Hochwasserschutz:Wie Erding zur „Schwammstadt“ werden könnte

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Auch Erding ist immer wieder von Hochwasser betroffen. Hier die Sempt in Erding. (Foto: Renate Schmidt)

Starkregenereignisse häufen sich mit dem Klimawandel. Überflutungen sorgen für erhebliche Schäden. Doch es gibt Konzepte, wie man das viele Wasser aufsaugen und später sinnvoll wieder nutzen kann.

Von Philipp Schmitt, Erding

Wird Erding eine „Schwammstadt“ und so künftig besser vor Überflutungen geschützt? Wegen der sich häufenden Starkregen- und Hochwasserereignisse stieß ein am Mittwoch diskutierter Antrag der Grünen-Stadtratsfraktion zur Realisierung des „Schwammstadt-Prinzips“ in Erding im Stadtentwicklungsausschuss auf positive Resonanz.

Beim Schwammstadtprinzip geht es um die Fähigkeit einer Stadt, ein Zuviel an Wasser aufzusaugen, dieses Wasser wie ein Schwamm zu speichern und es dann durch ⁠Verdunstung, Versickerung oder nach einer Wiedernutzung beispielsweise zur⁠ Bewässerung verzögert wieder abzugeben.

Ob und wie die Stadt künftig den Bau von Zisternen - ein wichtiger Baustein im Schwammstadt-Konzept - fördern und dazu Richtlinien festlegen wird, ist aber noch offen: Beschlüsse wurden nicht gefasst. Zunächst sollen sich die Stadtrats-Fraktionen in den nächsten Wochen intensiv mit dem Thema beschäftigen: „Im Grundsatz treffen wir jetzt dazu noch keine Entscheidung“, sagte Max Gotz (CSU).

Der Oberbürgermeister bezeichnete den von Stadtratsmitglied Stefan Lorenz im Namen der Grünen-Fraktion im Februar eingereichten Antrag als „sinnvoll“. Städtische Förderungen des Zisternen-Baus zum besseren Hochwasserschutz und für ein besseres Stadtklima sind Gotz zufolge denkbar und könnten bereits bei den nächsten Haushaltsberatungen zur Sprache kommen. Allerdings müsse die Eigenverantwortlichkeit der Bürger auf ihren Grundstücken weiter gewahrt und gestärkt werden.

Die Förderung von Zisternen wäre denkbar

Verpflichtende Regelungen etwa in Bauleitplänen sind laut Gotz derzeit wegen offener rechtlicher Fragen ein Schritt zu viel. „Die Förderung von Zisternen wäre aber denkbar, wir werden die Regelung von Niederschlagswasser konsequent im Auge behalten“, sagte der OB. Über konkrete Maßnahmen und mögliche Förderrichtlinien mit finanziellen Anreizen etwa für den Bau von Zisternen könnte sich der Stadtrat nach Abschluss der Fraktionsberatungen beschäftigen, hieß es.

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Gotz fügte an, dass die Stadt bereits nach Schwammstadt-Prinzipien tätig ist und zum Beispiel beim neuen Mega-Baugebiet „Am Poststadl“ eine „riesengroße Entwässerungsanlage“ auf den Weg gebracht hat. Für die Stadtverwaltung nahm Reinhard Böhm zum Antrag der Grünen-Stadtratsfraktion Stellung. Der Geschäftsleiter sagte, dass in einigen Punkten derzeit die Rechtslage - etwa bei der Festsetzung von Maßnahmen zum Schwammstadt-Prinzip in Bauleitplänen - unklar sei. 

Grundsätzlich sei die Nutzung von Zisternen aber auch ohne die Festsetzungen möglich. Für die Förderung von Zisternen könnte die Stadtverwaltung einen Förderkatalog und Richtlinien ausarbeiten. Einheitliche landes-, bundesweite Förderprogramme gibt es derzeit nicht. Es gibt aber Kommunen wie Grünwald oder Moosburg, die den Bau von Zisternen fördern. Eine Pflicht zur Nutzung von Zisternen oder anderer Anlagen zur Regenwassernutzung auf Baugrundstücken könne die Stadtverwaltung wegen der derzeit unklaren Rechtslage nicht empfehlen, sagte Böhm.

Bei Baumaßnahmen der Stadt müsse bei der Entwässerung nach Einzelfall-Abwägung und Prüfung relevanter Faktoren entschieden werden. Versickerungsanlagen seien teuer und im Unterhalt kostenintensiv. Bei städtischen Baumaßnahmen würden aber etwa beim Versickern von Niederschlagswasser in öffentlichen Straßen und Plätzen, wo es möglich und erlaubt ist, bereits vielfach angewandt.

Er legte dazu eine Liste mit Beispielen vor. Antragsteller und Grünen-Stadtrat Stefan Lorenz räumte ein, dass eine Verpflichtung zum Bau von Zisternen derzeit schwierig sei. Es müssten aber Anreize für betroffene Bürger geschaffen werden. Das gesammelte Regenwasser könnte im Garten oder zur Bewässerung von Grünanlagen oder für Waschmaschinen genutzt werden, hieß es. Petra Bauernfeind (FW) teilte mit, dass sich die Mitglieder der Freien Wähler-Stadtratsfraktion bereits mit dem Thema beschäftigt haben: „Wir finden es sinnvoll Regenwasser aufzufangen“.

Bei künftigen Architektenwettbewerben sollte auf das Prinzip Schwammstadt geachtet werden. Eine städtische Förderung von Zisternen kann sich die Zweite Bürgermeisterin gut vorstellen. Es müsse aber sichergestellt werden, dass die Anlagen regelmäßig gereinigt werden: „Sonst funktionieren die nicht mehr“. Burkhard Köppen von der CSU-Stadtratsfraktion räumte ein, dass sich die Erdinger CSU mit dem Thema noch nicht näher befasst hat. Er stehe dem Antrag der Grünen „positiv gegenüber“.

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