Erding:Glänzendes Aushängeschild

Die Big Band "Markt Schwaben's Finest" produziert in Ebersberg erstmals fünf Musikvideos. Auf You Tube will man damit werben, um Mitspieler und Auftrittsmöglichkeiten

Von Anja Blum

Das Licht ist gedimmt, nur das blitzende Blech und ein paar Lampen sorgen für Akzente, durch den Raum schwebt cooler Jazz. Fast meint man, ein paar Eiswürfel im Glas klimpern zu hören. Doch nein, das ist keine Bar, sondern der Bürgersaal im Ebersberger Klosterbauhof. "Unterm First" hat sich die Big Band Markt Schwaben's Finest eingefunden - für ihre allererste Aufnahme, und zwar gleich mit Ton und Bild. Das Ensemble der Ebersberger Musikschule nämlich soll endlich ein akustisch wie optisch ansprechendes Aushängeschild bekommen, um einerseits neue Mitspieler anzulocken, und um sich andererseits gegenüber Konzertveranstaltern angemessen präsentieren zu können.

Produziert wurden fünf Videos, gedacht zur Veröffentlichung auf der Onlineplattform You Tube. Drei kann man dort bereits abrufen, die anderen beiden sind momentan noch in Bearbeitung. "Unsere Big Band beschreitet bewusst diesen neuen Weg und liegt damit durchaus im Trend", konstatiert Wolfgang Ostermeier von der Musikschule, schließlich erhalte die CD als "veralteter Tonträger immer weniger Zuspruch". Der Bereichsleiter war als Produzent maßgeblich an der Entstehung der Videos beteiligt - und zeigt sich mächtig stolz, er spricht von einem "sehr präsentablen Ergebnis". Höchst zufrieden ist auch Hermann Rid, der Mann am Pult: Man könne die ganze Band nur loben sagt er, denn alle hätten klasse und sehr diszipliniert gespielt. "Hut ab!"

Erding: Das Ambiente wirkt im Klosterbauhof jedoch kein bisschen weniger stilvoll.

Das Ambiente wirkt im Klosterbauhof jedoch kein bisschen weniger stilvoll.

(Foto: Christian Endt)

Nur einen Tag hatte die Big Band Zeit, fünf Stücke aus ihrem umfangreichen, bunt gemischten Repertoire einzuspielen. Dafür musste jeder Einsatz, jedes Solo, jedes Mikro, jeder Scheinwerfer sitzen - eine akribische Vorarbeit war also von allen Seiten nötig. Für den Sound zeichnet Toningenieur Daniel Hitzke verantwortlich, für das Bild Filmer Thomas Brand, beide aus Ebersberg. Und letztendlich kann man dem ganzen Team rund um das ganze Projekt nur gratulieren: Es ist gelungen, die beeindruckende Arbeit dieser Big Band wunderbar einzufangen, in stilvollen Bildern und hervorragender Tonqualität. "Gänsehautfeeling pur!", hat jemand eines der Videos kommentiert. Völlig zu Recht.

Entstanden ist Markt Schwaben's Finest vor etwa zehn Jahren beim Bandworkshop der Musikschule. Saxofonlehrer Hermann Rid hatte damals extra ein paar Arrangements für eine Big Band aufgesetzt, das gab den Startschuss. "Es kann doch nicht sein, dass eine Musikschule dieser Größe keine Big Band hat", habe er sich damals gedacht. Heute spielen in dem Ensemble 15 Musikerinnen und Musiker zusammen, von Anfang 20 aufwärts. Für jüngere Instrumentalisten nämlich wäre das Niveau der Truppe aus ambitionierten Amateuren vermutlich noch zu hoch, die Mappe mit den Stücken zu dick. Geprobt wird einmal die Woche.

Erding: Gegründet wurde die Big Band vor etwa zehn Jahren beim Bandworkshop der Musikschule.

Gegründet wurde die Big Band vor etwa zehn Jahren beim Bandworkshop der Musikschule.

