Süddeutsche Zeitung

Erding:Frauenbelästigung ist nicht belegt

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Erdinger Polizei hat am Freitag nur anonyme Hinweise erhalten

Von Florian Tempel, Erding

Ob Frauen am Freitagabend in der Erdinger Innenstadt aus einer Gruppe von sieben afghanischen Flüchtlingen im Alter zwischen 17 und 25 Jahren heraus belästigt worden sind, ist nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen unklar. Bislang habe sich keine Frau bei der Polizei gemeldet, sagt der Leiter der Polizeiinspektion Erding, Anton Altmann, am Montag. Von einem anonymen männlichen Anrufer, der gemeldet hatte, dass Frauen am oder in der Nähe des Schrannenplatzes angepöbelt worden seien, hat die Polizei keine Personalien. Auch von einem Mann, der während der Festnahme von zwei der sieben Asylbewerber einem Polizeibeamten gesagt habe, genau diese beiden jungen Männer hätten zuvor Frauen belästigt, kennt die Polizei weder Namen noch Anschrift. "In der Situation war es nicht möglich, die Personalien des Zeugen festzustellen", sagt Altmann. Da es somit für "Belästigungen in welcher Form auch immer" bisher keine verlässlichen Anhaltspunkte gebe, blieben "effektiv nur zwei Anzeigen wegen Widerstands und versuchter Körperverletzung".

Zwei Männer aus der Gruppe der Flüchtlinge schlugen laut dem Polizeibericht vom Samstag unvermittelt mit Fäusten auf zwei Zivilfahnder ein, als die Polizei die Männer in der Langen Zeile aufgehalten hatte und ihre Personalien feststellen wollte. Die zwei betrunkenen Randalierer wurden daraufhin von je vier Polizeibeamten niedergerungen und festgenommen. Verletzt wurde niemand. Während die fünf anderen Männer aus der Siebener-Gruppe einen Platzverweis für die Erdinger Innenstadt erteilt bekamen und danach gehen durften, mussten die zwei Angreifer eine Nacht in Polizeigewahrsam verbringen. Haftbefehle wurden nicht beantragt, sagt Altmann, da Widerstand gegen die Polizei und versuchte Körperverletzung für einen Haftbefehl erfahrungsgemäß nicht ausreiche - "da macht kein Staatsanwalt mit". Um wegen des Verdachts der Belästigung von Frauen weiter zu ermitteln, müssten sich erst die Betroffenen oder zumindest Augenzeugen bei der Polizei melden.

Dass Männer aus der Gruppe der sieben Flüchtlinge auf den Christbaum am Schrannenplatz geklettert waren und dabei Äste abtraten, könnte von der Stadt Erding als Sachbeschädigung angezeigt werden, sagte Altmann. Ob ein Strafantrag gestellte werde, "müssen wir noch überlegen", sagte der Pressesprecher der Stadt.

Auch die Ermittlungen in einem anderen Fall sind schwierig. In der Nacht von Freitag auf Samstag sind in Hörlkofen auf Höhe der dortigen Container-Asylunterkunft zwei Autos mit kleinen Steinen beworfen worden. Altmann sagte, dass ein Mann und eine Frau der Polizei zwar Steinwürfe gegen ihre Fahrzeuge gemeldet hätte. Beide wollten jedoch anonym bleiben. Auch in diesem Fall ist die Polizei darauf angewiesen, dass sich Betroffene oder Zeugen melden und genauere Angaben machen. Es gebe bislang keine Hinweise darauf, dass Bewohner der Asylunterkunft die Autos beworfen hätten. Da an der Unterkunft islamfeindliche Aufkleber entdeckt worden sind, schließt die Polizei nicht aus, dass die Steinwurf-Attacken den dort erst seit kurzem wohnenden Flüchtlingen womöglich von Dritten untergeschoben werden sollten.

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Quelle:
SZ vom 12.01.2016
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