Erding:Flankiert von kleinen Strolchen

Auf dem Gelände der Wartenberger Klinik soll sich ein Waldkindergarten ansiedeln

Von Wolfgang Schmidt

Die Wartenberger Klinik genießt einen exzellenten Ruf als Reha-Einrichtung sowie als Fachklinik für Akutgeriatrie und Palliativmedizin. Klar, dass damit der Anteil älterer Menschen auf dem idyllisch gelegenen Gelände besonders hoch ist. Ein ungewöhnlicher Schritt könnte das Alltagsleben der Patienten ziemlich verändern: Diese könnten sich bald nicht nur am Zwitschern der Vögel, sondern auch am hellen Lachen von kleinen Strolchen erfreuen. Vieles deutet darauf hin, dass es von September an in Wartenberg einen Waldkindergarten geben wird. Die Initiative dazu stammt aus der Klinik, der Marktgemeinderat ist im Grundsatz von dem Vorhaben überzeugt und mit der Einrichtung "Kinderland plus" aus Poing stünde ein erfahrener Träger bereit.

Geboren wurde die Idee von Klinik-Geschäftsführer Constantin von Stechow - nicht zuletzt aus ganz praktischen Erwägungen heraus: Die Mitarbeiter der Einrichtung haben ziemliche Probleme, ihre Schichtzeiten mit den Öffnungszeiten normaler Kindergärten abzustimmen. Auf der anderen Seite sieht der 39-Jährige das Zusammentreffen von Geriatrie und Kindern als "gegenseitige Bereicherung" an. Und was die Palliativstation angeht, sagt Stechow, würden sich die Patienten dort "bestimmt freuen, junges Leben um sich herum zu sehen". Der Wald befindet sich in unmittelbarer Nähe - es passe "also alles optimal zusammen", zumal ein Standort für die Bauwagen sowie den notwendigen Schutzraum nach Stechows Ansicht auch schon gefunden ist.

Auch eine Abordnung des potenziellen Trägers Kinderland plus, der mit den Erdinger "Mooswichteln" schon einen Waldkindergarten betreibt, hat das Gelände inzwischen in Augenschein genommen. Claudia Schaper zeigte sich danach "von den natürlichen Begebenheiten begeistert". Wald in direkter Nähe, die Lage in Wartenberg, die Offenheit der Klinik und die Möglichkeit eines Schutzraums - das seien ideale Voraussetzungen, die vier Schwerpunkte des Kinderland-Konzepts umzusetzen: Natur als täglicher Begleiter; Inklusion und Integration, also ein Kindergarten für alle Kinder; der generationsübergreifende Aspekt und die gemeinsame Arbeit für Eltern und von Eltern. Die Öffnungszeiten des Waldkindergartens werden sich laut Schaper zumindest am Vormittag sehr stark nach den Schichtplänen der Klinik richten. Natürlich stehe er aber auch allen Kindern der Marktgemeinde offen.

Den demografischen Wandel, sagt Schaper, "werden die jetzigen Kinder in Zukunft sehr deutlich mitkriegen" - und deshalb, so glaubt auch sie, habe jede Gruppe für sich vom Nebeneinander von Altenpflege, Palliativstation und Kindergarten nur Vorteile. Mit dem Tod würden die Kinder auch im Wald konfrontiert, wenn sie ein totes Reh oder einen toten Hasen fänden. Und die Mooswichtel, die einmal wöchentlich dem Erdinger Seniorenheim Heilig Geist einen Besuch abstatten, bekämen es natürlich auch mit, "wenn die Krankenwagen vorfahren und mit einem Mal die nette Oma von der vergangenen Woche nicht mehr da ist". Im Übrigen, sagt Schaper, führe man die Kinder ja nicht durch die Gänge der Palliativabteilung.

Auf politischer Ebene gibt es seit der Marktgemeinderats-Sitzung vom Dezember ebenso ein Bekenntnis zu einem Waldkindergarten. Die Gemeinde hatte die Trägerschaft zuerst dem katholischen Kindergarten angeboten. Nach der Absage von Pfarrer Gregor Bartkowski hatte Bürgermeister Manfred Ranft (FW) aber umgehend die Einrichtung Kinderland plus parat, der er beste Referenzen bescheinigte. An Kosten, so die überschlägige Rechnung von Ranft, wird auf die Gemeinde ein Posten von 50 000 Euro für zwei Bauwagen zukommen. Wenn man in den beiden bestehenden Kindergärten eine neue Gruppe bilden wolle, muss laut Ranft ein Anbau her und der komme die Gemeinde viel teurer zu stehen. Dem Vorschlag von Georg Furtner, die Klinik solle sich an den Kosten beteiligen, weil ja ihr Personal am stärksten von der Einrichtung profitiere, erteilte Ranft eine klare Absage. "Da hat man andere Aufgaben zu bewältigen", sagte der Bürgermeister, der auch Stiftungsvorsitzender der Wartenberger Klinik ist.

Christian Pröbst (CSU) warnte, man solle sich nicht zu den bestehenden Kindergärten unnötig Konkurrenz machen. Deshalb dürften die Gebühren für den Waldkindergarten nicht geringer sein als für die beiden anderen. Hier jedenfalls konnte Claudia Schaper im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung schon einmal Entwarnung geben. Es sei geplant, das bestehende Mooswichtel-Konzept den Wartenberger Gegebenheiten anzupassen. Das gelte auch für die Kosten, in Erding werde das genauso praktiziert.

In seiner Sitzung am morgigen Mittwoch will der Marktgemeinderat mit den Richtlinien für den Waldkindergarten einen Schritt weiterkommen, damit sich interessierte Eltern bei der Kindergarteneinschreibung am 24. Februar gezielt für die Einrichtung bewerben können. Organisatorisch sei der Start im neuen Kindergartenjahr für Kinderland plus jedenfalls kein Problem, versichert Claudia Schaper.

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