Süddeutsche Zeitung

Prozess:Welpenhändler zu Gefängnisstrafe verurteilt

  • Ein ungarisches Pärchen ist für den illegalen Verkauf von jungen Rassehunden zu je zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden.
  • Das Amtsgericht Erding bewertete den Handel als gewerbs- und bandenmäßigen Betrug.
  • Die Kripo Erding ermittelte in monatelanger und grenzübergreifender Arbeit insgesamt 65 Verkäufe von viel zu jungen, nicht geimpften und oft kranken Hunden.

Von Florian Tempel, Erding

Ähnliche Prozesse hat es in Deutschland bislang erst ganz wenige gegeben: Zwei illegale Welpenhändler sind vom Amtsgericht Erding wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden. Die voll geständigen Angeklagten, eine 38 Jahre alte Frau und ihr gleich alter Lebensgefährte, hatte aus Ungarn aus den betrügerischen Verkauf von jungen Rassehunden organisiert.

Die Kripo Erding ermittelte in monatelanger und grenzübergreifender Arbeit 65 Verkäufe von viel zu jungen, nicht geimpften und oft kranken Hunden, von denen mehrere kurz nach den Verkäufen starben. Aus prozessökonomischen Gründen kam nur sieben Fälle zur Anklage. 2014 waren bereits zwei Kuriere, ein Bruder des nun Angeklagten sowie ein ungarischer Polizist, ebenfalls zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt worden. Sie hatten jedes Wochenende fünf bis sieben Welpen nach Deutschland gebracht.

Die Ermittlungen der Kripo begannen im April 2014. Eine Frau, die auf eine Internetanzeige hin in Langenbach einen Welpen kaufen wollte, hatte sich an die Freisinger Polizei gewandt: Der Hund war noch keine acht Wochen alt und somit viel zu jung, um von seiner Mutter getrennt zu sein und verkauft zu werden. Die Verkäuferin hatten den Welpen kurz zuvor zusammen mit zweiten ebenfalls über eine Inserat im Internet erworben. Von dem Mann, der ihr die zwei Hündchen verkauft hatte, besaß sie noch eine Handynummer.

Wie die Ermittler vorgegangen sind

Die Kripo Erding übernahm den Fall und bestellte unter der Telefonnummer selbst einen Hund. Der wenig später gelieferte Welpe litt an Staupe und verstarb kurze Zeit später. Um die Organisationsstruktur der illegalen Welpenhändler zu durchleuchten, weitete die Kripo ihre Ermittlungen aus. Bis Ende Juli 2014 überwachte sie insgesamt 65 Welpenverkäufe, recherchierte im Internet und kontaktierte die Polizei in Österreich und Ungarn.

Dann schlug sie bei einem zweiten Scheinankauf zu und verhaftete die zwei Kuriere, als diese den bestellten Hund auf dem Parkplatz eines amerikanischen Schnellrestaurants in Erding übergeben wollten. Den Hund und drei weitere Welpen, die die Kuriere noch im Kofferraum ihres Autos hatten, kamen ins Erdinger Tierheim. Das Landratsamt versuchte später - erfolglos - der Polizei und der Staatsanwaltschaft die Kosten für die Unterbringung der Welpen im Tierheim in Rechnung zu stellen.

Welchen Gewinn die illegalen Hundehändler gemacht haben, lässt sich nur schätzen. Für die Labrador-, Terrier-, Havaneser- und Magyar Vizsla-Welpen kassierten sie zwischen 350 und 600 Euro ein. In Ungarn kosteten die Tiere die Händlerbande nicht einmal ein Zehntel so viel. Die Angeklagten fälschten niederländische Impfausweise, um den Käufern vorzugaukeln, dass die Welpen tierärztlich untersucht und behandelt worden seien. Um die wahre Herkunft der Tiere zu verschleiern, hatten sie sich zudem deutsche Handynummern und deutsche E-Mail-Adressen zugelegt. Nach den Ermittlungen der Kripo Erding lief ihr Welpen-Geschäft seit 2011. Die Behandlung der kranken Tiere kostete die Käufer nicht selten mehrere hundert Euro.

Die beiden Angeklagten gaben vor Gericht an, sie arbeiteten in Ungarn eigentlich als Techniker und Reitlehrerin. Ein Grund, dass sie mit einer Bewährungsstrafe davon kamen, war, dass sie zwei kleine Kinder haben. Nachdem die ungarische Polizei sie im April aufgrund eines europäischen Haftbefehls festgenommen hatte, saßen sie nach der Auslieferung knapp drei Monate in Untersuchungshaft.

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Quelle:
SZ vom 24.07.2015
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