eigene Stelle, so der Tenor. Ein dickes Lob erhielt Umweltreferent und Grünen-Stadtrat Herbert Maier von Johann Fehlberger (Freie Wähler). Maier habe schon vieles angestoßen, gerade bei Bauvorhaben, „wir waren da manchmal zu zögerlich, seine Ausführungen auch umzusetzen“, so Fehlberger selbstkritisch.
Bisher habe Erding beim Klimaschutz immer „nur anlassbezogen agiert“, erklärte Burkhard Köppen. Künftig werde „ein Fachmann“ die verschiedenen Bereiche zusammenführen. Auf Fachwissen setzt auch die benachbarte Große Kreisstadt Freising. Mit der Fertigstellung des Klimaschutzkonzepts 2013 wurde dort „die Stelle einer Klimaschutzmanager*in beschlossen“, schreibt Thomas Schwab vom Klimaschutzmanagement. Es hat dann ein bisschen gedauert, 2016 konnte die Stelle zum ersten Mal besetzt werden. Das Freisinger Klimaschutzmanagement sei seither „im Allgemeinen für die Umsetzung der im Klimaschutzkonzept dargestellten Maßnahmen sowie der in der Klimaresolution 2020 beschlossenen Maßnahmen betraut“.
Es stimmen alle für den Klimamanager mit Ausnahme einer Partei
Die Stelle des Erdinger Klimaschutzmanagers soll laut Vorlage folgende Aufgabenschwerpunkte haben, die nahezu identisch sind mit denen des Freisinger Kollegen: Er (oder sie) soll technische Lösungen für innovative Energiekonzepte sowie „klimafreundliche Maßnahmen in Bezug auf Bauen und Wohnen“ erarbeiten, Ideen für eine nachhaltige Energieerzeugung und -versorgung sowie innovative Mobilitätskonzepte entwickeln, die Stadt beraten bei „klimarelevanten Entscheidungen“ und die Öffentlichkeitsarbeit beim Thema Klimaschutz koordinieren.
Es könnte in Erding nun recht schnell gehen, denn ein Klimamanager ist bereits im Stellenplan 2024/25 eingeplant. Es handelt sich dabei um eine Vollzeitstelle, dotiert mit rund 6300 Euro monatlich (rund 81 000 Euro im Jahr). Umweltreferent Herbert Maier wusste auch gleich zu berichten, dass es Bundesgelder für Klimamanager gebe: Vom 15. Mai bis zum 15. August laufe ein neues Programm mit einer Förderung bis zu 90 Prozent.
Der Stadtrat stimmte schließlich für die neue Stelle im Erdinger Rathaus – allein die beiden anwesenden AfD-Stadträte votierten mit Nein. Um alle von den dramatischen Folgen des Klimawandels zu überzeugen, will die Stadt auf Initiative von Köppen demnächst Michael Sachweh aus Erding als Referenten in den Stadtrat einladen. Der studierte Meteorologe berät unter anderem den BR und hat schon einige Bücher über Wetter und Klima verfasst.

