Süddeutsche Zeitung

Inflation:"Noch geht es sich aus."

Alles wird teurer. Auch die Bürgerinnen und Bürger in Erding spüren die Folgen der Inflation. Vielen bereitet das Sorge, auch wenn sie sich jetzt noch nicht einschränken müssen. Eine Umfrage.

Von Niklas Martin, Erding

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes betrug die bayernweite Teuerungsrate im September 10,8 Prozent und befindet sich damit auf einem seit Jahrzehnten nicht mehr dagewesenen Niveau. In Bayern gar noch auf einem höheren als im Bundesdurchschnitt. Insbesondere Energie und Lebensmittelpreise machen sich im Portemonnaie der Verbraucher bemerkbar. Die SZ wollte wissen, wie Erdinger zum Thema Inflation stehen, ob ihnen die gestiegenen Preise Sorgen bereiten, wie sie darauf reagieren und mit welchen Gefühlen sie in die Zukunft blicken.

"Selbstverständlich macht sich die Inflation bei mir bemerkbar", meint etwa Andreas Fritsche: "Man siehts bei Lebensmitteln, den Energiepreisen und beim Tanken. Alles wird teurer." Persönlich bereite der Preisanstieg ihm zwar noch keine Probleme: "Das kann ich derzeit noch gut abfedern." Auch Einschränkungen im Einkaufsverhalten nimmt er keine vor. Sorge bereite ihm aber die "sozialpolitische Entwicklung" hierzulande.

Etwas anders sieht es bei Alfred Plattenberger aus. Er kommt gerade vom Erdinger Wochenmarkt, auf dem er heute mal nichts gekauft hat: "Ich habe heute nicht unbedingt etwas gebraucht und mich daher zurückgehalten". Allgemein bemerkt er eine deutliche Eintrübung der Konsumlaune: "Überall ist weniger los. Alle Geschäfte haben die Preise erhöht. Das hat Auswirkungen". Die Entwicklung ängstigt ihn. Er hat ein kleines Kind, arbeitet in der Metallbranche und verweist auf die aktuellen Tarifverhandlungen: "Acht Prozent werden gefordert. Das ist jetzt schon weniger als die Inflation. Und kriegen wird man letztendlich vielleicht fünf oder sechs Prozent.

"Die Menschen werden das bezahlen." Auch mit Blick auf die Entlastungsmaßnahmen der Politik ist er eher skeptisch: "Auch die werden irgendwann von jemandem bezahlt werden müssen. Und ob sie wirklich helfen, ist nicht garantiert. Man sieht es ja bei Dingen wie dem Tankrabatt." Er schränke sich in einigen Bereichen schon ein, beim Heizen sei aber auch bei ihm eine Grenze überschritten: "Mit einem kleinen Kind zuhause kannst du nicht einfach weniger heizen. Das geht schlichtweg nicht."

Auch Renate Erhardt bereitet die aktuelle Entwicklung Sorgen: "Noch geht es sich aus. Aber wer weiß, was da noch kommt." Insbesondere die steigenden Energiepreise hätten sie und ihre Familie sensibilisiert: "Wir versuchen Haushaltsgeräte wie die Kaffeemaschine jetzt immer abzuschalten und auch sonst leben wir bewusster." Schon vor der Kostenexplosion im Energiesektor haben sie daheim eine Photovoltaikanlage angeschafft, auch um die Stromkosten zu senken. Das mache sich jetzt "bezahlt".

Einen andere Perspektive bietet Fabio Silicher. Er baut derzeit ein Haus und macht sich über die Inflation dieser Tage, wie er bemerkt, "wenig Gedanken". Sehr wohl fallen ihm die gestiegenen Preise auf: "Einkaufen tun wir aber nach wie vor so wie früher. Da schauen wir jetzt nicht genauer hin als früher." Sorgen mache er sich hinsichtlich der Preisentwicklung ebenfalls noch keine.

Ganz ähnlich blickt auch Familie Lietz auf die Situation. Als Beschäftigte in der Finanzbranche kommt man da um das Thema Inflation nicht herum: "Persönlich geht es an uns derzeit aber noch vorbei." meint Markus Lietz. "Man sieht an den Preisschildern, dass die Butter mehr kostet als früher etwa, aber das führt nicht dazu, dass wir uns gewisse Dinge nicht mehr leisten." Der Blick in die Zukunft habe sich aber deutlich "eingetrübt", sagt er: "Ich denke wir haben wirtschaftlich und auch, was den Wohlstand angeht, den Zenit erreicht. Wir werden um Konsumeinschränkungen nicht herumkommen.

Die wirtschaftliche Entwicklung macht mir daher durchaus Sorgen und auch, was das mit der Gesellschaft macht. Viele Menschen hierzulande müssen sich Gedanken darüber machen, was sie sich noch leisten und was nicht. Das ist ein Stresstest für den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft."

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