Infizierte Tiere:Geflügelpest erreicht den Landkreis

Infizierte Tiere: Hühner dürfen seit Mitte März im Landkreis nicht mehr ins Freie. Stallhaltung ist vorgeschrieben, damit sie sich nicht durch Wildvögel an der Geflügelpest anstecken können. Doch das Virus wird auch über den Ankauf infizierter Tiere verbreitet.

Hühner dürfen seit Mitte März im Landkreis nicht mehr ins Freie. Stallhaltung ist vorgeschrieben, damit sie sich nicht durch Wildvögel an der Geflügelpest anstecken können. Doch das Virus wird auch über den Ankauf infizierter Tiere verbreitet.

(Foto: Renate Schmidt)

Ausbruch bei einem Betrieb im südlichen Teil: dort müssen nun alle Tiere getötet werden. Geflügelhalter müssen weiterhin ihre Tiere im Stall lassen, um eine Ansteckung zu vermeiden

Von Thomas Daller, Erding

Über Ostern ist im Landkreis Erding die Geflügelpest ausgebrochen. In einem Betrieb im südlichen Landkreis wurden rund 100 infizierte Tiere festgestellt. Auf den Betrieb wurde man aufmerksam, nachdem in einem kleinen Betrieb bei Poing im Landkreis Ebersberg Fälle von Geflügelpest aufgetreten waren. Der Poinger Halter hatte zuvor Junghennen von dem Züchter im südlichen Landkreis Erding bezogen. Nach einem Hinweis des Ebersberger Veterinäramts wurden auch ihre Kollegen im Landkreis Erding beim Verkäufer fündig. Sämtliches Geflügel dieses Betriebs wird nun gekeult, also getötet.

Die Vogelgrippe grassiert zur Zeit in Deutschland. Gemäß dem Friedrich-Löffler-Institut, dem Nationalen Referenzlabor für Tierseuchen, sind in Deutschland seit dem 30. Oktober vergangenen Jahres etwa 1000 Fälle bei Wildvögeln und 133 Ausbrüche bei Geflügel festgestellt worden.

Seit Mitte März müssen alle Geflügelhalter im Landkreis Erding ihre Tiere im Stall lassen um einer Infektion über Wildvögel vorzubeugen. In der Regel erkranken nur Wildvögel und Wirtschaftsgeflügel wie Hühner und Puten. Andere Vogelarten können das Virus jedoch latent in sich tragen und verbreiten. Ein direkter Kontakt von Hunden oder Katzen mit Vogelkadavern sollte daher zur Zeit nach Möglichkeit verhindert werden.

Auch eine indirekte Übertragung durch Menschen, Fahrzeuge, Mist, Futter oder Transportkisten ist möglich. Hinweise zu Infektionen bei Menschen liegen in Deutschland nicht vor. Allerdings ist in Russland nach Behördenangaben weltweit erstmals das Vogelgrippevirus H5N8 auf Menschen übertragen worden. Wissenschaftler hatten das Virus bei sieben Menschen in einer Geflügelfabrik nachgewiesen, in der im Dezember bei Tieren die Vogelgrippe aufgetreten war.

Derzeit gilt somit erhöhte Vorsicht: Um einer Weiterverbreitung der Geflügelpest vorzubeugen, wurde vom Landratsamt Erding rund um den Ausbruchsbetrieb ein Sperrbezirk mit einem Radius von drei Kilometern und ein Beobachtungsgebiet mit einer Ausdehnung von zehn Kilometern ausgewiesen. In diesen Restriktionszonen wird per Allgemeinverfügung das Verbringen von Geflügel, Eiern, Fleisch aus geflügelhaltenden landwirtschaftlichen Betrieben reglementiert.

Die Anzahl des Geflügels hat sich im Landkreis in den vergangenen zehn Jahren von knapp 40 000 Stück im Jahr 2010 auf mehr als 200 000 Stück verfünffacht. Die Zahlen berufen auf der Statistik des Amts für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (AELF), wobei Kleinbetriebe gar nicht in der Statistik erfasst werden. Außerdem rät das AELF zu einem vorsichtigen Umgang mit dieser Statistik, weil darin nur die Hühner oder Puten erfasst werden, deren Hauptbetrieb seinen Sitz im Landkreis Erding habe. Dazu könnte dann auch ein Stall zählen, der beispielsweise im Landkreis Freising oder Landshut stehe.

Grundsätzlich beobachte man allerdings schon einen Aufwärtstrend in der Geflügelhaltung, so das AELF. Das könne unter anderem damit zusammenhängen, dass die Landwirte darauf ausweichen, nachdem der Milchpreis immer wieder stark einbreche und wegen der Afrikanischen Schweinepest auch die Preise für Schweinefleisch deutlich nach unten gegangen seien. Man beobachte, dass vor allem sogenannte mobile Ställe für Geflügel im Kommen seien.

Die Geflügelpest ist somit auch ein Rückschlag für Landwirte und Verbraucher, die das Tierwohl besonders im Auge haben. Die teureren Eier von freilaufenden Hühnern, die von vielen Konsumenten gekauft werden, um diese Tierhaltung zu unterstützen, werden nun knapp. Auch die Alternativen für mobile Ställe gestalten sich nicht einfach. Vor allem, weil derzeit noch gar nicht absehbar ist, bis wann die Geflügelpest wieder unter Kontrolle gebracht werden kann.

Als ein Hauptüberträger der Geflügelpest in Deutschland kommt nach Angaben des Veterinäramtes ein Großbetrieb in Nordrhein-Westfalen in Frage, der Geflügelhof Schulte im Landkreis Delbrück-Westenholz. Hier war das Virus am 22. März festgestellt worden.

Der Züchter verkauft bundesweit. Nicht auszuschließen sei daher, so Landratsamtssprecherin Daniela Fritzen, dass neben den bisher bekannten Kontaktbetrieben noch weitere Tierhalter Geflügel zwischen 28. Februar und 23. März von diesem Händler erworben haben. Betriebe, die in diesem Zeitraum vom Geflügelhandel Schulte Tiere bezogen haben, sollen umgehend mit dem Veterinäramt Erding, Telefonnummer 08122/ 581470 Kontakt aufnehmen.

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