Erdinger Herbstfest:Erding erhält Ehrenpreis für "gelebte Volksfestkultur"

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Erst zu heiß, dann vor allem seit dem Wochenende zu nass und kalt. Jetzt hoffen alle auf ein besseres Festwetter für die restlichen Tage. (Foto: Johannes Simon)

Stadt wird für das Hochhalten der Traditionen beim Herbstfest gelobt. OB Max Gotz warnt vor noch mehr Bürokratie. Körperverletzungen beschäftigen die Polizei.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die Stadt Erding hat vom Bayerischen Landesverband der Marktkaufleute und Schausteller den "Ehrenpreis für gelebte bayerische Volksfestkultur" erhalten. Verbandspräsident Wenzel Bradac lobte das Hochhalten der alten Tradition durch die Stadt. Sie pflege diese beispielhaft und entwickle sie modern weiter. Auch Oberbürgermeister Max Gotz hob die Wichtigkeit des Herbstfestes für die Stadt und die Menschen hervor. Veränderungen gebe es immer, und diese seien auch notwendig. Aber, so Gotz zum Verbandspräsidenten: "Ein Erding ohne Herbstfest ist für mich nicht vorstellbar."

"Mit Tradition in die Zukunft ist unser Leitspruch. Und Tradition entsteht aus gelebter Kultur", sagte Verbandspräsident Bradac bei der Pressekonferenz zur Halbzeit des Erdinger Herbstfestes. Schausteller hätten eine Jahrhunderte alte Kultur entwickelt. Das Erdinger Herbstfest sei tief verwurzelt und immer wieder ein Ausdruck von Lebensfreude sowie ein nicht wegzudenkendes gesellschaftliches Ereignis.

In Erding fördere man nachhaltig den Generationswechsel bei den Schaustellern. Man sei der Stadt dankbar, dass diese schon immer auf heimische Betriebe gesetzt habe, sagte Bradac. Zudem werde das Kriterium "bekannt und bewährt" bei der Vergabe der Plätze auf dem Fest mit in die Waagschale gelegt. Das sei eben gelebte Volksfestkultur. Die Zahl der bayerischen Schausteller sinke aber rapide, um rund 20 Prozent in den vergangenen 15 Jahren. Gleichzeitig finden immer weniger gemeindliche Feste statt, sagte Bradac. Das Neu-Ulmer Volksfest mit seiner mehr als 100-jährigen Tradition sei jüngst einfach gestrichen worden. "Diese Katastrophe wird in Erding niemals passieren", glaubt der Verbandspräsident.

"Wir sind am Limit angekommen, was man den Menschen an Bürokratie zumuten kann."

Der Ehrenpreis unterstreiche das Engagement der Stadt, sagte OB Max Gotz. Das Engagement von vielen Seiten, von der Verwaltung über Politik, Schausteller, Festwirte bis hin zu den vielen Ehrenamtlichen, den Bauhofmitarbeitern und der Polizei. Es sei aber manchmal nicht so einfach. Man brauche natürlich eine gewisse Ordnung, aber von Entbürokratisierung merke man nichts, sagte Gotz. In der Realität erlebe man laufend neue Auflagen, Veränderungen. Man dürfe bei den Rahmenbedingungen bei den Volksfesten aber nicht über das Ziel hinaus schießen und müsse in den Ministerien den Mut haben, jedem Einzelnen mehr Vertrauen zu übertragen. Auch den Unternehmern, wie den Schaustellern, mehr Freiheit einräumen. "Wir sind am Limit angekommen, was man den Menschen an Bürokratie zumuten kann."

Zur Tradition gehört beim Volksfest auch das Bier. Die erste Mass dufte OB Max Gotz am vergangenen Freitag einschenken. (Foto: Johannes Simon)

Eine positive Veränderung habe unter anderem eine Initiative von Stadträtinnen gebracht, sogar schneller als die Initiatorinnen gedacht haben, sagte Gotz. Freiwillige mit leuchtenden Warnwesten sind als Ansprechpartner für Mädchen und Frauen vor Ort. Mit Hilfe der Security und der Polizei helfen und beraten sie. Das Bayerische Rote Kreuz hat zudem einen "Safe Point" eingerichtet, zu dem man jederzeit kommen kann, sollte man sexuell belästigt worden sein oder um einen Übergriff zu melden. "Eine gute Idee kann man auch schnell umsetzen." Notwendig sei, den Mut zu haben, Innovationen zu wagen, aber dabei die Balance zu halten. Man solle nicht immer nur jammern, sondern "miteinander, nicht übereinander reden". Für die restlichen Herbstfesttage versprach OB Gotz einen "großartigen Endspurt", bei dem das Wetter seinen Anteil haben werde.

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Wo viele Menschen und Alkohol sind, hat indes auch die Polizei Arbeit. Der stellvertretende Inspektionsleiter Harald Pataschitsch musste über mehrere Körperverletzungen im Zusammenhang mit dem Fest berichten. Die schlimmste ereignete sich Montagabend, als ein 19-jähriger Norweger im Weißbräu-Zelt sich mit Gästen eines angrenzenden Tisches stritt. Daraufhin habe der 19-Jährige mit einem Masskrug einem 17-jährigen Erdinger ins Gesicht geschlagen. Zum Glück habe dieser nur eine Fraktur des Nasenbeins erlitten, sagte der stellvertretende PI-Leiter. Der 19-Jährige habe zur Tatzeit eine Blutalkoholkonzentration von 2,18 Promille gehabt. Unschön sei bisher auch die hohe Zahl der Fahrraddiebstähle. Darauf werde man in den nächsten Tagen vermehrt ein Augenmerk richten, sagte Pataschitsch. Freitag und Samstag werde man zudem wieder mit mehr Polizeibeamten vor Ort sein.

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