Erding:Hoffnung für Erdinger Nierenkranke

Nach dem Ende von Rechtsstreitigkeiten soll am Kreiskrankenhaus ein Dialysezentrum eingerichtet werden. Wann, das ist noch unklar.

Florian Tempel

Schon seit Jahren warten Nierenkranke in der Stadt und dem Landkreis Erding darauf, dass in der Kreisstadt ein Dialysezentrum eingerichtet wird. Dass daraus bislang nichts wurde, liegt nicht etwa daran, dass es zu wenige Patienten gäbe, die regelmäßig zur Blutwäsche müssten und sich deshalb ein Dialyse-Zentrum in Erding wirtschaftlich nicht lohnen würde. Der Bedarf ist mittlerweile längst festgestellt. Verhindert wurde ein Dialysezentrum in Erding jedoch bisher nur durch einen langwierigen Rechtsstreit zwischen konkurrierenden Fachärzten. Nachdem die gerichtlichen Auseinandersetzungen im August 2011 durch das Bundessozialgericht in Kassel abgeschlossen sind, ist der Weg für Dialyse auch in Erding endlich frei. Der Vorstand des Kreiskrankenhauses Sándor Mohácsi bestätigte, dass ganz konkret das Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation (KfH) bereits Interesse bekundet hat, im Erdinger Krankenhaus ein Dialysezentrum zu eröffnen. Das KfH ist, obwohl formal nicht mehr als ein eingetragener Verein, ein Dialyse-Gigant. Das Kuratorium betreibt in ganz Deutschland etwa 200 Dialysezentren in Kooperation mit Fachärzten und hat über 7000 Mitarbeiter und kooperierende Partner. KfH-Praxen gibt es zum Beispiel in den Kreisstädten Ebersberg und Freising. Die Pressestelle des KfH am Hauptsitz in Neu-Isenburg bestätigte auf Anfrage der SZ, man wolle sich nun auch "nach Möglichkeit am Kreiskrankenhaus Erding" etablieren. Die Erdinger Klinik sei der "bevorzugte Partner". Das KfH geht davon aus, dass in Erding bis zu 30 Dialyseplätze eingerichtet werden könnten. Das Kreiskrankenhaus Erding habe "auf jeden Fall" Interesse, eine Dialyseeinrichtung ins Haus zu holen, sagte Klinikchef Mohácsi, "das rundet unser Versorgungsangebot ab". Da Dialyse ein ambulantes medizinisches Angebot ist, kann das Kreiskrankenhaus, das für stationäre Versorgung zuständig ist, es nicht selbst einrichten, sondern ist auf Partner angewiesen, die sozusagen in Untermieter in die Klinik kommen würden. Das Kreiskrankenhaus hat schon seit Jahren Räume für ein Dialysezentrum freigehalten. Immer in der Hoffnung, es könnte ja doch bald so weit sein. Wie schnell sich nun eine Dialysezentrum in Erding realisieren lässt, ist noch nicht klar. Der lange Rechtsstreit, der bisher alles verhinderte - was nur die Erdinger Taxifahrer gefreut haben dürfte, die Dialysepatienten nach Freising oder sonst wohin fahren - begann vor über zehn Jahren. Im Jahr 2000 hatte ein nicht mit dem KfH zusammenarbeitender Nierenspezialist beantragt, in Erding eine Filiale eröffnen zu dürfen. Er hätte dafür eine Sonderzulassung gebraucht. Die wurde ihm allerdings vom bayerischen Zulassungsausschuss verweigert und auch das Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation wehrte sich, mit der Begründung, in Freising gebe es schließlich bereits ein Dialysezentrum. Und wenn, dann wolle natürlich auch das Freisinger KfH-Zentrum in Erding eine Filiale eröffnen. Nach einer Klage am Sozialgericht München bekam jedoch der Konkurrent 2006 die Zulassung. Was ihm und den Nierenpatienten nichts brachte. Denn nun klagten das KfH und die Freisinger Nierenspezialisten. Sie verloren zwar in der ersten Instanz, siegten aber 2008 in der Berufung beim Landessozialgericht. Damit war aber immer noch nicht Schluss. Denn es gibt ja noch eine dritte Rechtsinstanz, das Bundessozialgericht in Kassel.

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