Erding:Historisch bedeutender Gastgeber

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Von Freitag bis Samstag beleuchten in Erding renommierte Forscher und junge Nachwuchswissenschaftler in zahlreichen Vorträgen unterschiedliche Aspekte der Archäologie im Freistaat

Von Alexandra Maier

Auch um diesen frühmittelalterlichen Sattel und das silberblechbeschlagene Zaumzeug, die 1995 bei einer Grabung in Aufhausen-Bergham gefunden wurden, wird es bei der Tagung am Wochenende gehen. (Foto: N/A)

"Welch ein Unglück trifft gerade uns", so dachten die Erdinger noch vor etwa zwanzig Jahren, wenn von archäologischen Ausgrabungen die Rede war. Das hat sich stark verändert. Heute haben die Erdinger "ein Gefühl für Archäologie wie in kaum einer anderer Stadt", sagt Oberbürgermeister Max Gotz. Erding tut viel für die Erforschung seiner Geschichte und setzt dabei auf Ehrenamt und das Interesse seiner Bürger. Eine Stadt mit solch starkem Wandel wie Erding müsse sich seine historischen Wurzeln bewusst machen, sagt Gotz. In Erding geschieht das durch die Schaffung "authentischer Orte". Die Geschichte wird damit im modernen Stadtbild sichtbar.

In den vergangenen Jahren hat die Stadt durch seine Aufgeschlossenheit gegenüber der Archäologie von sich reden gemacht. Oberbürgermeister Gotz freut sich über den "außergewöhnlichen Anlass", vor allem auch deswegen, weil vor einiger Zeit noch niemand eine solche Veranstaltung in Erding für möglich gehalten hätte. Erding hat sich aber auch durch beeindruckende Funde einen Namen gemacht. "Kletthamer Gräberfeld" sei mittlerweile wie ein Terminus Technicus in der Forschung, weiß der Erdinger Archäologe Harald Krause. Die positive Einstellung der Erdinger zur Archäologie, die Bemühen um die Erforschung der Geschichte und die wissenschaftliche Aufbereitung der zahlreichen Fundstücke - all das sind Gründe, weshalb die Stadt den Zuschlag für die diesjährige Jahrestagung "Archäologie in Bayern" bekommen hat.

Die Tagungist eine Kooperation des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, der Gesellschaft für Archäologie in Bayern und der Stadt Erding. Von Freitag bis Samstag beleuchten renommierte Forscher und junge Nachwuchswissenschaftler in zahlreichen Vorträgen unterschiedliche Aspekte der Archäologie im Freistaat. Zwischen 500 und 600 Fachleute werden zur Tagung kommen. Eine Zahl, die alle Erwartungen übertrifft. "Anfangs dachten wir an 150 Tagungsgäste", so OB Gotz. Doch die mehrtägige Veranstaltung will nicht nur das Fachpublikum, sondern alle Erdinger ansprechen. Ein Rahmenprogramm mit Praxis-Workshop, Exkursion und Schwertkampfvorführung rundet das Tagungsprogramm ab.

Nach 60 Jahren gibt sich wieder ein Mitglied der Herzogsfamilie in der ehemaligen Herzogstadt die Ehre: Prinz Luitpold von Bayern wird die Tagung besuchen. Anlässlich der Tagung wurden wissenschaftliche Publikationen aufgelegt oder aktualisiert. Einige davon sind nicht nur für die Wissenschaft gedacht, sondern sind "Basiswissen für alle Erdinger, ob Lehrer, Schüler oder geschichtlich und kulturell Interessierten", meint Krause. Zur Tagung gibt es manche Bände günstiger als sonst.

Das Vortragsprogramm spannt den Bogen von der späten Altsteinzeit, über die jüngere Vor- und Frühgeschichte bis ins Mittelalter und dann hinein in die frühe Neuzeit des 18. Jahrhunderts und zeigt damit die Vielschichtigkeit in Raum und Zeit der archäologischen Forschung in Bayern auf. Archäologie, das ist mehr als Pyramiden, Akropolis und Kolosseum, sie findet vor der Haustür statt und ihre bedeutendsten Funde, sind manchmal die Unscheinbarsten - auch das will die Tagung zeigen.

Als Veranstaltungsort wird der Raum Erding in diesem Jahr besonders im Fokus stehen. Im Rahmen der Jahrestagung werden erste Ergebnisse der Kooperation "Erding im ersten Jahrtausend" vorgestellt. Dazu zählt beispielsweise der frühmittelalterliche Sattel aus Aufhausen-Bergham. Aber es wird nicht nur um spektakuläre Einzelfunde gehen. Unter dem Titel "Blauer Rauch über Bayern", wird Natascha Mehler über Tabakkonsum und Pfeifenmacher berichten. Im Stadtgebiet von Erding wurden vor einigen Jahren tausende Tonpfeifen-Fragmente gefunden und geben der Forschung bis heute Rätsel auf. Neben den klassischen Ausgrabungsthemen, wie einem Bericht über die "Siedlungsstruktur der frühmittelalterlichen Wüstung Aufhausen-Bergham", werden die Vorträge auch soziale und gesellschaftliche Entwicklungen beleuchten. So referiert Susanne Hakenbeck über "Heirat und Mobilität im frühmittelalterlichen Erding". Alles zusammen ein "wuchtiger Inhalt" findet OB Gotz und lädt alle Erdinger ein, zur Tagung in die Stadthalle zu kommen, zumal bei freiem Eintritt.

© SZ vom 23.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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