GeflüchteteUnterkunft für 188 Menschen

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Im Innenhof ist ein Spielplatz geplant. Auch sechs Bäume sollen gepflanzt werden.
Im Innenhof ist ein Spielplatz geplant. Auch sechs Bäume sollen gepflanzt werden. (Foto: Renate Schmidt)

Nach nur sechs Monaten ist die Anlage in Erding nahezu fertig. Beim Bau von Flüchtlingsunterkünften kann es jetzt ganz schnell gehen.

Von Regina Bluhme, Erding

Über kaum ein Gebäude wird derzeit in Erding so viel gesprochen wie über die neue Flüchtlingsunterkunft an der Dr.-Henkel-Straße. Auf einem ehemaligen Parkplatz hat der Erdinger Privatinvestor Florian Brandhuber eine Großunterkunft errichtet, einen imposanten Bau aus Betonfertigteilen, der vom Aussehen und Ausmaß ins Auge fällt. Was jetzt alles möglich ist.

Platz für insgesamt 188 Geflüchtete bietet die Unterkunft an der Dr.-Henkel-Straße, Ecke Landgestütstraße, nach Auskunft von Florian Brandhuber. Die Bewohner und Bewohnerinnen sind in Zwei-Bett-Zimmern à 16 Quadratmeter untergebracht, es gibt gemeinschaftliche Sanitärräume und eine Gemeinschaftsküche. 30 Prozent der gesamten Wohnfläche sind laut Brandhuber aber als Wohnungen für Familien mit Kindern gestaltet worden, die eine eigene Küche und ein Bad haben.

Am Donnerstag besuchte eine Delegation des Erdinger Stadtrats die Baustelle. Zuvor hatten sich Mitglieder des Kreistags umgesehen. Bauleiter Tobias Eckert führte die Besucher und Besucherinnen im Erdgeschoss zu einem großen Raum: Dieser sei als Gemeinschafts- oder Sozialraum gedacht, erklärte Brandhuber. Hier könnten zum Beispiel Kinder ihre Hausaufgaben erledigen.

In nur sechs Monaten stand der Rohbau, errichtet aus Betonfertigbauteilen einer niederbayerischen Firma, die täglich acht Stück der tonnenschweren Elemente angeliefert hat, so Tobias Eckert. Insgesamt wurden circa 580 Teile verbaut. Im September wird laut Brandhuber das Gebäude, das mit einem Aufzug versehen wird, an das Landratsamt Erding beziehungsweise die Regierung von Oberbayern übergeben. Der Mietvertrag läuft über zehn Jahre.

Bei der Besichtigung mit Investor Florian Brandhuber (2. rechts) und Bauleiter Tobias Eckert (rechts).
Bei der Besichtigung mit Investor Florian Brandhuber (2. rechts) und Bauleiter Tobias Eckert (rechts). (Foto: Renate Schmidt)
Das Gebäude an der Dr.-Henkel-Straße.
Das Gebäude an der Dr.-Henkel-Straße. (Foto: Renate Schmidt)

Was passiert mit dem Gebäude nach den zehn Jahren?, wollte ein Besucher gleich als Erstes wissen. Es gebe die Option auf Verlängerung des Mietvertrags, antwortete Florian Brandhuber. Das gesamte Gebäude könnte aber auch wieder abgebaut und recycelt werden. Oder es könnte für eine anderweitige Nutzung umgebaut werden, etwa für ein Schwesternwohnheim.

Aktuell sind im Haus noch die Maler am Werk, demnächst wird der gesamte Boden im Haus gefliest und die Außenanlagen werden fertiggestellt. Für die Möblierung ist das Landratsamt zuständig, Küche und Bäder baut der Investor ein. Im Innenhof ist laut Tobias Eckert ein Spielplatz geplant mit Schaukel und Sandkasten und Sitzgelegenheiten. Zudem sollen sechs Bäume gepflanzt werden. Aufs Dach kommt noch eine PV-Anlage, geheizt wird mit Gas.

Die Vorgaben des Bebauungsplans würden exakt eingehalten

Insgesamt sind auf dem Areal circa 30 Stellplätze vorgesehen, acht mehr als vorgeschrieben, so Brandhuber. Auf Nachfrage betonte er, es habe in keiner Hinsicht Ausnahmegenehmigungen für den Bau gegeben. „Ich baue das, was gefragt wird.“ Die Vorgaben des Bebauungsplans würden exakt eingehalten. Stadtrat Burkhard Köppen (CSU) verwies auf Proteste gegen das Projekt: Anwohner seien bei der Stadt „Sturm gelaufen“. Ob auch Brandhuber mit Kritik konfrontiert worden sei? „Ich bin kein Politiker, wir bauen Gebäude“, antwortete der Investor. Ihm gegenüber habe es „nie heftige Reaktionen“ gegeben. Er baue „das, was gefordert wird“, gemäß den Vorschriften und Festsetzungen.

Vor etwa vier Jahren war ein Privatunternehmer mit seinen Plänen für das Areal gescheitert. Einen Bürokomplex mit drei Stockwerken inklusive Penthouse-Wohnungen wollte er errichten. Der damalige Stadtbaumeister Sebastian Henrich hatte in der Diskussion unter anderem auf die zwei denkmalgeschützten Villen an der Dr.-Henkel-Straße verwiesen, die nicht durch eine Bebauung „erschlagen werden“ sollten. Letztendlich wurden sich Stadt und Investor auch wegen der Gebäudehöhe nicht einig und er schmiss hin. Im Anschluss ging nichts weiter.

Beim Bau von Flüchtlingsunterkünften bleibt den Kommunen nicht viel Spielraum

Jetzt steht auf dem Areal an der Dr.-Henkel-Straße ein dreistöckiges Gebäude mit Flachdach. Für den Bau von Flüchtlingsunterkünften hat der Bund inzwischen das Baurecht geändert. Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) verwies zuletzt immer wieder darauf, dass die Stadt bei der Erteilung der Baugenehmigung für die Unterkunft keinerlei Ermessensspielraum hatte: Nachdem der Bauantrag für das Gebäude alle Vorgaben erfüllt hatte, habe die Stadt zugestimmt.

Ein reiner Zweckbau mit 2500 Quadratmetern Wohnfläche wurde errichtet, mit dem man sich aber auch „nicht verstecken müsse“, so Brandhuber. Dieses Gebäude sei auf jeden Fall besser als eine Containeranlage.

Zur Baustellenbesichtigung am Donnerstag waren auch Sandra Weinzierl und Manuela Huber vom Sonic-Jugend- und Kulturhaus gekommen. Das Erdinger Jugendzentrum befindet sich nur ein paar Häuser von der Unterkunft entfernt. Oberbürgermeister Max Gotz hat einen gemeinsamen Streetworker ins Spiel gebracht.

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