Erding:In Oberding gibt's nichts zu Jammern

Nach 18 Jahren als Bürgermeister geht Helmut Lackner (CSU) in den Ruhestand, seine Nachfolge wird sein Parteifreund Bernhard Mücke antreten. Einen Gegenkandidaten gibt es nicht.

Von Sarah Schiek

Auch mitten im Wahlkampf ist die Stimmung in Oberding harmonisch. Zwar steht im Rathaus der 5000-Seelen- Gemeinde ein Generationswechsel kurz bevor, aus der Ruhe bringen lässt sich davon aber bislang niemand: Nach 18 Jahren als Bürgermeister geht Helmut Lackner (CSU) in den Ruhestand, seine Nachfolge wird Bernhard Mücke antreten. Der selbständige Schreinermeister aus Aufkirchen und Vorsitzende des CSU-Ortsvereins hat die Unterstützung aller sechs Ortslisten, Gegenkandidaten gibt es nicht. "In diesem Sinne haben wir eigentlich gar keinen Wahlkampf", sagt der 50-Jährige.

Mücke sitzt seit 2008 für die CSU im Gemeinderat und hat das Amt des Sportreferenten inne. "Es gibt bei uns viele interessante Projekte und damit viele Gestaltungsmöglichkeiten. Deshalb habe ich mich beworben", erklärt er. Große Neuerungen einzubringen, schwebt ihm dabei nicht vor. "Die meisten Themen sind bei uns ja schon vorgeben", sagt Mücke. So wolle auch er die Erweiterung der Realschule, den Bau der Dreifachturnhalle, den Ausbau des Nahwärmenetzes und die dringend nötige Erweiterung des Rathauses voranbringen. Neben "solidem Haushalten", so Mücke, habe er sich außerdem die Unterstützung der landwirtschaftlichen Betriebe und der heimischen Wirtschaft auf die Fahne geschrieben. "Oberding ist durch seine Nähe zum Flughafen nicht mit anderen Gemeinden vergleichbar", erläutert Mücke. Die Gemeinde leide nicht nur unter dem Flächenfraß, sondern müsse zudem Unsummen von Ausgleichsflächen bereitstellen. "Ich möchte mich dafür stark machen, dass unsere Landwirte einen gerechten Ausgleich bekommen, auch für Infrastrukturprojekte wie den S-Bahn-Ringschluss und den Ausbau der FTO", erklärt der Bürgermeisterkandidat. "Wir wollen unseren Ort auch für die Familien, die hier leben, lebenswert erhalten - trotz des Flughafens als Partner."

Bislang, so Mückes Einschätzung, sei dies dem Gemeinderat gut gelungen. "Gott sei Dank machen wir ja keine Parteipolitik." Die Zusammenarbeit zwischen den Vertretern der Wählergruppen, den drei Gemeinderäten der CSU und Lotte Färber (SPD) sei stets ein konstruktives Miteinander. "Ich kann mich ehrlich gesagt an keinen einzigen Streit erinnern, die meisten Beschlüsse treffen wir einstimmig", sagt Mücke. Zwar sei die CSU "wichtig für den Draht nach oben", doch das Wohl der Gemeinde stehe bei allen Entscheidungen im Vordergrund.

Lotte Färber, in der vergangenen Legislaturperiode einzige SPD-Vertreterin und einzige Frau im Gemeinderat, sieht das genauso. "Die Zusammenarbeit bei uns funktioniert gut. Wo Geld vorhanden ist, braucht man sich auch nicht streiten", erklärt sie im Hinblick auf die stets gut gefüllte Gemeindekasse. Dank der reichlich fließenden Gewerbesteuern gehört Oberding seit langem zu den finanzkräftigsten Kommunen der Bundesrepublik. Mit Einnahmen und Ausgaben von rund 42,3 Millionen Euro hatte Kämmerer Georg Neudecker das jüngste Rechnungsjahr weit über den Erwartungen abschließen können.

Färber sitzt seit 1990 im Gemeinderat, 1996 war sie auch bei der Bürgermeisterwahl angetreten - allerdings erfolglos. "Wir haben diesmal niemanden gefunden, der kandidieren wollte. Wir hatten sowieso schon Schwierigkeiten, unsere Liste voll zu kriegen", sagt die 63-jährige Sachbearbeiterin, die auf Platz eins der gemeinsamen Liste von SPD und Parteifreien Bürgern steht. Spezielle Themen habe ihre Partei nicht, "wir haben ja alles in Oberding, wir können nicht jammern", sagt Färber. Das einzige, was sie sich dringend wünsche, seien mehr Frauen im Gemeinderat, "egal von welcher Liste". "Die Hälfte der Menschheit sind Frauen, aber in vielen Gemeindegremien sind sie überhaupt nicht vorhanden", bedauert sie.

Allerdings stehen die Chancen gut, dass sich der Anteil weiblicher Gemeinderatsmitglieder in Oberding zur nächsten Legislaturperiode erhöht: Neben Andrea Hartung, die an zweiter Stelle der Liste der Wählergemeinschaft Niedering steht, geht mit Franziska Meier auch für die CSU eine Kandidatin von einem aussichtsreichen zweiten Platz ins Rennen. Die 22-jährige BWL-Studentin ist seit ihrem 17. Lebensjahr bei der Jungen Union aktiv, erst vor wenigen Wochen hat sie den Vorsitz des neu gegründeten Oberdinger Ortsvereins übernommen. "Ich will mich als Vertreterin der JU, aber auch als Vertreterin der Jugend im Gemeinderat einbringen", kündigt Meier an. Stark machen möchte sie sich vor allem für die Jugendarbeit in den Vereinen, "denn ich bin selbst eine ganz große Vereinsmeierin", sagt sie lachend. "Unsere Gemeinde ist ein beliebtes Zuzugsgebiet. Das trägt positiv zum Wirtschaftswachstum bei, birgt aber auch die Gefahr, dass die Integrität leidet - dem möchte ich vorbeugen", erklärt Meier. Schließlich förderten Vereine nicht nur Traditions- und Teamgeist, sondern könnten auch eine Brücke zwischen Alt und Jung bauen. "ich weiß, dass das in vielen Vereinen schon gut funktioniert, möchte das aber noch weiter ausbauen." Zumindest bei ihrer eigenen Partei scheint Meier damit offene Türen eingerannt zu haben: Bei der Aufstellungsversammlung der CSU im November wurde sie mit 23 von 25 Stimmen auf Platz zwei der Liste gewählt.

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