Kreisjugendring Erding:Kritik ist nicht erwünscht

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Martin Bayerstorfers Umgang mit Kritik.

Kommentar von Florian Tempel, Erding

Geschäftsführer Reinhard Egger verlässt den Kreisjugendring Erding. Landrat Martin Bayerstorfer hat sein Ziel erreicht. Man darf das aber nicht falsch verstehen. Die Person Reinhard Egger ist dem Erdinger Landrat sicher ziemlich egal. Was Bayerstorfer so sehr gewurmt hat, dass er ihn unbedingt loswerden musste, war etwas anderes: Egger hatte es gewagt, ihn zu kritisieren. Und Kritik ist etwas, das Bayerstorfer überhaupt nicht egal ist - er erträgt sie nicht.

Landrat Bayerstorfer hatte zunächst wieder einmal die ganz große Keule ausgepackt. So wie schon 2018 im Fall des Grünen-Kreisrat Stephan Glaubitz, der Bayerstofers extrem rigiden Kurs bei der Erteilung von Arbeitserlaubnissen für Geflüchtete kritisiert hatte. Bayerstorfer hatte daraufhin teure Fachanwälte beauftragt, eine aberwitzige und letztlich krachend gescheiterter Klage zu formulieren, laut der Glaubitz angeblich die Ehre des Staats beschädigt habe. Der Streitwert wurde damals mit fast 92 000 Euro so hoch angesetzt, so dass schon die Prozesskosten Glaubitz wirtschaftlich hätten ruinieren können.

Im Fall von Reinhard Egger wählte Bayerstorfer einen kostengünstigeren Weg. Statt Rechtsanwälte ließ er Staatsanwälte tätig werden. Die Anzeige wegen eines Verdachts auf Untreue und Subventionsbetrug gegen den KJR-Geschäftsführer war im Landratsamt schnell zusammengeschrieben. Sie war allerdings auch völlig substanzlos. Die Staatsanwaltschaft Landshut wies in der Einstellung des Verfahrens sogar darauf hin, dass der Hauptentlastungszeuge der Kreisrechnungsprüfer selbst sei, der Buchungsfehler, aber keinen konkreten Schaden festgestellt hatte. Nachdem es mit dem Hammer nicht geklappt hatte, holte Bayerstorfer dann eben die Zange raus und drehte einfach, aber effektiv an der Gehaltsschraube. Ein Drittel weniger Lohn, wer würde da nicht kündigen.

Ganz zu Ende ist das Ganze noch nicht. Es bleibt noch die Sache mit den 92.500 Euro, die im Laufe der Jahre beim KJR zwar nicht falsch verwendet, aber falsch verbucht wurden. Die Rückforderung erscheint nicht nur wegen der entlastenden Bewertung durch den Kreisrechnungsprüfer reichlich absurd. Sie wird gänzlich fragwürdig, weil nun gewissermaßen die Mutter des KJR, der Bayerische Jugendring, in Haftung genommen wird. Doch für was soll der BJR zahlen, wenn es gar keinen Schaden gibt? Bayerstorfer ist sicher auch das egal. Wichtig ist ihm, dass alle eines verstehen: es bleibt nicht folgenlos, wenn man ihn kritisiert.

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