Erding:In Würde zu Hause sterben

Palliativstation der Charité

Mittlerweile sind 400 Patienten pro Jahr beim Palliativ-Team Erding in Behandlung. Ein Vielfaches der ersten Schätzung bei der Gründung 2011.

(Foto: Britta Pedersen/dpa)

Die Zahl der Menschen, die in ihrer gewohnten Umgebung sterben möchten, steigt stetig. Das Palliativ-Team Erding betreut mittlerweile zehn Mal so viele Patienten, wie bei der Gründung erwartet wurde

Von Nadja Gabrych

Immer mehr Menschen möchten zuhause sterben. Dieser Wunsch zeigt sich in den Patientenzahlen des Palliativ-Teams Erding. Bei der Gründung 2011 wurde mit hundert Patienten innerhalb der ersten drei Jahre gerechnet - tatsächlich waren es bereits im ersten Jahr 75. Mittlerweile sind 400 Patienten pro Jahr in Behandlung, ein Vielfaches der ersten Schätzung. Laut Monika Vogt, Geschäftsführerin des Palliativ-Teams, können die Kosten mit "gutem Wirtschaften" gedeckt werden, viel wichtiger sei es allerdings, "geeignetes Personal" zu finden.

Das Palliativ-Team Erding möchte seinen Patienten die Begleitung und Betreuung zukommen lassen, die sie sich wünschen - und das am gewünschten Ort. Die grundlegenden Kosten der Behandlung trägt die Krankenkasse mit einer variablen Pauschale. Um diese Pauschalen zu ergänzen ist die gemeinnützige GmbH auf Spenden angewiesen. Diese machten die Gründung des Palliativ-Teams überhaupt erst möglich.

"Die Arbeitsbelastung war in der Anfangszeit enorm hoch", so Vogt. Mit nur drei Vollzeitstellen in der Pflege und ein- einhalb bei den Ärzten konnte gerade so die 24-stündige Rufbereitschaft gestellt werden. Zudem wäre das Palliativ-Team in Erding eines "der ersten zehn in ganz Bayern" gewesen, Beispiele an denen man sich hätte orientieren können, gab es nicht. Nur mit der "hohen Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter" konnte der unerwartete Andrang in der Anfangszeit bewältigt werden. Es müssten zwar "immer noch personelle Nachbesserungen" stattfinden, allerdings gebe es mittlerweile "weniger Überstunden", sagt Vogt.

Das Pflegepersonal hat sich seit der Gründung auf sechs Vollzeitstellen verdoppelt. Inzwischen ist zudem ein Arzt direkt bei der gemeinnützigen GmbH angestellt, zusammen mit fünf weiteren externen Ärzten stocken sie das Team um drei Vollzeitkräfte auf.

Bewerber, die das personelle Defizit aufheben könnten, gibt es genug. Allerdings achtet die Leitung des Palliativ-Teams darauf, dass "neue Mitarbeiter den Teamgeist tragen können". Ungeeignete Kandidaten mussten daher schon abgewiesen werden. Für Monika Vogt ist der Schlüssel zum Erfolg "genügend Personal mit Enthusiasmus und dem Willen etwas zu bewirken."

Die Pauschalen der Krankenkassen, die Spenden aus dem Landkreis und ein großes Maß an individuellem Einsatz aller Beschäftigten sind ausschlaggebend für die Finanzierung des Unternehmens. Aber auch "ein ökonomischer Haushalt, geringe Verwaltungskosten und gutes Wirtschaften" trügen zum Erfolg des Palliativ-Teams bei, sagt Monika Vogt. Das Wissen um eine Möglichkeit für eine gute palliative Versorgung lässt auch den Wunsch danach steigen. Insbesondere seit 2014 scheinen die Menschen immer mehr auf die Hilfe zu vertrauen, die ihnen vom Palliativ-Team angeboten wird. Monika Vogt ist zuversichtlich, dass "der Trend anhält".

Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) bietet Betroffenen die Möglichkeit, zuhause und umgeben von den Liebsten sterben zu können. Sie beinhaltet die ambulante Fürsorge durch Ärzte und Pflegepersonal, sowie ihre Koordination mit dem Fokus auf Schmerztherapie und Symptomkontrolle. Anspruch auf eine Behandlung haben laut dem fünften Sozialgesetzbuch Versicherte, die an einer "nicht heilbaren, fortschreitenden und so weit fortgeschrittenen Erkrankung leiden, dass ihre Lebenserwartung begrenzt ist". Die SAPV wird vom jeweiligen Vertrags- oder Krankenhausarzt verordnet.

Für die Zukunft wünsche sich Monika Vogt, dass die SAPV als "wichtige Stütze im gesamten Gesundheitssystem" gefestigt werde. Die "Erkenntnisse und Erfolge der Palliativmedizin müssen auf das normale Gesundheitssystem zurückgetragen" werden, um so gegenseitig voneinander profitieren zu können. Das Palliativ-Team Erding versorgt den gesamten Landkreis Erding sowie, falls abgesprochen, auch angrenzende Nachbargemeinden.

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