Erding:In engem Bogen um Erding herum

Die stadtnahe Variante für die Nordumfahrung schneidet in Wirtschaftlichkeitsuntersuchung besser als die Mitte-Variante ab. Eine Vorentscheidung.

Thomas Daller

Mit Pauken und Trompeten ist die Erdinger Nordumfahrungsvariante ED 99 durchgefallen, die in einem Bogen um Eichenkofen verlaufen sollte. Bei der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung hat sich die stadtnahe Variante bei Langengeisling als die einzig machbare herausgestellt. Die Ergebnisse, die das Straßenbauamt im Strukturausschuss des Landkreises vorgestellt hat, waren so eindeutig, dass es "fast unmöglich ist, sich für die ungünstigere Variante zu entscheiden", sagte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU).

Erding: Eine Zeitlang hat der Protest gegen die Nordumfahrung Ruhe gehalten, nun wird vermutlich wieder diskutiert.

Eine Zeitlang hat der Protest gegen die Nordumfahrung Ruhe gehalten, nun wird vermutlich wieder diskutiert. 

(Foto: Peter Bauersachs)

Der Strukturausschuss hat am Montag einen Empfehlungsbeschluss an den Kreistag gefasst: Das Staatliche Bauamt soll auf der Basis der Variante Süd 2 einen Vorentwurf und die Planfeststellungsunterlagen erstellen. Das K.O.-Kriterium für die Wahltrasse Mitte 3, wie der Bogen um Eichenkofen genannt wird, war das so genannte EWS-Verfahren. Dabei handelt es sich um das bundesweit einzig anerkannte Verfahren, um bei Straßenvarianten dieser Kategorie die Wirtschaftlichkeit zu ermitteln. Dabei fließen Faktoren wie Fahrtzeiten, Lärm- oder CO2-Belastung ein, Unfallgeschehen oder Betriebskosten. Heraus kommt immer ein Faktor, der größer als 1 sein muss, wenn die Strecke nach diesen Kriterien als wirtschaftlich gelten soll. Der Eichenkofener Bogen schneidet dabei mit einem Faktor von 0,28 sehr schlecht ab. Die stadtnahe Variante bringt es hingegen auf ein 1,48.

Dieses Ergebnis hat zweierlei Auswirkungen: Zum einen würde man die anteilige Förderung des Freistaates verlieren, wenn man sich für die schlechtere Variante entscheidet. Dieser Anteil beläuft sich auf 75 Prozent der förderfähigen Kosten. Und es geht immerhin um eine Summe von rund 38 Millionen Euro - sowohl bei der Variante Mitte 3 als auch Süd 2.

Aber selbst wenn die Stadt Erding den Verlust dieser Förderung aus eigener Tasche ausgleichen sollte, stünde die Trasse immer noch auf wackeligen Beinen. Denn zum anderen muss sich nur ein betroffener Grundstückseigentümer quer stellen und gegen die Trasse klagen, um die Variante Mitte 3 zu kippen: Vor Gericht würde kein Enteignungsverfahren eine Chance auf Erfolg haben, das mit so einem geringen wirtschaftlichen Nutzen verbunden wäre, sagte Landrat Bayerstorfer.

Kreisrätin Helga Stieglmeier (Grüne) monierte, wenn diese Wirtschaftlichkeitsberechnung zum Dogma erhoben werde, "haben wir keine Entscheidungsmöglichkeiten mehr". Bayerstorfer konterte mit dem Hinweis, dass diese Berechnung auch auf Faktoren beruhe, die ihr als Grüne wichtig sein sollten: So liege der Kraftstoffverbrauch auf der 2,2 Kilometer kürzeren Variante Süd 2 bei 2,97 Millionen Liter pro Jahr und bei Mitte 3 bei 3,35 Millionen Litern. Auch die Einsparung beim CO2-Ausstoß sei um 600 Tonnen pro Jahr gewichtiger.

Den unterschwelligen Vorwurf von Kreisrat Martin Huber (REP), das Straßenbauamt habe eine Trasse schöngerechnet, ließ Bereichsleiter Peter Weywadel nicht auf sich sitzen: "Das ist nicht unsere Intention. Bei Kreisstraßen haben wir nur eine Beratungsfunktion."

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