Erding:Gegen Parksanierung regt sich Widerstand

Attac fordert Verzicht auf weitere Eingriffe im Westteil. Auch der Bretterzaun stört viele Bürger. Sie wollen sehen, was passiert.

Lea Kramer

Im Stadtpark recken die ersten Krokusse die Köpfe zur Sonne. Doch nicht alles ist dort grün und idyllisch. Denn die Stadtparksanierung ist in vollem Gange. Vielen Bürgern missfallen die aufgeschütteten Erdhügel und abgesägten Bäume. Widerstand regt sich: Die Bürgerinitiative Attac schickt einen Antrag an die Stadtverwaltung, der Bund für Naturschutz bittet um ein Gespräch mit Bürgermeister Max Gotz, und ein besorgter Bürger stellt ein Protestvideo ins Internet.

Erding: Die Arbeiten im Stadtpark schreiten voran. Die Baumfällarbeiten sind bereits beendet.

Die Arbeiten im Stadtpark schreiten voran. Die Baumfällarbeiten sind bereits beendet. 

(Foto: Renate Schmidt)

Seit Mitte Januar lärmen die Motorsägen im Stadtpark. Ein Bauzaun verwehrt die Sicht auf die "Auslichtungsarbeiten". Diesen Sichtschutz empfinden die Sanierungsgegner als Affront. "In den Infoveranstaltungen war von Transparenz die Rede: Ein übermannshoher Holzzaun bietet wenig Durchsicht", sagt Gerd Gaumer, Sprecher des Arbeitskreises Umwelt von Attac Erding. Aus diesem Grund hat Attac Anfang März einen Antrag ins Rathaus geschickt. Unter Bezugnahme auf die "bisherigen Abholzaktionen" fordert das Netzwerk den "Verzicht jeglicher Eingriffe im Westteil des Parkes".

Um einen Überblick über die Rodungen zu bekommen, sind Mitglieder des Bundes Naturschutz unerlaubterweise durch ein Loch im Zaun auf das Sanierungsareal eingedrungen. Vom Ausmaß des Baumschwundes waren sie erschrocken. "Der Stadtpark wirkt jetzt sehr ausgelichtet - es wird keine Wildnis mehr wie früher sein", sagt Renate Poeschel, stellvertretende Vorsitzende der Naturschützer. Gerd Gaumer von Attac beschreibt es drastischer: "So sieht es also aus, wenn behutsam Unterholz ausgeholzt wird, wie es der Bürgermeister in der Infoveranstaltung nannte. Ich nenne das Vandalismus!"

Gaumer sagte, er habe im Vorfeld versucht, die Parteien für das "unnötige Töten gesunder Bäume" zu sensibilisieren, es habe aber nichts genützt. Denn der Stadtrat hat sich einstimmig für die Sanierung und die damit verbundenen Eingriffe in die Natur des Stadtparks ausgesprochen. Günther Kuhn, Fraktionsvorsitzender der Grünen in Erding ist über die Empörung der Gegner verwundert: "Unsere anfänglichen ökologischen Bedenken wurden von der Naturschutzbehörde schnell aus dem Raum geschafft. Es war von Anfang an klar, dass es im Park zunächst unschön aussehen wird." Kuhn gibt zu bedenken, dass sich der Eindruck bessere, sobald Bäume und Büsche im Stadtpark wieder austreiben.

Doch daran zweifeln nicht nur die Vereine, sondern auch einzelne Bürger. So wurde beispielsweise am Montag ein Video auf Youtube veröffentlicht, das den Titel "2012 Stadtpark Erding - Ökosystem vs. Tourismus" trägt. Der Urheber Andres Duering lebt seit vielen Jahren in Erding. Im Park hat er vor allem beim Spielen mit seinen Kindern viele schöne Erinnerungen gesammelt: "Ich war überrascht davon, wie viel da ausgelichtet wurde - ein Ökosystem sollte man zugunsten von Menschen nicht aufräumen." Auch der Erdinger Edgar Kubetschka ist skeptisch: "Ich finde es schrecklich, dass eine Naturoase zerstört wird. Den Bürgern wurde eine Mogelpackung mit verharmlosenden Worten vorgesetzt." Mit Keltendorf, Abenteuerspielplatz, Liegewiesen und Slackline-Point wolle man den Stadtpark zu einem Vergnügungspark machen.

Andreas Duering prangert das Vorgehen mit seinem Video an: "Ich fasse mich auch an die eigene Nase, dass ich mich nicht früher richtig über die Baumaßnahmen informiert habe, schließlich ist der Stadtpark der Park aller Erdinger." Duering versteht sein Video als Appell an die Bevölkerung. Denn rückgängig kann der erste Teil der Stadtparksanierung jetzt nicht mehr gemacht werden, doch mit seinem Engagement will er erreichen, dass die Erdinger in Zukunft wachsamer seien bei der Veränderung ihres Stadtbildes.

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