Süddeutsche Zeitung

Erding:Harter Schnitt

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Das Kaffeehaus Krönauer in der Langen Zeile wird nach Ende der Corona-Krise nicht wieder eröffnet. Die Eissorten und Konditoreispezialitäten bleiben den Erdingern aber erhalten. Der Straßenverkauf läuft weiter und wird ausgebaut

Von Regina Bluhme, Erding

Die Corona-Krise hat die Gastronomie mit voller Wucht getroffen. Welche Schneisen in der Lokallandschaft letztendlich geschlagen werden, lässt sich noch nicht absehen. Aber eine erste Kerbe ist bereits da, mitten in der Erdinger Altstadt. Das Kaffeehaus Krönauer samt Straßencafé und Eisgarten wird auch nach Ende der Corona-Krise nicht wieder aufmachen. Damit verlieren viele Stammgäste ihren Treffpunkt und die ganze Stadt eine Institution. Doch verschwinden wird der Name Krönauer nicht. Die Eis- und Konditoreispezialitäten werden weiterhin an der Langen Zeile verkauft. Inhaber Christoph Krönauer plant sogar die Erweiterung des Sortiments.

Die vorgeschriebene Abstandsregelung zwischen den einzelnen Plätzen, "das funktioniert bei uns einfach nicht", sagt Christoph Krönauer. Wie er in seinem Café, "ein langer Schlauch", die Tische korrekt umstellen soll, wisse er nicht. Von den insgesamt 60 Sitzplätzen wäre wohl nur die Hälfte übrig geblieben. Aber selbst dann: Wie sollte ein Stammtisch mit 15 Leuten, die sich immer im Krönauer an einer langen Tafel getroffen haben, denn nun an Einzeltischen gesetzt werden, fragt sich Krönauer. "Oder die Damenrunde - immer zwei an einen Tisch? Das macht doch Null Komma Null Sinn!"

Dazu komme "eine fünf Zentimeter dicke Mappe mit Hygienevorschriften". Ganz abgesehen davon, dass eine Bedienung mit Mundschutzmaske seiner Ansicht nach "einer Kaffee- und Wirtshauskultur widerspricht". Und solange es keine Impfung gegen das Virus geben, bleibe eben die Unsicherheit, wann der nächste Ausbruch komme und somit der nächste Lockdown mit erneuter Schließung aller Lokalitäten. "Jetzt werden die Beschränkungen gerade gelockert, meiner Meinung nach geht das sogar ein bisserl zu schnell, aber die Angst bleibt, dass es wieder los geht. Und dann?"

Ihm tue es für die vielen Stammgäste sehr leid, dass nun das Café, das Straßencafé und auch der hübsche Eisgarten Geschichte sind. Er wolle jetzt neue Wege gehen, auch um möglichst viele seiner Mitarbeiter halten zu können "und das schaffe ich nur mit diesem harten Schritt". Zehn festangestellte Fachkräfte und 25 Aushilfen auf 450 Euro Basis sind bei Krönauer beschäftig. Krönauer will sich nun "aufs Kerngeschäft konzentrieren": Der Straßenverkauf für die hausgemachten Eisspezialitäten werde weiter wie bisher laufen. Das Angebot an Kuchen und Torten will der gelernte Konditormeister erweitern. Die Theke biete im Moment Platz für 30 Torten, Christoph Krönauer kann sich vorstellen, später einmal das Angebot zu vergrößern. Grundsätzlich soll das Angebot "auf ein höheres Level angehoben werden", neben Torten, Kuchen und Eis aus dem Hause Krönauer auch einmal mehr Pralinen oder Marmelade im Angebot sein. Auch den Lieferservice will er ausbauen.

Wenn man so will, könnte man auch sagen: Es geht zurück zu den Wurzeln. Denn angefangen hat alles 1935 mit Otto Krönauers Eismaschine. Die erste Produktions- und Verkaufsstätte des Krönauer-Eises befand sich auf dem Gelände des heutigen Feuerwehrhauses - und zwar in Form einer kleinen Baracke. Ottos Sohn Helmut trat als gelernter Konditormeister in die Fußstapfen seines Vaters. Gemeinsam mit seiner Frau Genoveva ließ er im Oktober 1978 das alte Gebäude an der Langen Zeile 30 abtragen und legte den Grundstein für das Eiscafé Krönauer. Neben hausgemachten Speiseeis standen nun auch Konditorei- und Patisseriekreationen sowie Kaffee und Tee auf der Karte. Seit 1994 steht das Eiscafé Krönauer in dritter Generation unter der Leitung von Christoph Krönauer. Er stehe seit 44 Jahren im Geschäft, "und das Geschäft, das fordert dich". Nächstes Jahr werde er 60 Jahre alt, fügt Krönauer hinzu. Der gelernte Konditormeister hofft, dass die Erdinger dem Eis und dem Kuchen aus dem Hause Krönauer die Treue halten. Er ist zuversichtlich. "Der Name Krönauer wird nicht verschwinden."

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SZ vom 29.05.2020
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