(Foto: Christian Endt)

Die drei bisher veröffentlichten Videos präsentieren Klassiker des Genres: "Feeling Good", "Cute" und "Love is here to stay". Gefühlvoll-sanfte Melodien, entspannter Swing, leichtfüßige Bläsersätze - da bleiben keine Big-Band-Wünsche offen. Wenn überhaupt, gibt es nur einen kleinen optischen Kritikpunkt: Die Musiker richten den Blick meist konzentriert auf ihre Noten, sodass es schwierig ist, emotional Zugang zu finden. Man wünschte sich ein Lachen, einen offenen Blick, ein Nicken. Doch angesichts der Anspannung, die auf den Instrumentalisten in dem Moment der Aufnahme gelastet haben mag, sei dieses Manko freilich sofort verziehen.

"Intensiv, anstrengend und sehr aufregend" seien diese Stunden gewesen, erzählt Franziska Koch. Die 29-Jährige spielt E-Bass und ist schon seit den ersten Tagen Teil der Big Band. "Sich zu konzentrieren, während drei Kameras auf einen gerichtet sind, das ist nicht ganz einfach", gesteht sie. Doch letztendlich habe alles gut funktioniert: Drei Mal habe das Ensemble jedes Stück durchgespielt, dann hätten Hitzke und Brand genug Material im Kasten gehabt. "Ein fehlerfreier Durchgang wäre natürlich schön gewesen, aber leider unrealistisch", sagt Koch. Deswegen sei wohl schon an der ein oder anderen Stelle geschnitten worden. Doch der Freude tut das keinen Abbruch: Die Bassistin ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis - "auch wenn ich schon einen Fehler von mir entdeckt habe", sagt sie und lacht. Wo der ist? Wird selbstverständlich nicht verraten.

Erding: Nicht in einem Jazzclub, sondern "Unterm First" im Ebersberger Klosterbauhof hat die Big Band "Markt Schwaben's Finest" ihre ersten Musikvideos gedreht.

Nicht in einem Jazzclub, sondern "Unterm First" im Ebersberger Klosterbauhof hat die Big Band "Markt Schwaben's Finest" ihre ersten Musikvideos gedreht.

(Foto: Christian Endt)

Für Bandleader Rid, der selbst aus der Klassik kommt, war die Aufnahme mit Bild und Ton ebenfalls eine Premiere. "Die Option des Schneidens gibt einem natürlich eine gewisse Sicherheit", sagt er, "aber wir haben gespielt, als wäre es ein Livemitschnitt". Dass das klappen würde, daran hatte der Dirigent auch "nie irgendwelche Zweifel". Die Alternative, nämlich taktweise zu stückeln, wäre außerdem technisch viel zu aufwendig gewesen.

Die Musiker selbst sahen die ersten Aufnahmen bei einer Probe, auf dem Handy von Rid. Groß sei da die Begeisterung gewesen, erzählt Koch, vor allem am Schluss von "Feeling Good" hätten alle herzlich gelacht. "Da grinst die Solistin am Saxofon nämlich so schön still in sich hinein, das passt einfach ganz wunderbar zu diesem Stück!" Zum Wohlfühlen eben.

Fest steht, dass der Videodreh für alle Beteiligten etwas ganz Besonders war - was laut Ostermeier "natürlich auch bei der Motivation der Musikerinnen und Musiker seine Spuren hinterlässt": Ginge es nach ihnen, solle es nun am liebsten jedes Jahr ein Projekt dieser Art geben. Doch so einfach sei das leider nicht, sagt der Produzent, vor allem wegen der Kosten. Das zeige sich schon alleine daran, dass diese erste Aufnahme ohne eine Finanzspritze der Kreissparkasse für die Musikschule nicht zu stemmen gewesen wäre.

Wem nun beim Anschauen der Videos einfällt, dass Trompete, Saxofon oder andere Big-Band-taugliche Instrumente im Keller verstauben, kann sich gerne bei der Musikschule melden. Das Ensemble sucht stets Verstärkung und freut sich über Rückmeldungen unter (08092) 85 77 90 oder per Mail an buero@musikschule-vhs.de.

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