Erding:Gutes Klima im Anne-Frank-Gymnasium

Erding: Bei den Bundestagsabgeordneten Ewald Schurer (SPD) und Andreas Lenz (CSU) stimmt die Chemie (von links).

Bei den Bundestagsabgeordneten Ewald Schurer (SPD) und Andreas Lenz (CSU) stimmt die Chemie (von links).

(Foto: Renate Schmidt)

Ewald Schurer und Andreas Lenz stehen Rede und Antwort zu Atommüll, Lobbyismus und dem Monatsgehalt

Von Regina Bluhme, Erding

Es passiert nicht oft, dass ein bayerischer Sozialdemokrat einen Christsozialen lobt. Doch bei den Bundestagsabgeordneten Ewald Schurer (SPD) und Andreas Lenz (CSU) stimmt die Chemie. Das merkte man gestern beim Besuch der beiden am Anne-Frank-Gymnasium. Die zwei Wahlkreisvertreter von Erding-Ebersberg standen zehnten Klassen Rede und Antwort zu Atommüll, Lobbyismus und dem Monatsgehalt.

Ein wenig irritiert zeigte sich Ewald Schurer schon, als er als "altes Schlachtross" begrüßt wurde. Aber es stimme schon, bekannte der 61-Jährige, schließlich sitze er seit 2005 für die SPD im Bundestag. Sein Gesprächspartner Andreas Lenz, Mitte 30, ist seit knapp zwei Jahren in Berlin. "Der Andreas ist ein fähiger Kollege", lobt Schurer. "Das Klima zwischen uns ist gut", betonte er und Lenz nickte.

Die beiden haben bereits an mehreren Schulen im Rahmen des Sozialkundeunterrichts über ihre Arbeit berichtet. Zu Beginn klärte Schurer gleich einmal, warum im Parlament oft gähnende Leere herrscht. "Wenn es um wichtige Schlussabstimmungen geht, dann sind fast alle Abgeordneten da", betonte er. Bei bestimmten Lesungen aber genüge es, wenn die Experten aus den Ausschüssen anwesend seien. "Die anderen bohren aber nicht in der Nase, sondern sind in Arbeitskreisen oder bei Fachgesprächen im Ministerium", sagte Schurer. Zwischen 70 bis 90 Stunden betrage seine Arbeitswoche, berichtete Andreas Lenz. Dabei lebe er in zwei Welten: Da sind die Sitzungen in Berlin. Da ist der Wahlkreis, den es zu betreuen gilt, oft genug am Wochenende. Doch es sei gut, dass man aus der "Käseglocke" Berlin rauskomme, erklärte Lenz. "Das richtige Leben spielt sich im Wahlkreis ab." Schurer pflichtete ihm bei. Es sei ganz wichtig, dass man Beziehungen "zu normalen Menschen" pflege, zu Freunden, zur Familie. "Denn sonst läuft man schon Gefahr, abzuheben." Die Frage nach dem Gehalt beantworteten beide bereitwillig. Um die 8500 Euro verdient ein Bundestagsabgeordneter im Monat, zuzüglich einer Pauschale. Wie Schurer informierte, geht von seinem Gehalt etwa die Hälfte für Steuern und Abgaben weg. Zusätzlich muss auch noch an die Partei eine bestimmte Summe abgegeben werden. "Wir werden nicht reich davon, aber man kann ordentlich leben", so Schurer.

Eine Schülerin erkundigte sich, wie es mit Lobbyismus in Berlin aussehe. "Natürlich wird versucht, auf die Abgeordneten Einfluss zu nehmen", bekannte Schurer. Den 630 Abgeordneten stünden an die 7000 Lobbyisten gegenüber. "Viele sagen, wir werden von der Wirtschaft und den Verbänden regiert, doch das stimmt nicht", fügte Andreas Lenz hinzu. "Denn sonst müsste es ja die vielen Lobbyisten nicht mehr geben". Er ist überzeugt: "Die Politik schafft an."

Was sagen die beiden zum Streit über Atommülllager in Bayern? "Der Weg weg von der Atomkraft ist richtig", erklärte Lenz. Da ist er sich mit Schurer einig. Beim geplanten Zwischenlager für Castoren in Bayern ist für Lenz entscheidend, "abzuklären, ob der Standort geeignet ist". Wenn dem so sei, "dann muss auch Bayern seinen Anteil an dem Problem tragen".

Nächste Frage: Wie frei ist eigentlich ein Abgeordneter in seinen Entscheidungen? Grundsätzlich sei er seinem Gewissen verpflichtet, so Lenz. Aber klar: Bei Abstimmungen müssten Abweichler schon mit Druck rechnen. Er selbst habe auch schon ein "nicht ganz angenehmes Telefonat" führen müssen. Und Schurer kann sich noch gut an den zornigen Blick von Parteichef Sigmar Gabriel erinnern. Manchmal komme man mit Abgeordneten aus andern Parteien besser aus als mit Parteikollegen, sagte Schurer. Andreas Lenz nickte.

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