Süddeutsche Zeitung

Erding:Hallenbad beendet Energiesparmodus

Der Grund sind rückläufige Besucherzahlen um bis zu 40 Prozent und Beschwerden der Badegäste, denen es zu kalt war. Andere Bäder in der Region ziehen vorerst nicht nach.

Von Niklas Martin, Erding

Die Temperaturen steigen wieder. Im Juni hatten die Stadtwerke Erding angekündigt, aufgrund der angespannten Versorgungslage im Energiesektor, die Wassertemperatur sowohl im Freibad als auch später im Hallenbad zu senken. Seit dem 23. September mussten sich die Badegäste mit 26 Grad anstatt den üblichen 28 Grad begnügen. Auch die Temperatur der Kinderbecken war um zwei Grad auf dann nur noch 29 Grad gesenkt worden. Außerdem gab es am Wochenende keinen Warmbadetag mehr und nur eines der beiden Dampfbäder war geöffnet.

Nun ist diese Maßnahme vorläufig beendet worden. Seit dem 19. Oktober können die Gäste wieder zu gewohnten Bedingungen baden. Erklärt wird der Schritt mit einem Rückgang der Besucherzahlen der, so die Stadtwerke, "deutlich über der prozentualen Energieeinsparung" gelegen haben soll. Während die Einsparung beim Energieverbrauch gerade einmal zehn Prozent betragen habe, seien die Besucherzahlen um 30 bis 40 Prozent eingebrochen. Während des Freibadbetriebs im Sommer sei das Verhältnis Besucheraufkommen zu Energieeinsparung genau umgekehrt gewesen.

Der Warmbadetag wurde schmerzlich vermisst

Hier habe man bis zu 40 Prozent Energie gespart und kaum Einbußen bei den Gästezahlen festgestellt. Aufgrund der vielfach negativen Rückmeldungen der Badegäste sei "davon auszugehen, dass der Besucherrückgang stark mit der Temperaturabsenkung verbunden ist". Insbesondere der Warmbadetag, so die Stadtwerke, sei ein beliebtes Angebot für Senioren und Familien mit Kindern, das in den vergangenen drei Wochen schmerzlich vermisst worden sei. Als Referenz für die Besucherzahlen wurden allerdings die "Vor-Coronajahre" herangezogen.

Inwiefern die aktuelle Corona-Lage Einfluss auf die Entwicklung der Besucherzahlen hat, sei schwer abzuschätzen. Laut Pressemitteilung der Stadtwerke soll es sich bei der Temperaturanhebung um einen Versuch handeln. Falls die Maßnahme, wie erhofft, zu einer Zunahme bei den Badegästen führen sollte, werde "der Rest der Hallenbadsaison mit höheren Temperaturen" betrieben. Um dennoch die notwendigen Energieeinsparungen zu erreichen, soll die Hallenbadsaison im nächsten Jahr früher enden. So werde "derselbe energetische Effekt bei geringerer Besucherbeeinträchtigung" erzielt.

Energie aus dem Blockheizkraftwerk

Wie viel früher die Badesaison im nächsten Jahr beendet werden soll, ist noch unklar. Seine Energie erhält das Hallenbad aus einem angegliederten Blockheizkraftwerk. Durch die Verbrennung von Gas wird Strom erzeugt. Die dabei entstehende Wärme wird dem Hallenbad zugeführt. Zudem gib es einen separaten Gaskessel, der zu Spitzenzeiten zugeschaltet werden kann. Noch im September bemerkte Robert Maier, Leiter der Freizeitanlagen bei den Stadtwerken, dass das Hallenbad "sehr an der Gasthematik hänge". Nun die Kehrtwende. Mit seiner Ankündigung, den Energiesparmodus zu beenden, steht das Erdinger Hallenbad vorerst alleine da.

Weder das Hallenbad in Neufahrn noch das "Fresch" in Freising haben eine Rückkehr zum Normalbetrieb bislang geplant. Tobias Tremmel, Betriebsleiter vom Freizeit und Erlebnisbad "Neufun", kann auch keinen außergewöhnlichen Besucherrückgang feststellen: "Das sind normale Schwankungen, die wir hier haben. Gerade bei gutem Wetter, wie in der vergangenen Woche, ist es normal, dass die Leute ausbleiben." Er hält an der Temperatursenkung in seinem Bad jedenfalls fest. "Wir haben die Wassertemperatur lediglich um ein Grad gesenkt." Auch im Freisinger Hallenbad Fresch wurde die Wassertemperatur, im Gegensatz zu Erding, nur um ein Grad gesenkt und auch hier wurde kein ungewöhnlicher Besucherrückgang festgestellt.

Die Therme ist eine Ausnahme

Bayernweit befindet sich ein Großteil der Hallenbäder weiterhin im Energiesparmodus. Eine Ausnahme bietet die Erdinger Therme. Das mit 63 Grad aus der hauseigenen Ardeo-Quelle stammende Thermalwasser versorgt den Großteil der Therme, sodass vergleichsweise wenig Energie von außen zugeführt werden muss.

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