Erding:In einem Teufelskreis

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Frau A. lebt mit ihrem kleinen Sohn alleine, arbeitet Vollzeit, aber das Geld reicht trotzdem nicht

Von Alexandra Maier, Erding

In wenigen Tagen ist Weihnachten. Was normalerweise Kinderaugen leuchten und Herzen schneller schlagen lässt, sorgt in ärmeren Familien für Sorge und Kummer. Die Kinder brauchen warme Kleidung, wetterfeste Schuhe und eine Kleinigkeit sollte an Heilig Abend unter dem Christbaum liegen. Oft sind Alleinerziehende und ihre Kinder betroffen.

Frau A. ist eine von ihnen. Sie lebt mit ihrem kleinen Sohn alleine, arbeitet Vollzeit, aber das Geld reicht trotzdem nicht. "Die Mietkosten im Landkreis sind sehr hoch", sagt Brigitte Fischer, Beraterin bei der Caritas Erding. Trotz Kindergeld und Unterhalt, für Frau A. bleibt am Ende des Monats nur selten etwas übrig. Die Verkäuferin ist eine Aufstockerin. Das heißt, obwohl sie Vollzeit zur Arbeit geht, bekommt sie zusätzlich Leistungen vom Jobcenter. "Sonst würde sie gar nicht über die Runden kommen", sagt Fischer. Zudem muss sie Schulden abstottern. Geld, um ihrem Sohn einmal überraschend eine Freude zu machen, einfach Mal mit ihm in den Tierpark zu fahren, so wie andere Mütter, hat Frau A. nicht. "Mit einer kleinen Finanzspritze, jetzt vor Weihnachten, wäre den beiden schon sehr geholfen", sagt Fischer. 200 Euro, damit könnten Mutter und Sohn einen Ausflug machen und der Platz unterm Christbaum bliebe auch nicht leer.

Alleinerziehend sein, darin sieht Fischer eine "Armutsfalle". Sie habe Fälle erlebt, in denen einer Frau noch während der Probezeit ohne triftigen Grund gekündigt wurde. "Alleinerziehende kommen bei Arbeitgebern nicht gut an", meint Fischer. "Sie fürchten, man könnte zu oft ausfallen, weil das Kind krank ist." Im Niedriglohnbereich, etwa im Verkauf, sei das "sehr unbeliebt." Verständnis für eine Mutter-Kind-Kur beispielsweise, wie Frau A. sie gerne machen würde, hätten da nur die wenigsten. Frau A. hat keinen Partner mehr, mit dem sie ihre Sorgen und Ängste teilen kann, keinen der ihr Mal Zuhause unter die Arme greift, keinen mit dem sie sich Haushalt und Erziehung teilen könnte. "Diejenigen, die noch ein soziales Netzwerk um sich haben, sprich Großeltern oder Verwandte, haben es einen Ticken leichter", sagt Fischer.

Etwa 14 Prozent ihrer Klienten waren in diesem Jahr alleinerziehende Mütter oder Väter, sagt Fischer. Diese Menschen hätten oftmals noch mit Krankheiten oder Schicksalsschlägen zu kämpfen. So ist es bei Frau M. Sie ist alleinerziehend und hat zwei Kinder. Zudem ist Frau M. chronisch schwer krank. Was den dreien zum Leben bleibt ist die kleine Erwerbsunfähigkeitsrente der Mutter. Jede Sonderausgabe reißt ein großes Loch in die Haushaltskasse. Die Familie wohnt auf dem Land, ist deswegen auf ein Auto angewiesen. Die anfallenden Kosten muss Frau M. in Raten abzahlen. "Damit bleibt monatlich unterm Strich noch weniger übrig", sagt Fischer. "Aber das Auto aufgeben kann sie nicht, alleine schon, weil sie sonst nicht mehr zum Arzt kommen könnte." Außerdem mache es die angeschlagene Mutter stolz, dass sie ihre Kinder noch selbst zum Turnen fahren kann. "Das Selbstwertgefühl zu wahren ist wichtig." Mit einer Spende von 400 Euro könnte die Caritas die nächste Autoreparatur übernehmen.

Alleinerziehend sein könne existenzbedrohend werden. Oft können die Betroffenen nichts dafür. "Wenn zum Beispiel der Unterhalt nicht pünktlich kommt, das Konto so durch Abbuchungen ins Minus rutscht", sagt Fischer. Frau A. sei in diesen Fällen mehrfach mit Kündigung gedroht worden, weil sie ihre Miete unverschuldet nicht mehr bezahlen konnte. "Die Menschen sind verzweifelt, befinden sich in einem Teufelskreis. Die psychischen Ängste kommen auf die materiellen Sorgen noch obendrauf."

Beides hat Frau S. bereits am eigenen Leib erfahren. Die 34-jährige ist alleinerziehend und leidet am Borderlinesyndrom. Um ihr Leben trotz dieser Persönlichkeitsstörung dennoch meistern zu können, erhält sie Erziehungshilfe vom Jugendamt und nimmt am ambulant betreuten Wohnen des Sozialpsychatrischen Dienstes teil. "Die siebenjährige Tochter geht mittlerweile zur Schule, aber die Mutter kann mit ihrer Krankheit nicht arbeiten", sagt Caritas-Berater Alfons Kühnstetter. 400 Euro für eine neue Waschmaschine, so könnte man Mutter und Sohn unkompliziert helfen.

Mit Ihrer Spende können Sie den betroffenen Menschen helfen, dass es doch noch ein glückliches Weihnachtsfest für Mütter, Väter und ihre Kinder werden kann.

© SZ vom 13.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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