Erding:Jungneolithikum und Altheimer Gruppe

Das Rad und der Pflug sind wichtigste Erfindungen der Zeit der zwischen 4400 und 3500 vor Christi Geburt.

Von SZ

Als Jungneolithikum wird ein Abschnitt der Jungsteinzeit (Neolithikum) in Mitteleuropa bezeichnet, der zwischen 4400 und 3500 vor Christi Geburt datiert. Wegen des ersten Auftretens von Gegenständen aus Kupfer im südöstlichen Mitteleuropa wird sie auch "Kupfersteinzeit" genannt.

Im Jungneolithikum erkennen die Forscher einen Wandel im Siedlungswesen: die Häuser werden deutlich kleiner und stehen nun enger beieinander. Besondere Standorte sind Höhen-, Seeufer- und Moorsiedlungen. Archäologisch wird eine zunehmende Spezialisierung und Arbeitsteilung innerhalb der Siedlungen sowie ein Geflecht wirtschaftlicher Beziehungen zwischen den einzelnen Siedlungen nachweisbar. Das Rad und der Pflug sind die wichtigsten Erfindungen dieser Zeit. Des weiteren ist ein deutlicher Aufstieg bei den sogenannten "secondary products" wie Wolle, Milch, Butter, Käse und Quark und der Zugkraft bei Tieren zu verzeichnen.

Die Altheimer Gruppe hat im späten Jungneolithikums zwischen 3800 und 3300 vor Christus gelebt. Der Begriff wurde im Jahre 1915 vom Prähistoriker Paul Reinecke geprägt, nach dem 1911 entdeckten und 1914 ausgegrabenen Erdwerk von Altheim bei Landshut. Für die Historikerin Barbara Limmer ist die Altheimer Gruppe auch deshalb interessant, weil Keramikfunde in Pestenacker bei Landsberg am Lech zeigen, dass die Menschen damals schon Beziehungen bis nach Böhmen und Italien unterhielten. Das wichtigste Charakteristikum der Altheimer Gruppe ist - wie im gesamten Neolithikum - die Keramik. Typisch sind unverzierte Gefäße mit Fingertupfen- beziehungsweise Arkadenrandleisten und Schlickauftrag. Gräber der Altheimer Gruppe sind kaum bekannt. Es wird davon ausgegangen, dass ein Großteil der Bevölkerung auf eine Art und Weise bestattet wurde, die heute nicht mehr nachweisbar ist. In Ergolding-Fischergasse wurde das Hockergrab eines Mannes und in Stephansposching zwei Hocker- und eine Brandbestattung gefunden. In Pestenacker wurden auch Rind, Schaf/Ziege, Schwein und Hund als Haustiere nachgewiesen. Aufgrund der hohen Anzahl an Pferdeknochen ging man lange Zeit davon aus, dass es sich um domestizierte Tiere handelt. Neuere Untersuchungen konnten diese Vermutung jedoch nicht stützen. Die Knochen stammen von verhältnismäßig kleinen Wildpferden, die neben Rothirsch, Wildschwein, verschiedenen Vogel- und Fischarten, Bär, Biber und sogar Schildkröten zur Nahrungsergänzung gejagt wurden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: