Süddeutsche Zeitung

Erding:Immer weniger Azubis

"Der Wirtschaft in der Region fehlt der Fachkräftenachwuchs", sagt der IHK-Vizepräsident zu den unbesetzten Lehrstellen

Die IHK München und Oberbayern macht sich Sorgen wegen der sinkenden Zahl der Auszubildenden im Landkreis. Im vergangenen Jahr haben laut einer Pressemitteilung 265 Auszubildende in Betrieben aus Industrie, Handel und Dienstleistungen im Landkreis Erding eine Berufsausbildung begonnen. Im Vergleich zum Vorjahr sei das ein Minus von 8,3 Prozent. 222 Frauen und Männer begannen eine Ausbildung in einem kaufmännischen Beruf, lediglich 43 starteten mit einer gewerblich-technische Ausbildung. Laut den Zahlen der Arbeitsagentur blieben zu Beginn des Ausbildungsjahrs im September 2020 etwa 120 Lehrstellen im Landkreis unbesetzt. Otto Heinz, Vizepräsident der IHK München und Oberbayern sagt: "Der Wirtschaft in der Region fehlt der Fachkräftenachwuchs. Viele Betriebe wollen ausbilden, weil sie auf die Zukunft setzen."

Bei der IHK sieht man laut der Pressemitteilung die Gründe für den Rückgang bei den Ausbildungsverhältnissen vor allem in der sinkenden Zahl von Schulabgängern. Nach Angaben des Kultusministeriums ging diese bayernweit im Vergleich zum Vorjahr um 4,9 Prozent zurück. Besonders hohe Rückgänge waren bei Bewerbern zu verzeichnen, die statt einer Ausbildung auch ein Studium wählen können. 2020 gab es 15,5 Prozent weniger Abiturienten mit allgemeiner Hochschulreife und acht Prozent weniger Absolventen mit Fachhochschulreife.

IHK-Vize Otto Heinz sieht noch ein Problem: "Leider hat die Pandemie nahezu alle Maßnahmen zur Berufsorientierung für Schüler zum Erliegen gebracht. Auch die wichtige Bewerbungsphase im Frühjahr hat darunter gelitten. Schnupperpraktika, Ausbildungsmessen und persönliche Bewerbungsgespräche konnten nicht stattfinden. Doch trotz aller Unsicherheiten, die die Krise bis heute verursacht, setzen unsere Unternehmen auf top ausgebildete Fachkräfte." Angesichts des Lockdowns sei es umso wichtiger, in der Berufsorientierung alle Register zu ziehen. "Wir müssen neue Wege gehen und digitaler werden."

Die beliebtesten Ausbildungen waren im vergangenen Jahr im Landkreis Erding die zum Verkäufer, gefolgt von den Kaufleuten im Einzelhandel, den Fachkräften für Lagerlogistik und den Kaufleuten für Spedition und Logistikdienstleistung. Bei den jungen Frauen lag die Kauffrau für Büromanagement an der Spitze der Beliebtheit, bei den jungen Männer der Verkäufer. Insgesamt starteten die IHK-Azubis ihre Ausbildung in 42 verschiedenen Berufen von den Automobilkaufleuten bis zum Zerspanungsmechaniker. Die IHK ist nach eigenen Angaben für mehr als 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse zuständig und betreut 197 aktive Ausbildungsbetriebe im Landkreis.

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SZ vom 16.02.2021 / flo
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