Vortrag im Museum Erding:Über den Ursprung Erdings

Vortrag im Museum Erding: So könnte die Befestigungsanlage des frühmittelalterlichen Herrenhofes Erding, mit mehreren Wällen, Gräben und Palisadenwänden ausgesehen haben.

So könnte die Befestigungsanlage des frühmittelalterlichen Herrenhofes Erding, mit mehreren Wällen, Gräben und Palisadenwänden ausgesehen haben.

(Foto: Marc Miltz (Visualisierung))

Die Forschungsgrabungen in Altenerding haben entscheidende Erkenntnisse zu Erding im Frühmittelalter erbracht. Grabungsleiter Marc Miltz erläutert beim Archäologischen Verein Erding, was man alles herausgefunden hat.

Von Florian Tempel, Erding

Wer die Ursprünge Erdings finden will, muss in Altenerding suchen. Das ist spätestens seit den archäologischen Forschungsgrabungen in den Jahren 2017 und 2018 klar. Der Archäologe Marc Miltz war als Grabungsleiter dabei und hat zum Thema seine Doktorarbeit mit dem Titel "Der frühmittelalterliche Herren- und Königshof von Altenerding" verfasst. Miltz war über mehrere Jahre Stipendiat der Ludwigs-Maximilians-Universität München im Forschungsprojekt "Erding im Ersten Jahrtausend", das die Stadt maßgeblich mitfinanziert hat. Im Museum Erding wird er seine Forschungsergebnisse am kommenden Montag mit einem reich bebilderten Vortrag der Öffentlichkeit präsentieren.

Der im Frühmittelalter bedeutende Ort "Ardeoingas", der in Urkunden zum ersten Mal um die Jahre 791 bis 793 genannt ist, lässt sich dank der Forschungsgrabungen ziemlich genau lokalisieren. Das Ur-Erding lag in Altenerding innerhalb der Semptschleife südlich der Ardeo- und östlich der Landgerichtsstraße. Hier wurde eindeutig ein karolingischer Königshof nachgewiesen. Das Ur-Erding war also seinerzeit ganz schön bedeutend. Warum die spätere Stadt im 13. Jahrhundert nicht ebenfalls dort entstanden ist, sondern eineinhalb Kilometer weiter nördlich angelegt wurde, ist hingegen eine noch offene Frage.

Vortrag im Museum Erding: Marc Miltz, Museumsleiter Harald Krause und Professor Bernd Päffgen (von links) 2017 an der Grabungsstelle in Altenerding.

Marc Miltz, Museumsleiter Harald Krause und Professor Bernd Päffgen (von links) 2017 an der Grabungsstelle in Altenerding.

(Foto: Renate Schmidt)

Noch vor der Nennung als Königshof der Karolinger besaß der frühmittelalterliche Hof an besagter Stelle bereits im 7. Jahrhundert eine außergewöhnliche Befestigungsanlage. Bei den archäologischen Grabungen wurde deutlich, dass das große Anwesen mit mehreren Gräben und Wällen umgeben war. Oben drauf auf dem innersten Befestigungswall wird wahrscheinlich noch eine Palisadenwand aus Holz den Abschluss gebildet haben. Eine so sehr ausgearbeitete Wehranlage unterstreicht die naheliegende Annahme, dass der Ort im 7. Jahrhundert ein herrschaftliches Zentrum der agilolfingischen Herzöge war.

Die Forschungsergebnisse sind nicht nur von lokaler, sondern überregionaler Bedeutung

Dazu kommt noch ein weiteres Forschungsergebnis. Gleich neben dem frühmittelalterlichen herrschaftlichen Hof befindet sich das Petersbergl, wo es einen ebenso frühen, wie wissenschaftlich interessanten Friedhof um eine frühe Kirche gegeben hat. Die Bestattungen dort fanden in der Merowinger- und Karolingerzeit statt. Der Friedhof steht damit in der Nachfolge zum berühmten Reihengräberfeld von Klettham, wo von der Spätantike des 5. Jahrhunderts bis ins 8. Jahrhundert Bestattungen stattfanden.

Harald Krause, der Leiter des Museums Erding und Vorsitzender des Archäologischen Vereins Erding, fasst die Bedeutung der Forschung zusammen: "Vor allem die Kombination dieser beider außergewöhnlichen Ergebnisse trägt nicht nur maßgeblich zum Verständnis der Lokalgeschichte des Erdinger Raums bei, sondern wird auch weit außerhalb Erdings in der Forschungsgemeinschaft diskutiert und reflektiert werden."

Erding gefunden!, Vortrag zu den Ausgrabungen am agilolfingischen Herzogs- und karolingischen Königshof von Altenerding, Montag, 12. Dezember, 19.30 Uhr, Museum Erding.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: