Erding:Freiheitsstrafe auf Bewährung für Waffennarr

Wartenberger hortete Pistolen und Munition. Ein Ehekrach löst die Durchsuchung der Wohnung aus

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die Liste der Waffen und Waffenteile, die beim Angeklagten vor rund zwei Jahren in seiner Wohnung gefunden wurden, war ziemlich lang - darunter halbautomatische und vollautomatische Waffen und rund 10 000 Schuss Munition. Die Zahl der Verstöße gegen das Kriegswaffen- und Waffengesetz ebenso. Die Staatsanwältin benötigte für die Aufzählung einige Zeit. Dennoch blieb am Schluss der Verhandlung das Schöffengericht unter Amtsrichter Björn Schindler unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, eine Freiheitsstrafe ohne Bewährung zu verhängen. Der 59-jährige Wartenberg wurde zwar zu einem Jahr und acht Monaten Freiheitsstrafe verurteilt, diese wurde aber für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Zudem muss der sich als "Waffennarr" bekennende Angeklagte 5000 Euro an den Bayerischen Landesverband für Gefangenfürsorge und Bewährungshilfe in München zahlen.

Auf das umfangreiche Waffenlager stieß die Polizei nur aus Zufall. Der Angeklagte hatte sich am 13. Januar 2018 einen heftigen Streit mit seiner damaligen Ehefrau geliefert, in dessen Verlauf die Frau die Polizei anrief. Nach Aussage des in dem Fall ermittelnden Polizeibeamten hatten wohl beide aufeinander eingeprügelt - teilweise mit einem Brotzeitbrettl. Jedenfalls hatten beide Verletzungen aufzuweisen, als die Beamten in der Wohnung eintrafen. Die Vorwürfe, die damals gegen den Angeklagten im Raum standen, waren umfangreich: neben Körperverletzung auch die Verbreitung pornografischer Bilder an die 15-jährige Tochter einer Ex-Ehefrau, und, was den Waffenfund auslöste, die Angabe der Frau, er habe ihr gedroht, sie zu erschießen. Deshalb fragten die Beamten den Angeklagten nach Waffen im Haus. Die bereits zahlreichen Waffen, die er legal besitzen durfte dank Waffenbesitzkarte, darunter eine Pistole SIG Sauer, hatte der Wartenberger schnell ausgehändigt. Alle Waffen und dazugehörige Munition seien ordnungsgemäß verwahrt worden, sagte der Ermittler vor Gericht.

Nach einem Tipp der Ehefrau, dass er noch mehr Waffen besitze, durchsuchten die Polizeibeamten alle Räume und wurden schnell fündig. Hinter einer Verblendung in der Küche wurden eine Maschinenpistole und zwei Pistolen gefunden. Im weiteren Verlauf noch weitere Kurz- und Langwaffen, darunter eine Uzi, eine kompakte Maschinenpistole aus Israel, sowie ein Lasergerät zur Zielerfassung zum Aufsetzen auf eine Pistole und Tausende Schuss Munition unterschiedlichsten Kalibers, darunter Leuchtspurmunition.

Der Angeklagte wurde nach seiner Verhaftung ins Bezirkskrankenhaus gebracht, da man nicht wusste, laut Aussage des Ermittlers, ob noch Gefahr von ihm ausgehe. Sämtliche Waffen, auch die, die er legal besaß, wurden zur Polizeiinspektion nach Erding gebracht.

Erst der Einsatz von Waffenexperten des Landeskriminalamtes brachte Aufschluss, mit welchen Waffen, oder auch nur Waffenteilen der Wartenberger gegen welches Gesetz verstoßen hat. Zudem wurden alle Waffen auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft. Am Schluss blieb nur der Besitz eines Verschlusses einer Uzi übrig, der gegen das Kriegswaffengesetz verstieß, da ein Gutachter nicht zweifelsfrei feststellen konnte, ob die dazugehörige Maschinenpistole nach einem Umbau noch unter das Gesetz fällt.

Der Angeklagte hatte sich schon bei der Polizei geständig gezeigt. Was anderes sei ihm bei den gefundenen Waffen auch nicht übrig geblieben, sagte die Staatsanwältin. Sein Verteidiger erklärte, dass sein Mandant die Waffen nur besitzen, aber nie einsetzen wollte und von einem Waffenteil gehe kaum Gefahr aus. Das Schöffengericht verhängte auch deshalb nur eine Bewährungsstrafe, weil der Mann keine Vorstrafen hat und eine positive Sozialprognose. Zudem wurden alle Waffen eingezogen - auch die legal erworbenen.

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