Erding:Hüpfen, bis man richtig steht

Drei Erdinger Grundschüler sind im November Kandidaten bei der TV-Show "1, 2 oder 3". Bei der Aufzeichnung trafen sie Moderator Elton und Piet Flosse - und lernten, dass Hausaufgaben nicht alles sind

Von Robert Gast

Da ist er ja schon, der Elton. Kaum hat er die Kinder auf dem kahlweißen Flur der Bavaria-Filmstudios begrüßt, setzt er sich auf einen Hocker und schaut hinauf in die neun Gesichter. "Ich bin aufgeregt", sagt Elton. Die Viertklässler sind es natürlich auch. Sie sind Kandidaten bei der Fernsehshow "1, 2 oder 3" - und gleich geht es los.

Mitte Oktober hat das ZDF in München-Unterföhring neue Folgen der Sendung aufgezeichnet. Mit dabei war auch die Klasse 4b der Erdinger Grundschule am Lodererplatz. Die Kinder waren bereits im Januar als Zuschauer im Studio - nun wollten sie Elton noch ein Stück näher kommen. Seit 2010 moderiert der ehemalige Dauerpraktikant von Stefan Raab die Kindersendung. Bei "1, 2 oder 3" ist Elton derjenige, der austeilen darf: Sein Sidekick ist die mehr als zwei Meter große Plüsch-Robbe Piet Flosse - der heimliche Star der Show.

Schon vor ihrem Besuch kannten die Kinder natürlich das Motto der 36 Jahre alten Sendung: "Ob du richtig stehst, siehst du, wenn das Licht angeht." Drei Antworten stehen bei jeder Frage zur Auswahl, auf einer Plattform müssen die Kinder erst hin und her, und dann auf das Feld der richtigen Antwort hüpfen.

Die Gewinner bekommen Piet Flosse als Lego-Pokal

"Die Anmeldung hat meine Mama gemacht", sagt Leo Sandtner, einer der drei Erdinger Kandidaten. Da sitzt der rothaarige Neunjährige noch in der Maske der Filmstudios, einem kargen Zimmer mit fenstergroßen Spiegeln an der Wand. Gerade föhnt und pudert der Maskenbildner das österreichische Team. In einer Wahl hat Leos Klasse bestimmt, wer Leo am Kandidatenpult zur Seite stehen darf. Die Hälfte der 22 Schüler wollte Eltons Fragen beantworten. Am Ende haben sich Bastian und Sina durchgesetzt. Sind da die anderen nicht alle neidisch? Nein nein, sagt Sina, Bastian und sie seien ja die Klassenbesten.

"Ich glaube schon, dass die anderen ein bisschen neidisch sind", erwidert Leo. Er selbst macht nicht so gerne Hausaufgaben, erzählt seine Mutter Sabine Sandtner: "Aber was ihm Spaß macht, das macht er gut." Zum Beispiel mit Erwachsenen reden. Zu Elton hat Leo gleich gesagt: "Du hast immer das passende T-Shirt an." Und zu Piet Flosse, als der die Kinder Backstage begrüßt: "Wir wollen dich unbedingt als Lego-Pokal haben." Den kriegt das Team, das am Ende der Sendung die meisten Fragen richtig beantwortet hat.

Aber erst müssen die Schüler proben. Im noch leeren Studio drückt die Hitze der Scheinwerfer von der Decke, Kameraleute zerren orange Kabel über das Parkett. Publikumsanheizer Florian gibt den drei Kandidatenteams Anweisungen. Erstens: Deutlich und langsam sprechen. Zweitens: "Beim Reinlaufen so lange winken und lächeln, wie das Publikum klatscht." Sonst lande man am Ende mit grimmigem Gesicht im Fernsehen.

Die Kandidaten hüpfen aufgeregt hinter den Buzzer-Pulten hin und her. Die Mannschaft mit den roten T-Shirts von der Europaschule Luxemburg scheint am wenigsten Bammel zu haben: Jan doziert aus dem Stegreif darüber, wieso Deutsch auch im Nachbarland gesprochen wird. Seine Mitschülerin Felizitas sagt Elton, er solle sie doch im Fernsehen bitte "Feli" nennen. Das gelbe Team von der Volksschule Liefering 1 aus Österreich verhält sich deutlich stiller. Nur kurz bevor die Kinder ins Studio rennen, fährt Kandidatin Fiona mit ihrer Hand über ihr gelbes T-Shirt und ruft erstaunt: "So ein Herzklopfen."

Dann geht es los. Die etwa 130 Zuschauer klatschen und trampeln. Elton kommt mit einem Regenschirm bewaffnet vor die Kameras gestolpert. Thema der Sendung: Wind. Aber das soll Piet nicht mitkriegen, sagt Elton gleich. Der pupse doch immer so gerne. Da wackelt auch schon das Maskottchen mit seinem kugeligen Hinterteil durchs Studio - und lässt kurz darauf "heiße Luft nach oben steigen", wie es der Sprecher der Riesenrobbe ausdrückt. Die Kinder im Publikum johlen. Für ihre Klassenkameraden wird es jetzt aber ernst: Fünf Fragen stellt Elton in den nächsten 25 Minuten, jeweils drei Antworten stehen zur Auswahl. "Zwei der drei Antworten sind meist totaler Schwachsinn", hat Elton vor der Sendung gesagt. Aber welche?

Piet Floss pupst, das Publikum johlt - für die Kandidaten wird ernst

Bei der ersten Frage ist das noch leicht: Wieso bläst auf dem Mond kein Wind? Leo, Sina und Bastian hüpfen routiniert auf das blaue Feld: Weil es auf dem Mond keine Luft gibt. Dann Frage zwei: Wieso braucht man im Windtunnel unterschiedliche Windgeschwindigkeiten? Wieder springen die drei Erdinger richtig: Um so die Windstärke auf den Körperbau der Person im Tunnel abzustimmen. Für die vierte Frage stolziert dann aber ein Mann im Flügelanzug ins Studio, einem "Wingsuit", mit dem Menschen aus Flugzeugen springen. Der Gast hat eine schwierige Frage mitgebracht: Warum haben die Tragflächen des Anzugs kleine Löcher, hinter denen Hohlräume in den Anzug genäht sind? Bastian und Sina hüpfen zwischen den Discoblitzen hin und her, dann ruft Elton: "1, 2 oder 3 - letzte Chance vorbei." Sina und Bastian bleiben rechts stehen, auf dem blauen Feld. Alle anderen stehen links, bei der richtigen Antwort: Die Hohlräume füllen sich mit Luft und wirken wie eine Tragfläche.

Vom Erdinger Team steht nur Leo richtig. Vielleicht lag es ja an seiner Vorbereitung: "Ich hab in meinen 24 Lexikons geschmökert", sagt der rothaarige Grundschüler. Sein Onkel hat ihm die Lexika-Reihe zur Kommunion geschenkt, am Vorabend der Show hat er zum ersten Mal hineingeschaut. Bis 22.30 Uhr hat Leo geblättert, so lange es ihn interessiert hat. Bei der Chemie von Wolken sei es dann aber zu kompliziert geworden, sagt Leo.

Am Ende nehmen die stillen Österreicher den Lego-Piet mit nach Hause. Beim Luxemburger Team fließen Tränen. Leo ist nicht sonderlich enttäuscht. "Es geht auch so", sagt er. Schließlich haben die Schüler mehrere hundert Euro für ihre Klassenkasse erspielt. Die Hauptsache für Leo ist aber eine andere: "Es war lustig, auf dem Sprungfeld herumzuhüpfen."

Die 848. Folge von "1, 2 oder 3" wird am Samstag, 9. November, um 8.10 Uhr auf ZDFtivi ausgestrahlt. Wiederholt wird sie am 10. November um 17.35 Uhr auf dem Kinderkanal KiKA.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: