Erdinger Feuerwehr:Gegen das Wasser gewappnet

"Man darf sich nicht auf andere verlassen müssen": Die Freiwillige Feuerwehr Erding hat ein Sondergerätelager für die Hochwasserschutzausrüstung eingerichtet. Die meisten Gerätschaften sind schon angeschafft, eine Maschine steht noch aus.

Von Sarah Weiss, Erding

Um sich künftig besser gegen Hochwasser schützen zu können, hat die Feuerwehr Erding ein Sondergerätelager für Hochwasserschutzausrüstung eingerichtet. Alle Ausrüstungsgegenstände, die für die Bekämpfung des Hochwassers im Jahr 2013 notwendig waren, hat die Stadt nun selbst angeschafft. Pumpen, Schläuche, Aggregate für Notstrom, eine fahrbare Tankstelle, ein Stapler, einen Lader und einen Anhänger, auf dem die Schläuche gerollt sind - die Liste ist lang. Nur die automatische Sandsack-Maschine fehlt noch.

"Wir hatten richtig Glück, dass wir damals so viele Unterstützer hatten", sagt Kreisbrandmeister Christian Seifert, wenn er an die Überschwemmungen vor fast zwei Jahren denkt. "Aber man darf sich nicht auf andere verlassen müssen." Deshalb sei bereits im darauffolgenden September im Gespräch mit Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) klar gewesen, dass die Stadt sich besser ausrüsten müsse, sagt Seifert. Hierfür hat Gotz der Feuerwehr ein Budget von 200 000 Euro zugesichert, der Stadtrat gab am 25. Februar 2014 weitere 700 000 Euro frei. Das macht ein Gesamtbudget von 900 000 Euro, das bislang nicht ausgeschöpft worden sei.

Seifert, der hauptberuflich bei der Feuerwehr München arbeitet und seit 1978 Mitglied bei der Feuerwehr in Erding ist, bekam am 10. April 2014 den Auftrag, mit der Beschaffung zu beginnen. Etwas mehr als ein Jahr später hatte Seifert etwa 1400 Dateien zum Thema Hochwasserschutzausrüstung auf seinem Computer, alles zur Vorbereitung. Was er dann an Equipment bestellte, habe den Platz im Feuerwehrhaus gesprengt. Die Feuerwehr bekam daraufhin zwei Außenlager im ehemaligen Sägewerk Stoiber und im alten Gerbereigelände der Firma Gotz. Hier ist die Ausrüstung nun untergebracht. Jedes Teil wurde mit einem Barcode digital registriert, alles hat seinen Platz. "Das ist im Notfall wichtig, hilft uns aber auch bei der Wartung", sagt Seifert.

Beim Kauf habe sich die Feuerwehr an der Ausrüstung orientiert, die auch 2013 im Einsatz war. Das sei zum Großteil Baustellenzubehör gewesen und keine spezielle Feuerwehrausrüstung. "Sobald irgendwo Feuerwehr draufsteht, kostet ja alles das Dreifache. Dafür wurden die Gerätschaften aber immerhin dafür entwickelt, im Dreck zu liegen und nass zu werden." Bei den Pumpen sei das kein Problem gewesen, nur die Schläuche bereiteten Schwierigkeiten. "Das sind in der Regel Gewebeschläuche, weil das Material leichter ist. Wir haben jetzt vollgummierte aus der Bauindustrie, da wiegt einer allein schon 50 Kilogramm." Um die zu transportieren, entwickelte eine Schweizer Firma einen Schlauchverlegeanhänger für die Erdinger. In einer Kassette transportiert der Hänger die Schläuche an ihren Bestimmungsort, sie können noch während der Fahrt vom Hänger gelassen werden. Nach ihrem Einsatz nimmt der Wagen die Schläuche über ein Förderband wieder auf, dabei werden sie automatisch gereinigt. 400 Liter Wasser sind dazu immer mit an Bord. "Eine solche Kassette voll mit Schläuchen wiegt 2700 Kilogramm", sagt Seifert. "Das packt nicht jede Maschine." Deshalb habe die Feuerwehr einen gebrauchten leistungsstarken Dieselstapler angeschafft. Auch ein neuer Radlader gehört jetzt zum Inventar. Er soll später die automatische Sandsackmaschine befüllen oder kann Pumpen für einen Probelauf betreiben.

Vier Hochleistungspumpen stehen neben dem Lader in der Gerätehalle, eine davon ist direkt in einen Anhänger integriert. "Den kann man rausfahren, dann ist er sofort einsatzbereit. Ein Dieselaggregat treibt die Pumpe an, an die können wir acht Schläuche anschließen. Das ergibt eine Leistung von 10 000 Litern in der Minute", erklärt Seifert. Drei baugleiche Pumpen ohne Anhänger seien für den Anschluss an einen Traktor gedacht. "Im Stadtgebiet Erding gibt es 35 Landwirte, die einen geeigneten Schlepper mit über 100 Kilowatt Leistung haben."

"Für den Hausgebrauch", wie Seifert es nennt, stehen 20 weitere Pumpen zur Verfügung, die an den normalen Hausstrom angeschlossen werden können und Dreck bis zur Größe eines Golfballs problemlos einsaugen. "Das eignet sich etwa bei vollgelaufenen Kellern." Auch größere Elektropumpen mit geeigneten Aggregaten hat die Feuerwehr gelagert. Mit den Aggregaten könne man im Notfall acht bis zehn Haushalte versorgen, schätzt Seifert. Für diesen Fall gebe es einen fahrbaren Dieseltank, denn: "Bei einem Stromausfall funktioniert auch keine Tankstelle mehr."

Einzig die Sandsackmaschine steht noch aus. Die zuständige Firma habe der Feuerwehr zugesichert, dass die eigens entwickelte Anlage 1800 Säcke pro Stunde befüllen werde. "Das wird eine logistische Herausforderung: Leute müssen die Maschine mit leeren Säcken befüllen, es muss genug Sand hergeschafft werden und nach dem Befüllen müssen wiederum Leute die Säcke abnehmen, zunähen und wegfahren." Dennoch sei die Entlastung der Arbeiter enorm. Seifert ist zuversichtlich, dass die Maschine noch vor dem Kreisfeuerwehrtag am 16. Mai probeweise in Betrieb genommen werden könne. 50 000 leere Sandsäcke stehen bereit.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: